Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 82
Jugendliche in dieser Stadt aufwachsen mit Sprüchen
wie diesen, die ich vorher erwähnt habe.
Und weil wir der Meinung sind, dass die Stadt da eine
große Verantwortung trifft, möchten wir einerseits einen Antrag einbringen
betreffend Entfernung von rassistischen Schmierereien auf gemeindeeigenen
Häusern. Das Beispiel wurde vom Kollegen Lasar vorhin erwähnt. Er hat vergessen
dazuzusagen, dass in Leicester in Großbritannien die Praxis herrscht, dass
diese Sprüche innerhalb von 12 Stunden entfernt werden. Wir haben uns
gedacht, zwei Tage wären da realistischer bei einer Stadt wie Wien. Deshalb
beantragen wir, dass zumindest der Versuch unternommen wird, dass diese
Schmierereien, nachdem sie bei der Gemeinde gemeldet werden, innerhalb von zwei
Tagen auch wirklich entfernt werden.
Der zweite Antrag betrifft,
wie gesagt, rassistische Schmierereien und Hetzparolen auf nichtgemeindeeigenen
Häusern. Wir sind der Meinung, dass auch da die Stadt eine Verantwortung
trifft. Als die StRin Sima vorhin davon gesprochen hat, hat es so geklungen,
als wären dazu Hunderttausende, wenn nicht Millionen Euro nötig. Solche Beträge
wären natürlich nicht notwendig. Es geht nicht um das Anstreichen von ganzen
Häusern sozusagen, sondern um die Übermalung von kleinen Stellen, an denen
rassistische Parolen angebracht sind. Deshalb würde man mit einem relativ kleinen
Kostenaufwand auskommen und die Hausbesitzer und die Wohnungsbesitzer auch
unterstützen bei ihrem hoffentlich vorhandenen Engagement gegen Rassismus. Da
lautet der Antrag auch, dafür zu sorgen, Strukturen zu schaffen, dass
rassistische Schmierereien binnen zweier Werktage entfernt werden.
Wir hoffen, dass die Wiener
SP, die sich ja öffentlich zur Diversitätspolitik bekennt, auch die
Bereitschaft haben wird, diesen zwei Anträgen zuzustimmen, um gegen Rassismus
aktiv etwas zu tun und sich nicht darauf zu verlassen, dass Rassismus einfach
von selbst verschwinden wird, denn das wird er bekanntlich nicht tun. Das zeigt
uns auch die heutige Tagesordnung, sprich Dringliche Anfrage. – Danke für Ihre
Aufmerksamkeit. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke schön.
Frau Mag Feldmann ist
die Nächste. Kann irgendwer die Schriftführung übernehmen? Bitte sehr, Frau
Magister!
GRin Mag Barbara Feldmann (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir bewilligen in diesem
Gemeinderat Subventionen für zahlreiche Vereine, die unter anderem Deutschkurse
anbieten, und wir sind sehr glücklich darüber, dass nach endlosen Diskussionen
sich die SPÖ der Meinung angeschlossen hat, dass Deutschkurse wichtig sind für
die Basis des funktionierenden Zusammenlebens verschiedener Nationalitäten in
Wien.
Es ist ein Anliegen, das in
erster Linie Frauen betrifft, denn Männer stehen im Berufsleben. Sie sind
direkt damit konfrontiert, sich verständigen zu müssen, und Frauen, vor allem
aus Kulturen mit stark traditionellem Frauenbild, bleiben eher im Hintergrund
und stehen damit außerhalb unserer Gesellschaft. Das heißt, Männer und Kinder
müssen sich oder können und dürfen sich durch Beruf und Schule mit dem neuen
Lebensfeld in Wien auseinander setzen und sind daher sprachlich
herausgefordert, während Frauen durch dieses Nichtöffentlichsein in beiden
Lebenswelten immer stärker an den Rand geraten.
Es ist am 8. März Internationaler Frauentag, und
im Zuge dessen ist für mich die Gelegenheit, für diese vergessenen Frauen
dieses Thema zu thematisieren, denn gleichgültig, was von der Stadtregierung in
den Medien behauptet wird, diese Frauen sind vergessene Frauen, und wir stehen
hier wie bei allen Aktionen vor dem Problem: Reicht die Qualität, die geboten
wird, aus, um die Ziele zu erreichen?
Im konkreten Fall, bei den Deutschkursen, ist in der
Integrationsvereinbarung Sprachniveau A2 festgeschrieben, und das heißt – ich
finde das sehr interessant, ich zitiere –: „Kann Sätze und häufig gebrauchte
Ausdrücke verstehen, die mit Bereichen von ganz unmittelbarer Bedeutung
zusammenhängen, zum Beispiel Informationen zur Person, zur Familie, Einkaufen,
Arbeit, nähere Umgebung.“ Oder: „Kann sich in einfachen routinemäßigen
Situationen verständigen, in denen es um einen einfachen und direkten Austausch
von Informationen über vertraute und geläufige Dinge geht. Kann mit einfachen
Mitteln die eigene Herkunft und Ausbildung, die direkte Umgebung beschreiben.“
Die Frage ist, und das ist ganz wichtig: Sind Sie
sich sicher, dass alle Kurse, die subventioniert werden, diese Ergebnisse
bringen? Sind Sie sich sicher, dass diese Qualität stimmt?
Ich hänge meine Kritik an den Sprachkursen auf, sie
betrifft aber generell die Frauenpolitik in Wien. Ich vermisse und betone, dass
ich das für besonders wesentlich empfinde, Qualitätskriterien,
Evaluierungsmaßnahmen und zielorientierte Konzepte.
Ich möchte heute zusammen mit meiner Kollegin Mag Ekici
einen Antrag einbringen betreffend umfassende Maßnahmen zur Förderung der
Integration von Migrantinnen, denn bereits seit einiger Zeit häufen sich in den
inländischen und in den ausländischen Medien die Berichte über die tätlich
ausgetragenen Streitigkeiten in Migrantenfamilien, und die Opfer dieser
Auseinandersetzungen sind zumeist Frauen, die sich vom Ehepartner oder von der
Familie trennen wollen.
Wir stellen daher folgenden Beschlussantrag an die
amtsführende Stadträtin:
„Einführung professioneller, psychologisch fundierter
muttersprachlicher Mediationsprogramme für Migrantinnen zwecks Unterstützung im
Trennungsfall.
Schaffung von zielgruppenorientierten
Informationsprogrammen in den jeweiligen Communities, damit diese Frauen
aufgeklärt werden über die jeweiligen Rechte und Möglichkeiten in diversen
Krisensituationen.
Endlich Erstellung eines umfassenden
Integrationsprogramms seitens der Wiener Stadtregierung.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
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