Gemeinderat,
8. Sitzung vom 24.04.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 57
daran, welche Missstände sie abstellt, welche Strukturprobleme sie löst und welche zukunftsweisenden Projekte realisiert werden. Gelöst haben Sie bis jetzt noch sehr, sehr wenig; ankündigen tun Sie sehr viel; auf die Taten warten wir!
Frau Stadträtin! Sie sollten es sehr ernst nehmen, dass die Projekte,
die angekündigt werden, auch wirklich realisiert werden und dass gegen den
Rückstau, der ja in der Gesundheitspolitik in Wien vorhanden ist, endlich etwas
geschieht. Denn es handelt sich schließlich um Menschen, um Alte und Kranke,
und sehr oft um sozial schwache Bürgerinnen und Bürger. Eine gerechte
Gesundheitspolitik bedeutet für mich auch, dass darauf geachtet wird, dass auch
jene Menschen gut versorgt sind, die keine Lobby für ihre Interessen haben -
und da haben Sie sehr, sehr großen Nachholbedarf!
Ihr großer Bundesvorsitzender, Dr Gusenbauer, hat vorige Woche sehr
vollmundig gesagt, Gesundheitspolitik wird ein Wahlthema, und die
Zwei-Klassen-Medizin darf nicht kommen. Hat Herr Gusenbauer Kontakt zur Wiener
SPÖ? (StR Dr Johannes Hahn: Bescheiden!) Sehr bescheiden muss das sein!
Denn die Wiener SPÖ ist verantwortlich für eine bereits heute bestehende
Zwei-Klassen-Medizin. (Beifall bei der ÖVP.)
Sie von der SPÖ tragen die Verantwortung, die SPÖ als Alleinregierung in
Wien trägt die Verantwortung! Wartezeiten in KAV-Spitälern: Wer einen früheren
Operationstermin möchte, der muss ins Privatspital oder muss zumindest
Privatpatient sein, sonst heißt es eben: Warten, warten! Noch immer stehen
Operationssäle in vielen Gemeindespitälern ab 14 Uhr leer, und teure
technische Geräte stehen still.
Beispielsweise bestätigt der Rechnungshof, dass im Donauspital eine
ungewöhnliche Steigerung der Ärztebezüge stattgefunden hat - an sich zu Recht,
wenn man das, was vereinbart wurde, dann auch durchhält: Einerseits Erhöhung
der Ärztegehälter, auf der anderen Seite eben die notwendige Flexibilisierung.
Die Erhöhung hat man durchgeführt, jährlich 27 Millionen EUR, beginnend
ab dem Jahr 2001 - nicht gestern oder vorgestern, nein, im Jahr 2001! Nur: Auf
die Flexibilisierung hat man vergessen. Das ist das Wirtschaften im Roten Wien!
(Beifall bei der ÖVP.)
Sie von der SPÖ tragen die Verantwortung dafür, dass es noch immer
Gangbetten in KAV-Spitälern gibt. Wer menschenwürdige Unterbringung will, muss
ins Privatspital oder muss Privatpatient sein. Denn durch die Starrheit des
Systems kommt es in Wiener Gemeindespitälern immer noch dazu, dass Menschen
ihre notwendige Behandlung in Gangbetten erhalten. Gleichzeitig gibt es aber in
denselben Spitälern leer stehende Betten in anderen Abteilungen. Der
Rechnungshof hat auch das sehr stark kritisiert: Gangbetten auf der einen
Seite, leer stehende Stationen auf der anderen Seite. Und warum? Weil Sie, Frau
StRin Brauner, interdisziplinäre Bettenbelegung nicht umsetzen und nicht
fördern, und das ist ein Skandal! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Letztendlich ist auch die Wiener Stadtregierung
schuld am schlechten Image der Pflegeheime des KAV. Die Bediensteten, die dort
beste Arbeit leisten, sind auch dadurch sehr, sehr belastet - auch das sollten
Sie überlegen. Wer sich im Alter einer sicheren und menschenwürdigen Pflege
gewiss sein will, der geht sicher nicht nach Lainz!
Letztendlich - und auch das haben Sie zu verantworten - möchte ich noch
auf das Privatspital, das so genannte "Klinotel", ganz kurz eingehen.
Wer besondere Extrawürste als privilegierter Sonderklassenpatient will, der
wendet sich an die Wiener SPÖ: Die Wiener SPÖ forciert die
Drei-Klassen-Medizin! Da ist einmal der normale Patient, dann der einfache
Klassenpatient, und in Zukunft kommt der reiche Sonderklassenpatient hinzu.
Denn Herr Dr Krepler - das war ja allgemein nachzulesen - plant
eine private Krankenanstalt mit privater Trägerschaft für vorwiegend private
Sonderklassenpatienten, und zwar in erster Linie! Frau Kollegin Pilz, ich weiß
nicht, ob Sie das wissen, weil Sie es nicht erwähnt haben: In erster Linie sind
es Sonderklassenpatienten; nicht die Scheichs werden kommen, sondern man geht
davon aus, dass Sonderklassenpatienten in dieser Privatkrankenanstalt liegen
werden.
Gespräche gibt es seit 1997, das ist also auch nicht etwas, was gestern
erfunden wurde. Seit 1997 wird darüber gesprochen, es gibt viele Protokolle,
und die Aussage des Dr Krepler ist sogar, dass er annimmt, dass dann in
erster Linie die Sonderklassenpatienten vom AKH hinüber in die Privatklinik
wandern. (GRin Dr Sigrid Pilz: Und damit
ihr Geld!) Und wer zahlt es? Wer zahlt das, bitte? Die Wienerinnen und
Wiener dürfen das dann bezahlen. Es ist also eigentlich unfassbar! (Beifall
bei der ÖVP.)
Dass das geplante Projekt wettbewerbsverzerrend ist und daher, weil es
ja die anderen, bestehenden Privatkrankenanstalten benachteiligt, auch
EU-widrig, möchte ich nur nebenbei erwähnen. Daher will man ja auch versuchen:
Wie geht das ohne Ausschreibung? Diese Überlegungen sind sehr nichtig, und die
macht man sich, anstatt sich um die Wienerinnen und Wiener, die krank sind, zu
kümmern.
Frau Stadträtin - ich sehe Sie nirgends; ich hoffe, Sie sind da. (Zwischenruf
der sich hinter den Sitzreihen aufhaltenden amtsf StRin Mag Renate Brauner.)
Ja - ich frage Sie: Wie stehen Sie zu dieser Drei-Klassen-Medizin? Und was sagt
Herr Kollege Hundstorfer, der Herr Präsident des Gewerkschaftsbundes, zu einer
Drei-Klassen-Medizin? Ich erinnere an ein Plakat des ÖGB: „Zwei-Klassen-Medizin
darf es in Wien nicht geben." Na, jetzt haben wir eben eine
Drei-Klassen-Medizin, aber ich höre nichts von ihm.
Meine Damen und Herren! Noch etwas darf man nicht vergessen: Derzeit
sind im AKH ungefähr 6 Prozent Klassepatienten. Das ist genau die Anzahl -
wir haben ungefähr 2 000 im AKH, 6 Prozent sind 120 -, es sind
genauso 120, für die das Privatspital konzipiert wird. Das ist natürlich ein
enormer Einnahmenverlust für das AKH.
Es kommt noch etwas dazu: Die
Auslastung im AKH liegt bei etwa 81 oder 82 Prozent. Wenn jetzt, sagen
wir, nicht 6 Prozent, sondern nur 4 Prozent weggehen, ist
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