Gemeinderat,
9. Sitzung vom 24.05.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 69 von 108
diesem Schuljahr auch wirklich die Einrichtung einer Sonderschule besucht haben, haben 1 362, das sind 43,8 Prozent, einen Migrationshintergrund. Als Vergleich dazu: In der Volksschule sind es 46,5 Prozent, in der Hauptschule 55,4 Prozent und in der polytechnischen Schule 52,7 Prozent. An spezifischen Integrationsmaßnahmen in diesem Zusammenhang wird derzeit ebenso gearbeitet wie an den Maßnahmen, die ich vorher aufgezählt habe.
Zu den Fragen 5 und
6: Eine besondere Wiederholung, die den Unterrichtsertrag sichert,
nämlich: Sind Sie bereit, das, was Wien an Lehrern weggenommen wurde – und
dem haben Sie im Finanzausgleich zugestimmt –, aus Mitteln der Stadt Wien
zu bezahlen? – Ich darf Ihnen zunächst noch einmal erläutern, was der
Finanzausgleich im Jahre 2000 diesbezüglich auch bedeutet hat, denn ich
will nicht, dass Unwahrheiten durch ständige Wiederholung zur Wahrheit werden:
Im Jahre 2000 hat es zu den verschiedensten Punkten, die der
Finanzausgleich umfasst, Diskussionen und heftige Auseinandersetzungen gegeben.
Das Land Steiermark hat im Jahre 2000 beispielsweise seine Zustimmung zum
Finanzausgleich in den Verhandlungen in Bereichen, in denen es, aus seiner
Sicht gesehen, ungerechtfertigte Kürzungen gab, verweigert, etwa im Bereich der
Wohnbauhilfe.
Die Stadt Wien oder in diesem speziellen Fall das
Land Wien als Teilnehmer an diesen Finanzausgleichsverhandlungen hat ebenso wie
ein zweites Land seine Zustimmung zum Finanzausgleich zwar bekräftigt, aber
einen so genannten Vorbehalt, also eine Nichtzustimmung, was den Bereich der
Lehrer betrifft, in diesen Verhandlungen angemeldet. Das Verhalten des Landes
Steiermark war allerdings ebenso egal wie jenes von Wien, da das
Finanzausgleichsgesetz ein Gesetz ist, das mit einfacher Mehrheit im Nationalrat
beschlossen wird, und es daher der Zustimmung der einzelnen Länder und der
einzelnen Verhandlungspartner überhaupt nicht bedarf.
Es ist unter anderem auch eine Forderung der GRÜNEN
in der so genannten Konventsdiskussion,
also in der Verfassungsreformdiskussion, dass man gerade im Bereich
Finanzausgleich ein Vetorecht für den Bundesrat einräumt, um sohin die Position
der Länder und der Gemeinden im besonderen Ausmaß zu stärken und zu einer
tatsächlichen Verhandlungsposition zu kommen. – Das ist im Übrigen auch
die Position des Gemeindebundes, des Städtebundes und eine gemeinschaftliche
Position der österreichischen Bundesländer.
Es handelt sich also um ein einfaches Bundesgesetz,
das unabhängig davon, ob man einzelnen Punkten zustimmt oder nicht beziehungsweise
als Verhandlungspartner den ganzen Finanzausgleich ablehnt, trotzdem
beschlossen wird.
Nichtsdestotrotz
darf ich Ihnen mitteilen, dass wir seit dem Jahre 2000 in zähen
Verhandlungen erreicht haben, dass Wien 934 zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer
erhält beziehungsweise sich zurückholen konnte, wenn Sie mich das so ausdrücken
lassen.
Ich erwähne das in aller Offenheit, weil ich auch
nicht undankbar bin. Das ist ähnlich wie bei den Polizisten: Nachdem man uns
vorher über 1 000 weggenommen hat, bekommen wir nunmehr
200 Polizisten zurück. Ich halte das zwar für zu wenig, aber es ist gut,
dass dies nunmehr so behandelt wird und diese Entwicklung nimmt, statt der
ständigen Kürzung von Dienstposten. Jedenfalls ist es aber – wie gesagt –natürlich
immer noch zu wenig.
Ich würde Ihnen im Übrigen empfehlen, dass Sie auch
ein bisschen mit Ihren eigenen Freunden diskutieren! In Oberösterreich regiert eine schwarz-grüne Koalition, und in Oberösterreich gibt es in etwa so
viele Schüler wie in Wien. Während wir uns aber 934 Lehrerinnen und Lehrer
seit dem Jahre 2000 zurückgeholt haben, hat Oberösterreich lediglich 183 Lehrerinnen und Lehrer
zurückgeholt, wobei dort ungefähr derselbe Bedarf besteht wie in Wien. Die
Situation dort ist etwas anders, sie hängt insbesondere mit der Zersplitterung
der Schulen in relativ viele Kleinschulen in diversen kleineren Gemeinden
zusammen, und da ist es eben notwendig, dass man die Volksschulkinder nicht
stundenlang mit dem Autobus durch die Gegend führt.
In Anbetracht dessen habe ich jedenfalls den
Eindruck, dass man es sich mit der Zuweisung der Vaterrolle in der
Bildungsmisere von Ihrer Seite nicht ganz so einfach machen kann! Wir haben
nämlich mit Sicherheit, was die Rückholung von Lehrern betrifft, in Wien seit
dem Jahr 2000 wesentlich mehr zusammengebracht als beispielsweise die
GRÜNEN in Oberösterreich in
ihrer Regierungsfunktion. – Das möchte ich hier in aller Ruhe auch einmal
feststellen dürfen! (Beifall bei der
SPÖ.)
Ich würde Sie daher
bitten –, nachdem sich dieser Vorwurf ja durchgängig bis zum von mir
durchaus geschätzten Bundesvorsitzenden der GRÜNEN durchzieht, der das
gelegentlich auch anmerkt –, einmal mehr zur Kenntnis zu nehmen, was der
Finanzausgleich in der Tat ist, welche Rolle wir dabei gespielt haben und was
sich in diesen sechs Jahren in der Tat zu unseren Gunsten verändert hat, wobei
ich nicht vergesse, dass es für uns auch entsprechende Nachteile gibt, und mit
“uns“ meine ich die Stadt Wien. Das ist nicht das, was wir am Ende des Tages
haben wollen, aber es ist jedenfalls weitaus besser, als Sie das darstellen!
Zu Frage 7: Ich gebe
Ihnen Recht, dass es außerordentlich bedauerlich ist, wenn sich
der sozioökonomische Status der Eltern in mangelhaften Schulleistungen der
Kinder wiederfindet. Ich bitte Sie jedoch auch hier, die Verantwortung für den
Bereich Bildung dort zu lassen, wo er hingehört, nämlich beim Bund!
Dennoch möchte ich die Gelegenheit
nutzen, hier einige Maßnahmen anzuführen, die von der Wiener Stadtverwaltung
gesetzt werden, weil uns dieses Thema wichtig ist. So gehören zum Beispiel die
Institutionalisierung der Elternarbeit und die Elternpartizipation am
Schulgeschehen zu den langfristigen Zielen der MA 17. Zu diesem Zweck werden im
Rahmen der Schulberatungsstelle für Migrantinnen und Migranten diverse
Veranstaltungen und themenorientierte Kleingruppenarbeit gefördert. Die
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