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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll  -  Seite 9 von 118

 

wird. (StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Nein! Erst letzte Woche...!) Wir haben eine Umfrage gemacht, Frau Stadträtin, aus der sich ergibt, wie die Situation der anderen Universitätsstädte ist, und da ist keine Rede davon, dass es eine vergleichbare Regelung gibt.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Mit dem Vienna Bio Center St Marx befindet sich Wien in der glücklichen Lage, über ein international anerkanntes, mit einer mittlerweile hohen wissenschaftlichen Reputation ausgestattetes Entwicklungs- und Forschungsinstitut zu verfügen, das auch eine hohe Zukunftsperspektive in sich birgt, also nicht am Ende einer Entwicklung steht, sodass alles ausgereift ist und es keine weitere Zukunft gibt, sondern da ist noch eine Menge drinnen. Sie müssen daher verstehen, dass wir in unserer Gesamtstrategie darin auch die Priorität Nummer 1 sehen, was unsere Forschungs- und Technologiepolitik betrifft.

 

Wir wollen diesen Campus nicht nur räumlich ausbauen - die Entscheidungen sind gerade in den letzten Tagen wiederum im Präsidium des Wirtschaftsförderungsfonds getroffen worden -, sondern wir wollen das auch inhaltlich vertiefen. Vor einigen Wochen sind die Wissenschaftler des Campus zu mir gekommen und haben das Angebot unterbreitet, dass sie von sich aus eigenständig ein Programm, eine Strategie "Campus 2020" entwickeln wollen. Ich habe diesen Vorschlag gerne aufgegriffen. Wir haben in diesem Bereich mittlerweile auch ein ausgezeichnetes Programm bekommen, das jetzt in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe auch noch praktisch in der Umsetzung vertieft wird. Ich kann Ihnen versichern, wir werden auf diesem Weg zu einem weiteren Entwicklungsschritt dieses Campus kommen, von dem ich glaube, dass er mittlerweile auf dem Gebiet der Technologie, der Biotechnologie, eines der Gütesiegel für Wien geworden ist.

 

Zur selben Zeit finden derzeit die Verhandlungen über den Zusammenschluss von zwei wichtigen Kompetenzzentren auf dem Gebiet der Informations- und Kommunikationstechnologie statt. In diesen beiden Kompetenzzentren sind heute schon 180 Wissenschaftler, zum Teil internationaler Herkunft, tätig. Es geht jetzt darum, in einem Zusammenschluss aus diesen beiden Kompetenzzentren ein größeres, entwicklungsfähiges Kompetenzzentrum auf dem Gebiet der Telekommunikation zu machen. Die beiden Institute sind sich einig, und wir haben am vergangenen Mittwoch eine Runde mit führenden Industriellen aus Österreich gehabt. Wir wollen das System auch absichern, dass durch den Zusammenschluss noch zusätzliche Industriebetriebe in ihren Förderungsmaßnahmen sich an dieses Kompetenzzentrum andocken, und die Chancen stehen gut, dass wir im Herbst bereits berichten können über dieses neu entwickelte, im internationalen Vergleich große Kompetenzzentrum der Telekommunikation. Nach meiner Einschätzung ist das durchaus realistisch.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Dr Hahn ist, glaube ich, nicht im Saal, aber er hat uns vor kurzem den Rat gegeben, dass wir uns an der Wirtschaftspolitik Oberösterreichs orientieren sollten. (GR Dr Matthias Tschirf: Das wäre sehr gut!) Ich höre jetzt den Ruf des Klubobmanns, sehr loyal zu seinem Parteiobmann: „Das ist sehr gut." (GR Dr Matthias Tschirf: Eine Frage der Vernunft!) Für mich kommt es nicht überraschend. Jeder von uns kann sich noch erinnern, dass Lhptm Pühringer ein eher unfreiwilliger Testimonial war, der im Wahlkampf nach Wien eingeflogen wurde. Die Liebe der Wiener ÖVP zur Situation außerhalb der Stadt ist uns ja seit vielen Jahrzehnten bekannt, aber dennoch, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist dieser Vorschlag nicht wirklich nachvollziehbar.

 

Wenn man bedenkt, dass das Bruttoregionalprodukt je Einwohner in Wien mit 39 500 EUR um die Hälfte höher ist als das oberösterreichische Bruttoregionalprodukt mit 26 100 EUR, dann fragt man sich: Was soll diese Empfehlung wirklich? Wir sind wirtschaftlich um die Hälfte kräftiger, als es die Oberösterreicher sind. Wien liegt beim Bruttoregionalprodukt, bei der Kaufkraft und beim Steueraufkommen mit deutlichem Abstand an der Spitze der österreichischen Bundesländer. Ich denke, dass das allein schon genügt, um sich die Frage zu stellen: Wo war da der Hahn, als er sich diese Idee gegeben hat? (GR Dr Matthias Tschirf: Das ist so widersprüchlich wie bei den Arbeitslosenzahlen! Ein Interesse...!)

 

Aber wenn man noch berücksichtigt - Herr Klubobmann, hören Sie zu -, dass Eurostat in einer Aussendung vom 18. Mai Wien unter den 254 Regionen der Europäischen Union als die sechstreichste Region mit 171 Prozent des Euro-Durchschnitts einordnet - nach London-City, Brüssel, Luxemburg, Hamburg und Paris-Zentrum, noch vor Stockholm und Oberbayern -, dann fragt man sich wieder: Was soll diese Empfehlung? (GR Dr Matthias Tschirf: Region! Das ist das Umland, vor allem!) Noch dazu, Herr Klubobmann, kommt Oberösterreich in dieser Eurostat-Statistik ein bisschen weiter hinten vor, und zwar nach Salzburg, nach Vorarlberg und nach Tirol, mit 113 Prozent. Es ist zwar noch immer eine positive Bilanz, aber eine Vorbildfunktion kann man daraus nicht wirklich ableiten.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Europaweit sechstreichste Region zu sein, in Verbindung mit viertbester Lebensqualität, zugleich weltweit führende Kongressstadt zu sein und im Spitzenfeld des Städtetourismus zu liegen, das ist, glaube ich, in Summe ein Ergebnis, auf das die Wienerinnen und Wiener mit Fug und Recht stolz sein können und auch tatsächlich stolz sind.

 

Ich denke, dass das Ergebnis - und das sollte auch immer wieder gewürdigt werden - in erster Linie nicht nur das Ergebnis der Arbeit einer Generation ist, sondern es ist das Ergebnis vieler Generationen. Ich weiß, welche Bedeutung wir alle eigentlich jener Generation zumessen, die nach dem Krieg unsere Stadt, im wahrsten Sinne des Wortes, zum Teil wirklich mit den eigenen Händen aus Schutthalden aufgebaut hat - Schutthalden, die der Nazi-Terror und der Krieg hinterlassen hatten -, und mit wie viel an Entbehrungen diese Generation dazu beigetragen hat, dass wir jetzt in unserer Generation und in künftigen Generationen, alles in allem, die

 

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