Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 118
ich ganz einfach auch. (Beifall bei der ÖVP.)
Und hier kommt vielleicht
eines noch zum Tragen, meine Damen und Herren, was auch irgendwie symptomatisch
ist, und es ist heute auch schon angesprochen worden, nämlich, dass es auch
Budgets und Rechnungsabschlüsse im Konjunktur-, im Wahlkonjunkturzyklus gibt.
Diese Erhöhungen wurden natürlich der Wirtschaft, wurden natürlich den
Hauseigentümern vorgeschrieben. Die zahlen seit 1. März wesentlich mehr,
aber die Bewohner werden das Erwachen erst nächstes Jahr nach der
Nationalratswahl bei den Betriebskostenabrechnungen erleben, wenn sie dann die
Nachzahlung bekommen. Und wir wissen, dass das umgerechnet 50 EUR alleine
bei diesen Positionen im Jahr für jeden Bürger und jede Bürgerin ausmacht.
Also, ich glaube, meine
Damen und Herren, hier kann man auch nicht davon reden, dass das im Vorhinein
richtig geplant war und das der Voranschlag für 2006 ist, wenn ich ganz
kurzfristig so eine hohe Gebührenerhöhung durchführen muss.
Bei der Gelegenheit, meine
Damen und Herren, vielleicht ein Punkt, zu welchem vor kurzem der Herr
Vizebürgermeister im Ausschuss gesagt hat, dass es in der Regierung manche
Bereiche gibt, die nicht deckungsgleich sind und dies ganz einfach auch in
einer Veranstaltung im Managementclub am 3. Mai, bei welcher der
Vizebürgermeister dabei war, nämlich "Privat oder Staat". Und am
30. Mai gibt es eine Presseaussendung des Herrn Vizebürgermeister, wo er
zu Umstrukturierungen steht bei kommunalen Betrieben, auch bei der Müllabfuhr -
wir haben das ja zu Weihnachten gehört -, aber der wichtigste Satz, meine Damen
und Herren, in dieser Aussage ist meiner Ansicht nach ein ganz anderer. Ich
habe aus meiner grundsätzlichen Haltung kein Hehl gemacht, dass
Umstrukturierungen notwendig sind, aber er hat auch gesagt, meine Damen und
Herren, dass es für ihn klar sei, dass das, was ihm an Umstrukturierungen
vorschwebt, nicht das Geringste mit Privatisierung zu tun habe.
Nun, das klingt ja wie eine
Drohung, meine Damen und Herren, das ist ja unmöglich. Privatisierung oder
Auslagerung sollte effizient sein, aber sollte nicht so funktionieren, dass man
ganz einfach auslagert, die politische Kontrolle diesem Gremium hier entzieht
und vielleicht dort die Kontrolle durch weisungsgebundene Mitarbeiter des
Magistrats durchführt. Das versteht die ÖVP nicht unter Privatisierung, sondern
ich glaube, wir sollten unbedingt schauen, dass auch hier effizient für unsere
Bewohner, für die Einwohner der Stadt Wien, gearbeitet wird im Großen und
Ganzen. (Beifall bei der ÖVP.)
Ein Punkt, der natürlich hier in der Debatte
Wirtschafts- und Finanzfragen zum Tragen kommen muss, sind die
Investitionsförderungen beziehungsweise die Ausgaben für Baunebengewerbe und
Energie. Das WIFO, meine Damen und Herren, hat in seinem letzten Monatsbericht
wieder einmal festgestellt, dass die Sachgüterproduktion die Rezession in Wien
zwar überwunden hat, das Wachstum der Umsätze hätte sich aber noch stärker
beschleunigen müssen, um das unterdurchschnittliche Ergebnis von Österreich
ganz einfach zu verbessern. Und laut der Statistik des Hauptverbandes der
Österreichischen Sozialversicherungsträger - und jetzt kommt es - setzt sich
die De-Industrialisierung der Wiener Wirtschaft auch im Jahre 2005
unvermindert fort und der Beschäftigungsstand in dieser Gruppe ist um
7 Prozent zurückgegangen. Und im Technologiesektor, auf den wir ganz besonders
stolz sind, ist die Beschäftigtenzahl sogar um 9,8 Prozent zurückgegangen.
Das ist die Antwort der
Wiener Stadtregierung, meine Damen und Herren, dass diese Ausgaben der
Wirtschaftsförderung zurückgehen, dass sie ganz einfach stagnieren oder zurückgehen.
Und zum Voranschlag - und auch da vielleicht ein Sidestep, Herr
Vizebürgermeister - wir können schon zwischen Rechnungsabschluss und
Voranschlag genau unterscheiden, aber wir glauben halt, dass der Voranschlag
schon die Richtung vorgibt, beziehungsweise es im Rechnungsabschluss auch
dementsprechend aussehen sollte. Und dort wird die Wirtschaftsförderung ganz
besonders auf 89 Millionen EUR heruntergenommen, das ist ein Rückgang
zu 2003 von 28 Prozent. Und da sieht man ganz einfach, dass dem viel
zu wenig Augenmerk geschenkt wird. Wieder zurückgeblendet,
317 Millionen EUR Mehreinnahmen im Jahre 2005.
Dasselbe, meine Damen und
Herren, bestätigt das WIFO aber auch für die Bauwirtschaft. Die Bauwirtschaft
im engeren, im weiteren Sinne inklusive Baunebengewerbe, hat in Österreich ein
Plus von 2,2 Prozent erzielt, in Wien ein Minus von 1,3 Prozent. Das
heißt, diese Schwäche ist in Wien auch inhärent und ist auch ein langfristiger
Trend. Dieser Trend, 1996 hatte der Wiener Bau, so gesagt, noch 41 600 Mitarbeiter
und hatte 2004 nur mehr 32 000 Mitarbeiter. Auch das ist ein Minus.
Und was geschieht dort, wie ist die Antwort der Stadt Wien darauf? Auch dort
stagnieren die Ausgaben, ja sie gehen sogar um 43 Millionen EUR
zurück.
Und jenes Gebiet, meine
Damen und Herren, nämlich der österreichische Einzelhandel: Auch hier sind wir
in Wien leider nicht an vorderster Front. Der österreichische Einzelhandel hat
voriges Jahr eine Umsatzsteigerung von sage und schreibe leider, ich sage das
bewusst, nur von realen 0,1 Prozent gehabt und in Wien ein Minus von
0,5 Prozent. Auch hier klafft es auseinander und hier ist die Frage, was
geschieht in dieser Richtung, und was wird hier getan. Hier wird auch diesen
Betrieben wenig geholfen.
Ich
darf daher in diesem Sinne mit meinem Kollegen Matthias Tschirf einen Antrag
einbringen, dass wir wenigstens jenen Bereich, meine Damen und Herren, nämlich
die Geschäftsstraßenförderung des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds, auf jenes
Ausmaß anheben, das sich die Wirtschaftskammer Wien leistet. Sie wissen, dass
hier von der Gemeinde Wien beziehungsweise vom WWFF nur
1,7 Millionen EUR finanziert wird, 1,2 plus 575 000 für
Sonderprojekte, und dass die Wirtschaftskammer Wien 3,5 Millionen EUR
aufwendet. Es wäre vielleicht angebracht, für 2007 auch hier
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