Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 96
dass sie gut behandelt wird, und wir hoffen, dass es
nicht dem Bonus zu verdanken ist. (GR
Karlheinz Hora: Das kriegt ein jeder, nicht nur eine Gemeinderätin!) Davon
gehe ich aus.
Zurück zu dem engeren Thema Krankenanstaltenverbund
und Gesundheitspolitik in der Stadt. Das Entmutigende an dieser Debatte ist,
dass wir sie jedes Jahr eigentlich ziemlich wortgleich führen könnten, denn die
Dinge ändern sich in einem Schneckentempo, das dem Problem nicht angepasst ist.
Ich wandle jetzt, Herr Ebinger, das Wort von Frau Ingeborg Bachmann ab. Sie
haben gesagt, die Geschichte teilt Lehren aus, aber keiner hört zu oder keiner
lernt etwas daraus. Die Opposition, besonders die grüne Opposition weist auf
Missstände hin und schlägt vor, und die SPÖ beutelt sich ab wie ein nasser Hund
und merkt nicht, dass Änderungsbedarf gegeben ist. Sie merken es erst nach
vielen Jahren.
Ich will Ihnen das an einem Bespiel zeigen, weil der
Herr Direktor Paukner dort hinten steht. Pflegeheime: In der
Untersuchungskommission mussten sich die Grünen
noch mit der Verachtung der SPÖ-Mehrheit strafen lassen, wie wir überhaupt in
Frage gestellt haben, dass Großkasernen wie das Pflegeheim GZW der Standard des
21. Jahrhunderts sind. Das ist nicht Standard des 21. Jahrhunderts,
sondern des 19. Jahrhunderts. Doch die Frau StRin Pittermann hat nicht
aufgehört, davon zu schwärmen, wie gut es für all die Menschen ist, in Sechs-
bis Achtbettzimmern untergebracht zu sein. Das reinste WG-Gefühl würde sich
dort ausbreiten.
Mittlerweile hat sogar die SPÖ kapiert, dass das
nicht mehr Standard ist. Es hat drei Jahre gebraucht. Jetzt sind wir dort, dass
Herr Direktor Paukner ohne wütenden Protest der SPÖ sagen kann, Einbettzimmer
und Zweitbettzimmer sind der Standard, der in Wien einkehren muss. Drei Jahre
braucht die SPÖ, dass das die von ihr eingesetzten Direktoren und Direktorinnen
sagen dürfen. Der Erkenntnis folgt nicht zwangsläufig eine Politik.
Zweites Faktum: Herr Direktor Paukner hat in einem
Artikel in der "Presse" darauf hingewiesen, das Geriatriezentrum am
Wienerwald ist schwer mit dem Pflegeheimgesetz, das wir hier verabschiedet
haben, in Deckung zu bringen. Dem stehen die baulichen und die strukturellen
Bedingungen, die wir dort vorfinden, radikal entgegen. Auch das, Herr Direktor Paukner,
haben die Grünen längst schon vor
der Untersuchungskommission seit Jahrzehnten gesagt: Alte Pflegekasernen sind
kein Standard für die Zukunft. Dann wurde davon gesprochen, man baut um. Und
jetzt entnehme ich der Äußerung des Herrn Direktors Paukner in der
"Presse", Umbau lohnt nicht. Der Pavillon IV, der geräumt wurde, ist
ungeeignet, sich in ein modernes, der modernen geriatrischen Versorgung
entsprechendes Haus zu verwandeln.
Wie wahr, Herr Direktor Paukner, wie wahr. Sie hätten
nicht warten müssen bis zum Jahr 2006, um sich mit dieser Erkenntnis hier
öffentlich zu äußern, das wusste schon Alexandra Kunz, und das vor fünf Jahren.
Hätte die SPÖ damals schon zugehört, hätte man sich
einige Umwege und einige schmerzvolle Erfahrungen alter Menschen in
überfüllten, unadäquaten Pflegeeinrichtungen ersparen können. Es dauert Jahre
und Jahrzehnte, bis die SPÖ versteht, wo die Reise hingeht, und dann, wenn sie
es verstanden hat, ist es leider längst noch nicht so weit, dass sie es
umsetzt.
Das, Herr Kollege, weil sie zuerst gemeint haben, es
gibt nichts zu kritisieren. Es gibt viel zu kritisieren. Bleiben wir bei dem
Beispiel der Pflegeheime. Da wissen wir jetzt, dass es nicht so super ist, wenn
wir in alte Strukturen neues Geld hineinstecken. Aus dem GZW wird nie und
nimmer ein wohnortnahes, bewohnerfreundliches kleines Pflegeheim. Wir werden
dort absiedeln müssen. Und wenn wir absiedeln, dann brauchen wir Konzepte, die
diese Häuser ersetzen. Wie wahr, wie richtig, allein Sie von der SPÖ, Sie, Frau
Stadträtin, widersprechend dem zwar nicht, aber Sie planen nicht entsprechend.
Ich habe mir jetzt Ihre eigene Aussendung vom Februar
2006 angesehen, was Sie sich da an Investitionsvorhaben des KAV für 2006 bis
2009, also nicht gerade für heute und morgen, sondern bis 2009, vorgenommen
haben. Was die geriatrische Versorgung betrifft, ist das, was hier beschlossen
ist, vernichtend, kurz und peinlich vernichtend.
Man beschließt den Neubau in Liesing. Ich bin 2001 in
die Politik gekommen, da war das schon beschlossen. Liesing ist nur noch nicht
gebaut, beschlossen ist es längst.
Man beschließt außerdem die Umsetzung des Wiener
Wohn- und Pflegeheimgesetzes. Das muss man, konkrete Vorhaben werden nicht genannt,
sondern es ist die Rede von strukturverbessernden Maßnahmen bei bestehenden
Einrichtungen.
Von Baumgarten, wo jetzt ein Neubau geplant ist, ist
in diesem Konzept nichts zu lesen. Das ist immerhin im Februar gewesen, aber
offensichtlich hat man damals noch nicht geahnt, dass man im Geriatriezentrum
Baumgarten neu bauen wird. Das ist dann hineingeschlüpft in den
Investitionsplan, man müsste ihn nur ein bisschen aktualisieren.
Beide Vorhaben zeugen nicht von rasendem
Reformwillen. Dass man in Liesing neu baut, klar, das haben wir längst
beschlossen, dass man im GZ Baumgarten neu baut, zeigt nicht den Weg in eine
neue Orientierung. Natürlich freut sich der 14. Bezirk darüber, aber wo
bleiben die neuen Standorte in den unterversorgten Gebieten, wo man endlich,
endlich wohnortnahe mit neuen geriatrischen Konzepten einen Weg in die Zukunft
weist. Jetzt stellt man fest: Dumme Sache, im GZW wird es zu teuer und zu
unkommod, wenn wir hier umbauen, wir werden absiedeln müssen.
Es fehlen die zukunftsorientierten Projekte, und es
fehlt vor allem die Einbindung der Ressourcen, die man ohnehin hat. Das
Kuratorium Wiener Pensionistenwohnhäuser wird in all den Überlegungen, die hier
seitens des KAV angestellt werden, nicht berücksichtigt.
Ich habe einen schriftlichen
Antrag eingebracht, worin ich die Frau Stadträtin auffordere, einen Plan
vorzulegen, endlich einen Plan vorzulegen, wie sie sich die
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