Gemeinderat,
11. Sitzung vom 28.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 71
länger durchgeführt werden können, weil abgesehen von den Wartezeiten muss man das ja auch wirtschaftlich sehen. Es ist ja nicht optimal, wenn Großgeräte nur einige Stunden verwendet werden.
Und jetzt meine konkrete Frage. Sie sagen, es gibt
Pilotprojekte. Wann nehmen Sie an, dass wirklich in Wien Operationssäle so
genützt werden, dass Wartezeiten zumindest sehr stark eingedämmt werden können?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Ich habe die Frage zum Teil schon vorweg
beantwortet, nicht deswegen, weil ich prophetisch bin, sondern weil wir die
Diskussion ja nicht zum ersten Mal führen und ich Ihre Position kenne. Deswegen
habe ich Ihnen auch schon gesagt, was es an Pilotprojekten gibt, und ich habe
Ihnen auch schon im Ausschuss gesagt, woran bisher eine flächendeckende
Ausweitung gescheitert ist, nämlich dass es uns auf Grund gesetzlicher
Maßnahmen nicht möglich ist, die Turnusärzte am Nachmittag einzusetzen. Und ich
darf Sie, sehr verehrte Frau Kollegin, daran erinnern, dass wir das im Ausschuss
sogar so detailreich und intensiv diskutiert haben, dass ich Sie auch gebeten
habe, doch Ihre Möglichkeiten dem Bund gegenüber zu nützen, weil Sie vielleicht
ein wenig bessere Kontakte haben als ich, dass Sie auch im Bund das
unterstützen, was wir vor längerer Zeit schon gemacht haben, nämlich eine
Änderung der gesetzlichen Bestimmungen, dass auch Turnusärzte am Nachmittag
arbeiten dürfen. Denn das ist im Moment nicht der Fall. Das ist eine generelle
Umstellung, weil die Turnusärzte, wie Sie natürlich genau wissen, ja Teil
unseres Systems sind und unseres Dienstplanes sind, dass auch die Turnusärzte
am Nachmittag eingesetzt werden können. Vielleicht haben Sie einen besseren
Informationsstand als ich. Meines Wissens nach ist diese Änderung bisher nicht
erfolgt. Ich bedauere das sehr. Aber das wird unbedingt notwendig sein.
Und genauso, auch das haben wir schon wiederholt
diskutiert, nur weil es gerade heute besonders aktuell ist, wenn Sie von einem
Gesundheitsplan Wien sprechen, kann ich Ihnen sagen: Das, was wir im
Gesundheitsplan in Wien entwickeln können, haben wir gemacht. Sie kennen
unseren zentralen Plan, unser zentrales Vorhaben, die wir auch sehr gut
begründet haben mit der Bettenmessziffer, mit der Bevölkerungsentwicklung, mit
der medizinischen Versorgung von Wien-Nord, mit dem Spital, das wir jetzt auch
schon ausgeschrieben haben, wo wir mitten in sehr, sehr komplizierten und
äußert komplexen Vergabeverfahren drinnen sind. Nur, die Grundlage für einen
Strukturplan Gesundheit Wien ist noch immer nicht da. Und gerade heute ist die
Sitzung – und wenn ich hier rechtzeitig fertig bin, werde ich es noch schaffen,
rechtzeitig hinzukommen – der Bundesgesundheitskommission, und leider sind die
Grundlagen, die dort von der Frau Bundesministerin vorgelegt werden, wieder
nicht befriedigend. Wir werden es diskutieren, aber ich befürchte, dass es
nicht leicht sein wird auf Basis dieser unzulänglichen Grundlagen, einen
österreichischen Strukturplan Gesundheit zu beschließen. Denn es gibt zwar
Qualitätskriterien, die dort festgelegt sind, aber sie gelten nur für die
öffentlichen Spitäler und nicht für die privaten. Und das kann doch nicht in
unserem Interesse sein. Es müssen doch die Kriterien für alle gleich sein, weil
dem Patienten ist es wurscht, wo er hinkommt, der will überall bestmöglich
betreut werden, was besonders komisch ist, weil die Privatspitäler ja sogar
freiwillig bereit wären, sich dem zu unterwerfen, aber leider sind die
entsprechenden Vorarbeiten nicht geleistet worden.
Es gibt auch noch andere Punkte, die noch nicht
fertig sind, aber das führt jetzt zu weit. Nur, ich möchte Sie wirklich bitten
– weil wir auch das schon oft diskutieren –, dass Sie das zur Kenntnis nehmen.
Wir brauchen zuerst die Grundlage des ÖSG, dass wir darauf – es geht rechtlich
auch gar nicht anders – dann unseren Strukturplan Gesundheit Wien erlassen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Herr GR Lasar.
GR David Lasar (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Auf dem Gelände des Wiener AKH soll ein mit dem
Hauptgebäude verbundenes Privatspital errichtet werden. Dort sollen vermögenden
Patienten aus aller Welt medizinische Spitzenleistungen angeboten werden. Es
besteht die Gefahr einer Drei-Klassen-Medizin, die es dann in Wien gäbe, das
normale AKH zum Beispiel, Privatpatienten am AKH und das neue Superspital.
Außerdem besteht die Gefahr, dass ärztliches Personal verstärkt aus dem AKH
abgezogen würde.
Sie, Frau StRin Brauner, haben in diesem Zusammenhang
gesagt, eine Entscheidung über die Errichtung eines Privatspitals auf dem AKH‑Gelände
sei noch nicht gefallen; es würden derzeit alle Ideen geprüft, ausschließen
will ich aber gar nichts.
Jetzt zu meiner Frage: Was werden Sie konkret
unternehmen, damit das Privatspital auf dem AKH-Gelände nicht zur Zwei- oder
Drei-Klassen-Medizin wird?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Wissen
Sie, wenn Sie die Frage noch so schön vorlesen, sie wird deswegen nicht wahrer.
Ich sage es Ihnen noch einmal: Es ist kein
Privatspital geplant am Gelände des AKH. Ich habe Ihnen das schon so oft
gesagt, ich sage es Ihnen gerne noch häufiger, wir haben ja eine Pädagogin als
Vizebürgermeisterin, die sagt immer, ständiges Wiederholen sichert den Lernertrag.
Deswegen sage ich es noch einmal. Es ist kein Privatspital am Gelände des AKH
geplant.
Worüber das AKH, wie jedes andere
Spitzenspital, nachdenkt, wo es Angebote zu Kooperationen gibt, sind
medizinisch-wissenschaftliche Kooperationen mit diversesten Einrichtungen. Und
das ist auch gut so, darüber nachzudenken, auch da gibt es noch nichts
Konkretes. Jedes große renommierte internationale Spital kooperiert. Es gibt
Angebote zu wissenschaftlichen Kooperationen von Einrichtungen, von anderen
Spitälern. Aber das, was Sie unterstellen, dass dort ein Privatspital gebaut
werden soll, das privat arbeitet, gewinnorientiert, es
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