Gemeinderat,
12. Sitzung vom 05.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 83
Antragstext durchliest, so, als würde den Frauen, also der Zielgruppe, eine Weiterbildung ohne Struktur aufs Auge gedrückt. Es ist zwar erfreulich, dass man seitens der Stadt erkannt hat, dass sie etwas zu einer dringenden Arbeitsmarktoffensive für Frauen beitragen kann, allerdings stellt dieses Ansuchen eine reine Fortschreibung von schon Dagewesenem dar. Es gibt ein Sprichwort: "Neue Besen kehren gut." - Bei Ihnen, Frau Kollegin Frauenberger, ist das noch nicht der Fall. Sie sind, wie gesagt, noch in einer Phase der Fortschreibung: Das, was schon da gewesen ist, wird einfach weitergeführt. - Wir geben aber die Hoffnung nicht auf. Wir haben Sie ja auch im Kuratorium mitgewählt, und wir haben die Hoffnung in Sie gesetzt, dass sich im WAFF etwas zum Positiven ändern wird.
Nicht nur, dass dieses WAFF-Projekt FRECHmobil
keinerlei innovativen Charakter zeigt, das Problem Weiterbildung wird in Wien
nicht an der Wurzel angepackt. Die betriebliche Weiterbildung, die aus unserer
Sicht unheimlich wichtig wäre – es wäre ja wahrscheinlich eine Lösung oder
zumindest ein Tropfen auf dem heißen Stein, was die Lösung des Problems der
Arbeitslosigkeit betrifft, wenn man sie mehr forcieren würde -, kommt, wie
immer bei Maßnahmen des WAFF, zu kurz. Die berufliche Weiterbildung ist als
Vorbeugung gegen Arbeitslosigkeit zu wichtig, als dass sie in Wien derart
sträflich vernachlässigt werden darf. Ich zitiere dazu aus einer Studie der
Arbeiterkammer: „Während österreichweit 50 Prozent der Arbeitnehmer
betriebliche Weiterbildungsmaßnahmen genießen können, sind es in Wien nur
30 Prozent." - Wir sind auch der Meinung, da gehört angesetzt! (Beifall bei der ÖVP.)
Auch kann eine noch so große Zahl an
Schwerpunktprojekten - der WAFF setzt ja zig Schwerpunkte; was dabei
herauskommt, sehen wir auch -, so wie FRECHmobil eines ist, nicht über die
mangelnde Effizienz hinwegtäuschen. Die Qualität der Maßnahmen hat Vorrang zu
haben gegenüber der Quantität. Zusätzlich bedarf es einer stärkeren Einbindung
der Wirtschaft. Von Investitionsprogrammen, die ebenso zu einer Entspannung auf
dem Arbeitsmarkt beitragen könnten, ist bisher kaum etwas zu hören.
Sehr geehrte Damen und Herren! Vergessen wir auch bei
dieser Postnummer nicht, dass Wien das Bundesland mit der höchsten
Arbeitslosigkeit, mit der längsten Verweildauer in der Arbeitslosigkeit ist.
Das bedeutet eben, dass man diese arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen auf ihre
zielführende Wirkung, auf ihre Effizienz hin untersuchen müsste. Es kann nicht
sein, dass eine vom Gemeinderat gewährte Subvention Selbstzweck eines Vereins
ist. Wir können bei dieser Postnummer nämlich leider nur den Selbstzweck
erkennen, daher stimmen wir dagegen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Zugleich möchte ich einen Beschluss- und
Resolutionsantrag der GRe Aichinger, Neuhuber und meiner Wenigkeit betreffend
Entlastung der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler durch Abschaffung der
Erbschafts- und Schenkungssteuer einbringen.
Ich bringe den erwähnten Beschlussantrag ein, der wie
folgt lautet (GR Christian Oxonitsch: Der
lange Arm vom Herrn Grasser!):
„Der Wiener Gemeinderat spricht sich für die
Abschaffung der Erbschafts- und Schenkungssteuer zwecks Entlastung kleiner und
mittlerer Einkommensbezieher und zur Erleichterung der Betriebsnachfolge bei
Klein- und Mittelbetrieben aus."
Danke. (Beifall
bei der ÖVP. – Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Zur Entlastung des Herrn Grasser!
– GR Christian Oxonitsch: Das braucht der Grasser! - Amtsf StRin Mag Sonja
Wehsely: Für seine Frau vor allem!)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr StR Ellensohn. Ich
erteile es ihm.
StR David Ellensohn:
Sehr geehrte Damen und Herren!
Normalerweise würde man, wenn man am Sitzungstag einen
Antrag bekommt, den man für einen "Holler" hält, einfach nichts sagen
und dagegen stimmen - und fertig. Aber ich möchte nicht, dass gewisse Dinge
einfach so stehen bleiben, denn ich kenne ja die ÖVP, wie sie vorgeht, und ich
glaube, dass sie dieses erfolgreiche "dirty campaigning" auch
weiterhin betreiben wird, nachdem das am Sonntag so gezogen hat, und deswegen
muss man vorher klarstellen, warum die GRÜNEN diesem Antrag der Volkspartei
nicht zustimmen werden. Da das ein Wahlkampfschlager der Volkspartei war, der
hier offensichtlich noch einmal aufgegriffen wird, muss er irgendwo gezogen
haben - mir ist es verborgen geblieben, wo, aber irgendwo muss er etwas genützt
haben -, oder Sie haben das einfach noch vor dem Wahlergebnis vom Sonntag
vorbereitet und haben nicht mehr reagieren können; das wäre auch noch eine
Möglichkeit. (GR Christian Oxonitsch: Der
Grasser braucht das!)
"Der Grasser braucht das", höre ich als
Zwischenruf. Das habe ich ursprünglich auch geglaubt, dass das womöglich sogar
eine Anlassgesetzgebung wird, weil vielleicht, wenn auch nicht Grasser
persönlich, so doch seine Gattin ein erhebliches Vermögen zu vererben hat. Und
dann sagt man sich, das könnte eine Anlassgesetzgebung sein.
Jetzt wird er ja vermutlich nicht mehr lange Finanzminister
sein - glücklicherweise für dieses Land -, und daher wäre es für die
Volkspartei nicht notwendig, ihm immer noch diesen Gefallen zu tun. Aber es ist
Ihnen unbenommen, das zu tun - die österreichische Bevölkerung darf ja immer
einschätzen, ob sie die Vorschläge gut oder schlecht findet, und am Sonntag hat
die Bevölkerung das gemacht, was ich auch gemacht hätte, nämlich geglaubt, dass
das nicht so super ist.
In Österreich geht die Schere
zwischen Reich und Arm immer weiter auseinander. Das weiß die ÖVP, das weiß ein
jeder in diesem Haus - und dann kommen Anträge daher, die diese Schere noch
größer machen sollen. Wenn man den Antrag durchliest, dann liest man in der
Begründung - Herr Hoch hat uns ja jetzt nur den kurzen Text des
Beschlussantrags vorgelesen und nicht die Begründung -, dass diese quasi darin
besteht, dass die Großen ja Stiftungen haben und dort ihre Steuern einsparen
können. Wer das eingeführt hat und wer
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