Gemeinderat,
13. Sitzung vom 25.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 69 von 80
Jugendschutz zuständig ist, das gesagt hat? Oder war es eine flapsige Antwort? Die kriegen wir ganz gern von der SPÖ. Oder war es ihre Überzeugung? Wenn das so ist, Frau Kollegin, kann ich Ihnen nur sagen, vielleicht berichtet man es ihr oder sie liest es im Protokoll, dann wird es höchste Zeit, dass Sie lernen, Verantwortung für die Jugendlichen und die Angehörigen der Süchtigen zu übernehmen und sie dann daran zu erinnern, dass wir hier eine Aufgabe haben, auch für die zu sorgen und vor allem zu verhindern, dass sie und ihre Angehörigen leiden müssen.
Die Stadt Wien verdient an den Automaten gut. Sie
verdient sogar verdammt gut, obwohl das Ganze nur ein Bruchteil des Gewinns
jenes Schandlohns ist, den die Automatenbetreiber einstecken.
Wir haben eine enorme Anzahl von Automaten in Wien.
Sie dürfte sich in etwa in einer Stückzahl von 3 200 bewegen. Das ist ein
Faktum. Das stimmt.
Die Frau Stadträtin hat Recht, wenn Sie sagt, es ist
ein Teil des Lebens. Ein Teil des Lebens ist aber nicht nur die Spielsucht,
sondern sind auch Suchtgiftdelikte, Diebstahl, Raub und Mord. All die sind natürlich
ein Teil des Lebens. Trotzdem nehmen wir sie nicht einfach zur Kenntnis,
sondern bekämpfen ihre Ursachen. Dabei werden bewusst auch die Verleitung, die
Anstiftung und der Hehler bestraft. Wer meint, der Vergleich mit Mord wäre
unangebracht, dem halte ich entgegen, Spielsucht in fortgeschrittener Form ist
Mord an der Seele dieser Menschen.
Wie wird da gearbeitet? Hier möchte ich Ihnen das
Ganze anhand eines Beispiels der Konzessionserteilung bei der Novomatic in
Niederösterreich erläutern. In Niederösterreich kam es zu einer
Konzessionserteilung im Aufgabengebiet einer Landesrätin der SPÖ, Frau Kranzl,
die massiv gegen Spiele auftritt. Die Konzession wurde während ihres Urlaubs
erteilt. Jetzt zitiere ich aus dem Bericht der Kontrollabteilung der niederösterreichischen
Landesregierung zum Zeitpunkt des Urlaubs des zuständigen Abteilungsleiters.
Sie wurde von einem Sachbearbeiter erteilt, der von einem anderen
Sachbearbeiter, der aber mit dem Bereich gar nichts zu tun hatte und der
ÖVP-Bezirksrat ist - damit haben wir heute schon den zweiten ÖVP-Bezirksrat -,
dabei, nennen wir es einmal so, unterstützt wurde. Jetzt zitiere ich einige
Sätze wörtlich aus diesem Bericht, denn in Niederösterreich haben die
Alarmglocken geklingelt, als das Ganze passiert ist und man hat sofort das
Kontrollamt eingeschaltet: „Die beiden Sachbearbeiter Reisinger und Fritz
versuchten, der Innenrevision zu erklären, dass es sich bei dieser Erledigung
lediglich um einen reinen Routinefall gehandelt hätte. Der Ansicht, dass es sich
um einen Routinefall handelt, konnte sich die Innenrevision nicht
anschließen." Es ging übrigens nur um lächerliche 2 500 Apparate
zur Genehmigung, was im Folgenden mehrfach aufgezeigt wird. Zuerst wird
bemerkt: „Als Sachbearbeiter scheint in den Akten immer nur Herr Reisinger auf.
Herr Fritz hat ihn jedoch beraten, was auch beide zugeben. Somit ist bereits
der erste Anhaltspunkt erbracht, dass es sich nicht um einen Routinefall
handeln konnte, da eine solche Beratung dann nicht notwendig gewesen wäre."
Dann geht es weiter in der ganzen Geschichte. Die Genehmigung erfolgt und Herr
Fritz, der nichts mit der ganzen Geschichte zu tun hat, informiert knappe zwei
Stunden, nachdem die Genehmigung erfolgt ist, den Rechtsvertreter der
Betreiberfirma über die ganze Geschichte. Aber er hat mit der Sache nichts zu
tun! Zu dieser Person stellt dann der interne Revisionsbericht wörtlich fest:
„Die Rolle des Sachbearbeiters Fritz, der in der Bearbeitung dieser
Angelegenheit lediglich als Absender des Fax aufscheint, ist sehr zu
hinterfragen. Fritz gibt zwar zu, Berater zu sein, distanziert sich aber von
der Bescheiderstellung." Die Hände in Unschuld gewaschen! Hier eine
massive Kritik an der ganzen Vorgangsweise dieser Genehmigungserteilung für
immerhin 2 500 Apparate. Es kam dann in weiterer Folge zu einem
Riesenwirbel, vor allem zwischen der Landesrätin und dem Land Niederösterreich
und dieser Firma, die hier angesucht hat. Man hat sich, da hat anscheinend die
SPÖ ihre eigene Landesrätin im Stich gelassen, sehr schnell geeinigt. Rot und
Schwarz haben sich rasch geeinigt, und das zur offenkundigen Zufriedenheit der
Novomatic, die jetzt, großzügig, immer noch 1 800 der früher mit Recht so
genannten Einarmigen Banditen aufstellen darf.
„Der Firmenchef Wohlfahrt", das ist jetzt
wiederum ein wörtliches Zitat aus dem Landespressedienst, Herr Kollege Hahn,
„dankte dem Landeshauptmann für das konstruktive Gesprächsklima und dafür, dass
er in der Zeit der Auseinandersetzung mit dem Unternehmen die Treue gehalten
habe. Man wolle doch auch in Zukunft langfristig und auf höchstem Niveau als
Partner des Landes tätig sein." - Langfristig und auf höchstem Niveau
Partner des Landes oder Partner der ÖVP-Niederösterreich, eine sehr seltsame
Formulierung. Ich habe überhaupt keinen Widerspruch von Seiten des
Landeshauptmanns und der niederösterreichischen ÖVP gefunden.
Wiederum der niederösterreichische
Landespressedienst, ich zitiere, die Wahlen waren allerdings vorbei, am 5.10.,
anlässlich der Auszeichnung der erfolgreichsten niederösterreichischen
Unternehmen, dem so genannten Wirtschafts-Oscar: „Der Oscar in der Kategorie
Big Player" - ironischerweise, Jahresumsatz über
50 Millionen EUR – „ging an die Firma Novomatic in Gumpoldskirchen.
Für den bei der Preisverleihung anwesenden Landeshauptmann verstärkten
diese", das ist wiederum wörtlich, „innovativen und erfolgreichen Betriebe
wie Kraftquellen die dynamische Entwicklung im Land." - Das muss man sich
auf der Zunge zergehen lassen. Es wäre zum Lachen, wenn es für die Betroffenen
nicht so traurig wäre!
Manche dieser Kraftquellen haben
eine solche Ausstrahlung, dass diese gemäß "FORMAT" sogar ausreicht,
wegen Verdachts auf Geldwäsche und illegales Glücksspiel gerichtliche
Vorerhebungen gegen sie einzuleiten. Dessen ungeachtet plant die Novomatic
schon weitere Ausbauschritte im Zuge der Einführung des digitalen Fernsehens
mit der Möglichkeit zur Anbietung interaktiver Dienste, wie sich das nennt. Ihr
Vorsitzender
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