Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 108
Bürgermeisters ein Lob dafür bekommen, dass er so
viel ausgibt. Die Wiener Steuerzahlerinnen und Steuerzahler können darin aber
keinen Grund für ein Lob finden, sondern müssen feststellen, dass mit ihrem
Geld nicht entsprechend umgegangen wird. Das ist die Realität!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben
einiges über den Arbeitsmarkt gehört, aber wo sind wirklich die Schritte, außer
ein bisschen Kosmetik? Wäre es da nicht besser, sich an den
Best-Practice-Beispielen zu orientieren, beispielsweise an Oberösterreich mit
der niedrigsten Arbeitslosigkeit von unter 5 Prozent? Wenn man die Zeit
des Michael Häupl als Bürgermeister betrachtet, so stellt man fest: Michael
Häupl ist im Jahr 1994 bei etwas über 7 Prozent Arbeitslosigkeit
gestartet. Es ist uns dann in der Zeit der Koalitionsregierung gelungen, dass
die Arbeitslosigkeit gesunken ist – das ist auch bemerkenswert -, aber seit es
wieder die Alleinregierung der SPÖ in dieser Stadt gibt, haben wir
Arbeitslosenraten, die nicht weit entfernt von 10 Prozent sind.
Das ist leider normal. Es sollte aber vom Herrn
Finanz- und Wirtschaftsstadtrat bemerkt werden - und es sollte gehandelt
werden! Und das wäre notwendig: ein Ausflug nach Oberösterreich! Ich bin
bereit, sogar aus eigener Tasche die entsprechenden Reisekosten zu übernehmen,
wenn es dann auch entsprechende Wirkung zeigen würde. (Beifall bei der ÖVP.
– Zwischenbemerkung von VBgm Dr Sepp Rieder.)
Herr Vizebürgermeister, wir können gerne darüber
reden! Mir ist nichts zu teuer für mich selbst, was dazu beiträgt, dass die
wirtschafts- und sozialpolitische Situation Wiens besser wird. Denn halten wir
uns vor Augen: Es gäbe umgerechnet um 44 000 Arbeitslose weniger in
Wien, wenn wir die oberösterreichischen Verhältnisse hätten! Da hätten wir
nicht nur 44 000 Schicksale Arbeitsloser weniger, sondern hätten auch
monetär mehr. Wir könnten Arbeitslosengeld im Ausmaß von fast
160 Millionen EUR für anderes einsparen, vielleicht, um zusätzliche
Effekte zu erzielen, damit die Wirtschaft angekurbelt wird und der Arbeitsmarkt
sich verbessert. Wir hätten im Bereich der Sozialhilfe ein Einsparungspotenzial
von 143 Millionen EUR. Dabei rechne ich noch nicht ein, dass auch die
Dauer der Arbeitslosigkeit in Oberösterreich deutlich niedriger ist als in
Wien. Man stelle sich vor: In Wien liegt sie bei 147 Tagen, in
Oberösterreich bei 95 Tagen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, das
wäre nicht nur menschlicher, sondern das wäre auch wirtschaftlich für diese
Stadt besser!
Und dann noch etwas - darauf sind Sie, Herr
Vizebürgermeister, zu wenig eingegangen -: wie eigentlich Wien vom Bund
profitiert. Rund die Hälfte des Budgets - das sind 52 Prozent - wird vom
Bund finanziert. Das ist gut so, das ist richtig so. Dafür treten wir gerade
auch als Wiener Volkspartei ein, und zwar gleichgültig, wer in der
Bundesregierung das Sagen hat. Aber Sie sollten das auch sagen! Vielleicht geht
Ihnen demnächst eine Möglichkeit zu sagen, warum etwas nicht so gut geht, ab,
wenn Sie selbst in der Regierung vertreten sind. Aber Sie sollten die Zeit
nützen, nicht um nachzudenken, wie es neue Ausreden gibt, sondern eher, um nachzudenken,
wie mehr für die Wienerinnen und Wiener geschehen kann.
Wie mehr für die Wirtschaftsförderung geschehen kann,
wie mehr beispielsweise für die Nahversorgung geschehen kann, wie die
wirtschaftliche Situation besser gestaltet werden könnte, und wie dadurch die
Arbeitslosigkeit zurückgehen könnte. Herr Vizebürgermeister, das wäre
eigentlich ein guter Ansatz für die nächsten Wochen und Monate, das wäre eine
gute Möglichkeit, dass für diese Stadt mehr geschieht. (Beifall bei der
ÖVP.)
Sie haben darauf hingewiesen, wie die Stadtstaaten in
Deutschland überschuldet sind. Da haben Sie völlig Recht, Sie haben aber nur
ein Zitat nicht dazu gesagt, das der Wiener Bürgermeister in einem Interview
mit der in Hamburg gedruckten „Die Zeit" völlig richtig verwendet hat. Er
hat nämlich ganz klar und deutlich gesagt, dass die Bundesländer und die
Gemeinden in Österreich weitaus besser vom Bund behandelt werden – das war noch
zu Zeiten der Regierung Schröder, in den letzten Wochen der Regierung Schröder
in Deutschland - und hat damit gemeint, dass es unter Bundeskanzler Schüssel
den Städten und Gemeinden in Österreich weitaus besser gegangen ist als unter
Bundeskanzler Schröder in Deutschland. Auch das ist gut so, aber das sollte für
die Zukunft auch ein Auftrag sein, ein Auftrag, danach zu trachten, wenn es
einen sozialdemokratischen Bundeskanzler gibt, dass dieser auch genau darauf
achtet, dass Wien nicht zu kurz kommt und dass nicht aus falsch verstandener
Parteiloyalität das vergessen wird, meine sehr geehrten Damen und Herren.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben es
hier mit einem Budget zu tun, das, wie gesagt, kein schuldenfreies Budget ist,
wie das etwa in Oberösterreich seit 2002 der Fall ist, wie das in der ÖIAG seit
2005 ist, sondern in Wien haben wir immerhin 3 Milliarden EUR
Schulden. Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder darüber diskutiert,
dass hier einiges verloren gegangen ist. Ich habe mir in der Vorbereitung zu
diesem Budget die Budgetdebatte von vor etwa zehn Jahren durchgelesen, und
leider hat die Wiener Volkspartei Recht behalten. Denn damals ist es darum
gegangen, dass die Wiener SPÖ mutwillig, ja mutwillig, aus parteipolitischem
Kalkül die CA an die Bank Austria gegeben hat, und wir wissen heute, zehn Jahre
später, wie viel Geld hier versenkt wurde und wie das zum Nachteil des Wiener
Steuerzahlers erfolgt ist.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben es
aber noch mit einem zweiten Phänomen bei diesem Budget zu tun, nämlich nicht
nur mit einer, bestenfalls schön gefärbten, aber allgemein schlechten
Wirtschaftslage, sondern wir haben es auch damit zu tun, dass es
Gebührenerhöhungen gibt, die ausschließlich zum Stopfen von Budgetlöchern
dienen. Zum Stopfen von Budgetlöchern, obwohl Gebühren ja eine völlig andere
Aufgabe hätten. Gebühren sind dazu da, einen Verwaltungsaufwand abzudecken.
Und wie sieht die Situation aus?
Wir haben eine Gebührenerhöhung bei Abwasser um 28 Prozent, bei Müll um
19,5 Prozent, beim Rundfunk um 35 Prozent, bei
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