Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 108
andere Post Krankenanstaltenverbund. Macht nichts. Nichtsdestoweniger haben wir jetzt 1,5 Millionen da stehen und nicht ein bisschen weniger.
Das trifft auch bei anderen Punkten zu, die zum Teil
Erhöhungen ergeben – etwa bei Zuschüssen des Bundes an die Wiener Linien, die
selbstverständlich weitergegeben werden müssen –, und in anderen Fällen kommt es
tatsächlich zu Reduktionen. Ich vergleiche gerne Voranschläge, weil Sie uns
immer vorwerfen, man soll nicht Voranschläge mit Rechnungsabschluss
vergleichen.
Förderung Wohnbau: 2003: 395 Millionen EUR,
2004: 366 Millionen EUR, 2006: 355 Millionen EUR, 2007:
343 Millionen EUR.
Bauliche Investitionen:
2003:152 Millionen EUR, 2007: 126 Millionen EUR.
Auch die baulichen Instandhaltungen sind im
Voranschlag de facto gleichgeblieben: Voranschlag 2003:
102 Millionen EUR, Voranschlag 2007: 102 Millionen EUR.
Das heißt, die Steigerungen, die Sie ausweisen, sind die Steigerungen in der
Doppelverrechnung und vielleicht noch 20 Millionen, 25 Millionen EUR
für die Therme in Oberlaa und ein bisschen bei den Wiener Linien. Mehr ist es
nicht, Herr Finanzstadtrat.
Das ist das Problem, und in
dem Sinne würde ich mir einfach wünschen, dass wir endlich einmal aufhören, uns
gegenseitig mit Zahlen zu bejubeln. Ich gehöre tatsächlich zu den Leuten, die
sagen, wie hoch oder wie niedrig die Arbeitslosigkeit ist, entscheidet nicht
Wien alleine, entscheidet auch nicht der Bund alleine. Die Auswirkungen von
Wirtschaftsförderungen treffen nicht nur Wien im Guten, sondern treffen auch
auf den Bund zu. Es ist absurd, da einen Trennstrich zu ziehen, wer für was
verantwortlich ist, aber man muss Sachen nicht schön reden, die in diesem Maße
nicht schön sind, und man muss vor allem ein Budget so darstellen, dass man
sich jetzt schon sicher sein kann, am Ende beim Rechnungsabschluss 2007
weicht der Voranschlag vom Rechnungsabschluss wie üblich um ungefähr
1,5 Milliarden EUR ab. Das ist nicht notwendig, aber wenn es so ist,
erübrigt sich jede politische Diskussion.
Zum Abschluss noch ein Satz zum Sozialbudget – unter
Anführungszeichen –, zum Budget des Fonds Soziales Wien. Wir haben in der
Stadtsenatsitzung zu Recht, glaube ich, kritisiert, dass keine Zahlen des Fonds
Soziales Wien vorliegen. Jetzt wurde ganz kurzfristig das Budget 2007 des
Fonds Soziales Wien mit einer Gesamtsumme von 794 Millionen EUR
vorgelegt. Schauen Sie sich das gerne selber an. Ich glaube nicht, Herr
Finanzstadtrat, dass Sie mit so einer Budgetaufstellung für sich selbst
zufrieden wären, wenn Sie diese haben wollten, in der genau eine Trennung
zwischen Leistungsförderung, Personal- und Betriebsaufwand dargestellt ist.
Sehr geehrter Herr Stadtrat, das wäre Ihnen zu wenig,
sehr geehrte Damen und Herren GemeinderätInnen, das ist auch uns zu wenig. Wir
sollten uns in Zukunft nicht mit so etwas abspeisen lassen. – Danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort gemeldet ist Frau StRin Mag
Cortolezis-Schlager. Ich erteile es ihr.
StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Frau Vizebürgermeister!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Die Rede des Herrn Vizebürgermeisters heute war nicht
sexy, sondern sexistisch. Was ist der feine Unterschied, Herr
Vizebürgermeister? Der feine Unterschied ist, dass Frauen in dieser Stadt nicht
diskriminiert werden sollten. Das beginnt bei der politischen Kultur in dieser
Stadt, das beginnt, wenn die APA Sie zitiert: Wien bleibt sexy, wenn sich die
missionarische Ursula nicht zu sehr anstrengt. – Herr Vizebürgermeister, ich
erwarte mir von Ihnen heute noch eine definitive Entschuldigung für diesen
sexistischen Satz. (Beifall bei der ÖVP.)
Sollte diese Entschuldigung heute nicht mehr erfolgen
in der Rede von Ihnen, dann sind Sie für mich ab dem heutigen Tag der
sexistische Sepp. Denn das ist es, was wir machen, wenn wir eine
Bezirksvorsteherin, die die Wahlen gewonnen hat, einfach zur Ursula
degradieren, anstatt sie, wie es diesem Gremium hier entsprechen würde, mit
Frau Bezirksvorsteherin Stenzel anzusprechen. (Beifall bei der ÖVP.)
Also ich sehe jetzt vom „sexistischen Sepp" noch
einmal ab und nenne Sie nun doch noch Herr Vizebürgermeister. Ich hoffe, Sie
entschuldigen sich ja für diesen Fauxpas. Entschuldigen sollten Sie sich aber
auch für dieses Budget. Denn dieses Budget hat viel Glanz, aber wenig Substanz (Beifall bei der ÖVP.), viel Schein und
wenig Unterstützung für faires Sein, viel Sexismus und wenig Abbau von
geschlechtsspezifischer Armut. Statt die Wirtschaft zu fördern, den
Arbeitsmarkt zu forcieren, forcieren Sie lieber eine öffentliche
Wirtschaftspolitik. Das heißt, Sie vertrauen den Lehrlingsstellen in der
Verwaltung mehr als einer gezielten Lehrlingsförderung in der Privatwirtschaft.
(Beifall bei der ÖVP.)
Aber Sie sind auch ein Meister im Umschichten, ein
Meister im Umschichten jener 51 Prozent Budgetmittel, die der Bund zahlt.
Da haben Sie es sich schon zur Tagesordnung gemacht, dass Sie das Budget von
der einen Rocktasche in die andere Rocktasche umstecken. Lassen Sie mich das am
Beispiel der Pflichtschullehrerinnen und Pflichtschullehrer erklären. Wien ist
von der Kompetenzverteilung her für die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter
zuständig, aber auch für den psychosozialen Dienst und die psychosoziale
Versorgung unserer Kinder und Jugendlichen. Sogar Ihre
Stadtschulratspräsidentin Brandsteidl fordert ja dieser Tage wieder die psychosoziale
Versorgung aller Kinder und Jugendlichen, und zwar niederschwellig angeboten im
Rahmen der Schule.
Aber mit dieser Forderung bleibt sie allein. So leer
wie der Saal ist, so leer ist auch Ihr Budgetansatz, wenn es um die
Jugendwohlfahrt geht, wenn es um die psychosoziale Versorgung von Kindern und
Jugendlichen geht. Das heißt, lieber ist es Ihnen, wenn die Präsidentin mit der
Polizei zusammenarbeitet, das heißt, lieber ist es Ihnen, Gesetze über
Sicherheitskonzepte zu vollziehen, als Prävention an den Schulen und in den
Jugendämtern wirkungsvoll umzusetzen. (Beifall
bei der ÖVP.)
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