Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 63 von 108
und das mag ein Einzelfall sein, weil natürlich nicht alle über meinen Schreibtisch laufen, interessant. Jemand wohnt - ich sage den Namen nicht, weil der hier nichts zur Sache tut - in der Simmeringer Hauptstraße in einer kleinen Gemeindewohnung mit einem Zimmer. Das gefällt ihm nicht so gut. Er übersiedelt zwischenzeitlich zu einem Kollegen, mit dem er gemeinsam eine Firma führt, in die Buchengasse in den 18. Bezirk. Eine tolle Lage, gehört eher zu den schöneren Gemeindebauanlagen, vor allem von der Lage her. Der Mitbewohner, auf den der Mitvertrag läuft, zieht aus, weil er sich verheiratet und nach Graz übersiedelt. Der andere kündigt die Wohnung in der Simmeringer Hauptstraße, weil er gern die Wohnung übernehmen möchte, fast 70 m², drei Zimmer im 18. Bezirk. Eine Familie, die gern solch eine Wohnung hätte und dazusagt, sie hätte sie gerne im 18. Bezirk, wartet in etwa vier Jahre auf so eine Wohnung. Dieser Herr hat nicht so lange warten müssen, weil er zur Wohnungskommission gegangen ist. Dort wird ganz offen gesagt, es ist von zwei Seiten interveniert worden. Gemeint sind die zwei größeren Parteien des Landes, in der Stadt sind wir eher nahezu ebenbürtig.
SPÖ und ÖVP haben interveniert für diesen Herrn, der selber angegeben
hat, er verdient eben nur 1 300 EUR, und damit wäre er ja noch in die
Bestimmungen hinein gefallen. Ich glaube, dass jemand, der bei einer großen -
wenn ich jetzt sagen würde, wo er arbeitet, würde es jeder wissen; Fundraising
macht er dort, Marketingleitung macht er dort, und das findet man. Wenn man
einmal den Namen „gegoogelt" hätte, dann hätte man das gehabt. Ich nehme
auch an, dass das betroffene Gremium gewusst hat, wer die Wohnung zugesprochen
bekommt.
Noch einmal: In Wien warten mehrere Tausend Familien,
weil sie in kleinen Wohnungen sind und neuerlich Zuwachs erwarten, auf größere
Wohnungen - mehrere Tausend! Den haben Sie einfach vorbeigeschoben an allen
Mechanismen. Für gewöhnlich fliegt das natürlich nicht auf, weil auch die
GRÜNEN nicht jeden Akt einzeln durchschauen und überprüfen können. Da ist es
eben sofort aufgefallen.
Ganz offenherzig wurde gesagt, wie das funktioniert.
Nämlich so wie früher, so wie ich es gelernt habe, als ich in den 80er Jahren
hierher gekommen bin: Wenn du die richtigen Leute kennst, funktioniert das
schon. Buchengasse, schöner Blick über Wien, 3-Zimmer-Wohnung, einer allein,
Einkommen sicher weit über die 1 300, die er angegeben hat - es war kein
Problem. Ich befürchte, dass das kein Einzelfall ist, und muss dann annehmen,
dass es vielleicht weiterhin öfter vorkommt, was ich traurig genug finde.
Zumindest diesem Einzelfall könnte man ja noch einmal nachgehen, denn noch hat
er die Wohnung nicht bezogen; beziehungsweise auch wenn er sie bezogen hat,
kann man es ja, falls es mit einer Begründung geschehen ist, die nicht rechtens
ist, auch nachträglich noch ändern.
Zum Callcenter sage ich heuer nichts, das lassen wir
aus. Die dort geschaffenen McJobs existieren weiter.
Zu den mangelhaften Kontrollmöglichkeiten des
Gemeinderates betreffend die ausgegliederten Gesellschaften nehme ich das
Beispiel Callcenter her. Ich erinnere nur daran, dass wir da einen Antrag
gestellt haben. Wie viele Leute dort arbeiten, dürfen wir nicht wissen. Ob das
eine 100-Prozent-Tochter der Gemeinde Wien ist oder nicht, ist dabei
unerheblich.
Ich habe vor einem Jahr bereits darauf hingewiesen,
dass ich glaube, dass es der Mühe wert wäre, wenn sich StR Faymann der
Baupolizei genauer annehmen würde. Wir haben zwischendurch auch das Beispiel
von einem Herrn Lichtenecker in der Millergasse aufgebracht. Da hat es den
Abbruchbescheid gegeben, und mittlerweile ist dieses Haus abgebrochen; das war
damals Gegenstand einer Diskussion. Herr Lichtenecker wird vermutlich den UVS
bemühen, und wir werden sehen, wie dieses Verfahren ausgeht.
Anhand dessen, was ich auch in der „Presse" lese
- da heißt es: Korruption kommt nicht mehr vor, und das Handaufhalten ist nicht
mehr üblich, deswegen hat man es auch zusammengelegt -, möchte ich angesichts
der vielen Tausend Bewilligungen - ich glaube, 18 000 Bewilligungen
für Schanigärten und vieles andere laufen über die Schreibtische der Baupolizei
- noch einmal eindrücklich darauf hinweisen, dass ich glaube, dass es das wert
wäre, nicht nur bei Abbruchbescheiden wie in der Millergasse den Leuten dort
genau auf die Finger zu schauen.
Im 16. Bezirk - jetzt sind wir nicht mehr beim
Gemeindebau - ist in der Friedmanngasse vor einem Monat ein Haus evakuiert
worden, weil es fast zusammengebrochen ist. Dort hat man die Leute früh am
Morgen, um halb sieben, noch rechtzeitig aus dem Haus hinausgebracht. Ein
Althaus, das knapp vor dem Einsturz ist: Was könnte die Gemeinde Wien tun? Ist
das ein Einzelfall? - Natürlich nicht!
20.12. letztes Jahr, Lerchenfelder Straße 52:
Einsturz einer Feuermauer, Leute müssen evakuiert werden.
1. Jänner heuer: Ein Boden in einem Haus in der
äußeren Mariahilfer Straße bricht ein, drei Personen stürzen ab und verletzen
sich - nicht sehr gefährlich immerhin.
In der Hasnerstraße, bei mir ums Eck, am
9. Februar: Stahlträger des Kellergewölbes bricht durch, die Wohnung
darüber war in dem Moment zum Glück nicht belegt.
Am 17. Februar: Gangdecke einer Volksschule in
der Vorgartenstraße, Betonboden porös.
Am 13. 8. im 23.: 50 MieterInnen in einem
Gemeindebau müssen übersiedelt werden. Und, und, und.
Worauf will ich hinaus? - Auf das, worauf auch der
Leiter des TÜV hinaus will, nämlich: Was kann man mit diesen Altbauhäusern
machen, die so einsturzgefährdet sind? Was kann man machen, neben dem
Kommentar, der aus dem Stadtratbüro gekommen ist, als die Geschichte medial
recherchiert wurde, nämlich: 160 000 Bauten in der Stadt, da können
wir nichts machen, da ist der Eigentümer zuständig - Punkt, fertig!
Da würde ich trotzdem sagen:
Moment, die Politik sagt jetzt als Antwort, wir haben hier eine absolute
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