Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 76 von 108
die Einkommen junger Leute, die Gemeindemieter sind; für manche werden sie jährlich sogar geringer durch Teilzeitjobs oder andere Entwicklungen, wobei die Leute vielfach eigentlich nicht freiwillig in Teilzeit arbeiten, sondern unfreiwillig in Teilzeit arbeiten –, das stimmt. Daher steigt ja auch die Wohnbeihilfe an.
Die Wohnbeihilfe, Frau Kollegin Frank, steigt nicht
an, weil unsere Wohnungen so luxuriös werden, sondern die Wohnbeihilfe steigt
in allen Bereichen an, in den alten Gemeindebauten genauso wie in den
Neubauten, in den privaten Häusern, in den alten genauso wie in den neuen. Die
Wohnbeihilfe steigt an, weil die Einkommen sich für Teile unserer Bevölkerung
negativ entwickeln und nicht, weil wir irgendwo einen falsch verstandenen Luxus
unterstützen.
Der Kollege Ellensohn hat in einem Punkt die privaten
Althäuser und ihre Sicherheit angesprochen, die mir sehr wichtig ist. Die
Baupolizei hat tatsächlich die Möglichkeit, wenn Gefahr in Verzug ist und sie
einen Hinweis bekommt oder wenn sie selbst in diesem Haus tätig ist – das ist
ja immer wieder der Fall, es wird ja genug saniert, gebaut und umgebaut, sodass
es hier Wahrnehmungen der Baubehörde gibt, auch ohne zusätzlichen Hinweis –,
aktiv zu werden. Mein Problem als Verantwortlicher beginnt dort, wo meine
Behörde auf Ersatzvornahmen angewiesen ist, also wo es nicht nur um Gefahr in
Verzug, sondern um schlechten Erhaltungszustand geht. Da können die
Mieterorganisationen ein langes Lied davon singen, wie schwach das
Mietrechtsgesetz in diesem Punkt ist, dass sie durchsetzen können, dass
Hauseigentümer tatsächliche Verbesserungen an ihrem Haus, Erhaltungen in ihrem
Haus durchführen. Sie wissen, wie schwach diese bundesgesetzlichen Bestimmungen
in diesem Punkt sind, und meine Behörde, die Baubehörde, kann ebenfalls einen
langen Bericht darüber abliefern, wie schwierig es ist, bei wem auch immer. Sie
kennen ja die bekannten Beispiele der Hauseigentümer, die sich manches Mal
bewusst so ein altes Haus kaufen in der Absicht, es so lange nicht richtig zu
verwalten und so wenig zu erneuern und zu sanieren, bis sie dann irgendwann einen
Abbruchbescheid bekommen.
Hier ist es sehr schwierig, mit den mangelnden
bundesgesetzlichen Bestimmungen zu agieren, nicht, weil die Baubehörde da nicht
willens ist. Im Gegenteil. Sie bewegt sich unter meiner Verantwortung und mit
meiner Unterstützung sehr oft an die Grenze ihrer rechtlichen Möglichkeiten,
denn der Rechtsstaat kennt ja auch Grenzen. Und eine Grenze bei diesen
Ersatzvornahmen ist es, dass man zuerst dem Hauseigentümer Gelegenheit geben
muss, ihn dann auffordern muss und dann die Ersatzvornahme setzt. Wenn der
Hauseigentümer sagt, er verwaltet jetzt wieder selber, dann muss man die
Ersatzvornahme wieder abbrechen, und zu guter Letzt bezahlen wir manches Mal
dann die Rechnung selber, weil die Richter entscheiden, es war trotzdem ein
Schritt zu schnell.
Geschützt wird das Eigentum, was ja für den, der das
Haus mit Vorsicht und mit Sorgfalt verwaltet, richtig ist. Aber hinter diesem
Eigentumsschutz, der seine Vorteile in der Gesellschaft für jeden hat,
verstecken sich halt einige und machen uns das Leben schwer bei der Erhaltung
dieser Häuser und bei Verhinderung von Spekulation.
Beim zweiten Punkt stimme ich nicht so mit Ihnen
überein. Der war vielleicht auch nur ein bisschen zynisch gemeint, nicht so
ernsthaft, aber das ist der der SEG. Auch ich mische mich, so wie Kollege
Norbert Walter gesagt hat, natürlich nicht in ein schwebendes Verfahren ein –
ich glaube, wir stehen auch außer Zweifel, dass die SEG in den
Eigentumsverhältnissen der SPÖ nahe steht oder der Stadt Wien nahe steht; es
handelt sich um ein Privatunternehmen –, aber ich werfe auch der dort
Verantwortlichen, Frau Wustinger-Renezeder, keine Steine nach, weil ich davon
überzeugt bin, dass sie, wann auch immer sie in wirtschaftliche Schwierigkeiten
gekommen ist, versucht hat, über die Börse und andere Maßnahmen weiterzumachen.
Auch wenn sie jetzt sicher in großen Schwierigkeiten steckt, so hat sie doch
auch viel Positives in der Stadt bewirkt hat, sodass ich doch auch die
Leistungen, die sie geschaffen hat, jetzt nicht klein reden möchte, sondern, im
Gegenteil, anerkenne.
Ich weiß, dass unsere Wohnbauförderungsmittel
geschützt sind durch unsere Aufsichtsbehörden und durch unsere Möglichkeiten,
hier einzugreifen. Ich weiß auch, dass die wenigen Mieter – weil überwiegend
Eigentümer –, wenn hier eine Neuübernahme erfolgt, die Unterstützung der Stadt
vorfinden und sich, wann immer dort eine Änderung in den Eigentumsverhältnissen
passiert, ebenfalls auf uns verlassen können. Aber eine Berufsgruppe – und
darum habe ich mich gewehrt – ist jetzt nicht der Sündenbock eines privaten
Unternehmens, das in wirtschaftliche Schwierigkeiten gekommen ist, das sind die
Architekten. Jetzt zu sagen, dass die Architekten, weil sie so besonders
ausgefallen beim Gasometer oder sonst wo geplant haben, irgendwo eine Mitschuld
tragen sollen, das wäre doch der verkehrte Weg, dieses Kapitel aufzuarbeiten.
Gerade die Architekten mit ihrer hohen Qualität im Wohnbau sind ein Teil
unseres Stolzes in der Stadt, und es gibt genug Unternehmen und Bauträger und
in Einzelprojekten auch die Frau Renezeder in der Vergangenheit, die bewiesen
haben, dass man hohe Qualität in der Architektur und Wirtschaftlichkeit
vereinen kann. Da braucht niemand genötigt zu werden, mit guten Architekten zu
bauen. Gute Architekten sind nicht unwirtschaftlich, wenn der Bauträger
dementsprechend mit ihnen die Auseinandersetzung führt. Aber diese
Auseinandersetzung zwischen ökonomisch versierten Leuten, in der Architektur
kreativen Geistern, ökologisch sehr engagierten Leuten, dieses Führen eines so
unterschiedlichen Teams, das macht eben den Wohnbau aus. Da kann auch einmal
jemand scheitern, und trotzdem ist es nicht die Schuld einer Gruppe, warum
jemand gescheitert ist.
Dieses Zusammenspiel
ist im Wiener Wohnbau eigentlich sehr erfolgreich, und ich bin davon überzeugt,
dass es für jede Gruppe, die hier tätig ist, würde sie alleine, ohne die
anderen sich durchsetzen müssen, zu Schwierigkeiten kommen würde, und hier hat
eben ein
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