Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 98 von 108
Nun, egal
wie auch immer es die Opposition drehen und wenden will, wir haben ein
Kulturbudget vorliegen, das stetig und erfreulich ist. Stetig in der
Steigerung: Von 2006 auf 2007 steigt das Kulturbudget um 5,5 Prozent. Das
ist eine höhere Steigerung, als das Budget der Stadt Wien steigt, und es ist
höchst erfreulich und auch einzigartig in Österreich und Europa.
Diese
Entwicklung entspricht der des Wien-Tourismus. Wien-Kultur und Wien-Tourismus
haben immer eines gemeinsam: Sie schreiben jedes Jahr ein neues Rekordjahr.
Beim Wien-Tourismus ist es so, dass wir heuer erstmals mehr als
9 Millionen Nächtigungen erreichen werden und dass die Nächtigungszahlen
von Jänner bis Oktober um 6,7 Prozent gestiegen sind. Das ist einzigartig
in Europa. Andere Städte kämpfen mit Tourismuszahlen, wir schreiben ein
Rekordjahr nach dem anderen. Dass Kultur und Tourismus einen Parallelslalom von
Rekordjahr zu Rekordjahr fahren, hat schon eine Ursache – das ist kein Zufall,
dass Wien in seine Stärke als Kulturstadt investiert. Das ist gut so – und wir
werden das auch weiterhin so tun.
Die
Erhöhung des Kulturbudgets 2007 um 10,8 Millionen EUR ist umso
bemerkenswerter, als im kommenden Jahr 30 Millionen EUR an Förderung
für das Mozartjahr wegfallen. Das heißt, insgesamt ist die Erhöhung viel
größer. Es stimmt natürlich auch nicht, wenn man sagt, das geht auf Kosten des
Kulturbudgets. Das Kulturbudget wird um soviel erhöht, dass wir uns die
Erhöhung des Ansatzes für das Theater an der Wien tatsächlich auch leisten
können. Da wird kein Geld irgendjemandem weggenommen, sondern das ist
zusätzliches Geld für die Wiener Kultur – und das ist auch gut so.
Das Mozartjahr ist noch nicht zu Ende, aber man kann
jetzt schon sagen, dass es höchst erfolgreich war, dass alle Ziele, die man sich
gesetzt hat, bei weitem übertroffen wurden. Es war nachhaltig. Mit dem
Opernhaus im Theater an der Wien wurden nachhaltige Projekte geschaffen, auch
mit dem „Mozarthaus Vienna", das derzeit bei
185 000 Besucherinnen und Besuchern steht.
Das Mozartjahr war aber nicht nur nachhaltig, sondern
auch kreativ und zeitgenössisch. Es wurden eine Vielzahl von Welturaufführungen
und einzigartige Projekte der zeitgenössischen Kunst gezeigt. Beispielsweise
das Konzert von Martin Grubinger im Musikverein letztes Wochenende war ein
derartiger Höhepunkt.
Das Mozartjahr war aber auch positiv für die
internationale Reputation. Es gibt 8 500 Pressemeldungen im Ausland
über Wien – das ist gut für unser internationales Image als Kultur- und
Musikstadt. Viele internationale Produktionen kommen von auswärts, gehen nach
Wien und gehen von Wien wieder in die Welt, um dort gezeigt zu werden. Ein
gutes Beispiel dafür sind die drei Filme des „New Crowned Hope"-Festivals,
die noch vor der Wien-Premiere schon drei Preise bei den Filmfestivals in
Venedig, Cannes und San Sebastian gewonnen haben.
Das Mozartjahr hat aber nicht nur das Image
verbessert, es hat auch alle Teile dieser Stadt, alle Bezirke und viele
Menschen erreicht, die sonst nicht mit Kunst, Kultur und der Musik Mozarts in
Kontakt kommen würden.
Besonders nachhaltig war die Entscheidung, das
Theater an der Wien in das neue Opernhaus umzuwandeln. Die Vereinigten Bühnen
Wien sind ein Schwerpunkt dieses Budgets mit dem erhöhten Finanzbedarf für das
Opernhaus. Beide Teile der Vereinigten Bühnen Wien haben dieses Jahr
eindrucksvoll bewiesen, auf welch erfolgreichem Weg sie derzeit sind, den sie
auch die nächsten Jahre gehen werden, und wofür sie diese Förderung erhalten.
„Die Weberischen" haben eindrucksvoll gezeigt, wie neues, intelligentes
Musiktheater ausschauen kann, das ausverkauft ist, das im Ronacher seinen Platz
finden wird. Auch das neue Musical „Rebecca" zeigt, dass Musical in dieser
Stadt sehr gut lebt. Es ist derzeit echt schwierig, Karten für „Rebecca"
zu erhalten, und es ist eine hervorragende Produktion geworden.
Genau dasselbe gilt für das Theater an der Wien, das
im Jahr 2006 zehn Neuproduktionen auf dem Gebiet der Oper herausgebracht
hat. 124 Aufführungen mit einer Auslastung von 95 Prozent. Das
Theater an der Wien hat gezeigt, dass es das ideale Mozarthaus ist. Wir haben
Sternstunden erlebt – Sie, Herr Kollege Wolf, glaube ich, nicht; wir haben das
erlebt, aber Sie könnten ja zumindest die Kritiken nachlesen – „Lucio
Silla", „Così fan tutte", aber auch zeitgenössische Opern wie
„Flammen" und „I hate Mozart".
„I hate Mozart" war überhaupt jene
Welturaufführung, die wir vor wenigen Tagen erlebt haben, die gezeigt hat, dass
das Theater an der Wien nicht nur das ideale Mozarthaus ist, sondern auch
tatsächlich schon im 21. Jahrhundert der Oper angekommen ist. Es war eine
großartige Uraufführung und es wurde allseits umjubelt. Es war auch witzig.
Gert Korentschnig hat im „Kurier" geschrieben: „So viel lachen konnte man
schon lange nicht mehr bei einer Uraufführung einer Oper, und das Publikum hat
das sehr heftig positiv aufgenommen.“
Im Jahr 2007 setzt die volle Finanzierung ein,
es wird monatlich eine Premiere geben, es wird Barockopern geben, es wird
zeitgenössische Opern des 20. Jahrhunderts geben, und diese Opern werden
sich auch mit gesellschaftspolitisch relevanten Themen auseinandersetzen.
Die Entscheidung, das Theater an der Wien in ein
Opernhaus umzuwandeln, war eine richtige, eine richtungsweisende Entscheidung.
Wir stehen dazu, der Erfolg im ersten Jahr gibt uns Recht und das diesjährige
Budget im Kulturbereich trägt dieser Entwicklung auch Rechnung.
Nicht nur die große Reform im Theaterbereich ist im Gange, auch die
kleine Theaterreform, die Wiener Theaterreform, ist auf einem guten Weg. Es
gibt eine Vielzahl von Gruppen, die erstmals längerfristige Förderungen,
Konzeptförderungen bekommen haben. Es stimmt einfach nicht, auch wenn es immer
wiederholt wird, dass auf Kosten der Kleinen die Großen mehr Geld bekommen. Das
stimmt überhaupt nicht, auch die mittlere und freie Szene hat deutlich mehr
Geld bekommen – in den letzten sechs Jahren gab es immerhin eine Steigerung von
über 60 Prozent. Egal wie auch immer man das einzelne
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