Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 106 von 108
1 500 Zeichen schreiben kann, so kann das
wohl nicht der Ernst dieses Prozesses sein.
Der Ober-Clou ist, dass man sich beteiligen kann, aber
nicht während des laufenden Prozesses, der bis Sommer 2007 ist, sondern
bis 30. November. Der Wissenschafter oder die Wissenschafterin müssen
jetzt ihre 1 500 Zeichen bis 30. November schreiben. Das wird
dann dort hingepostet. Das steht dann vielleicht auf der Homepage oder auch
nicht - im Moment ist das noch nicht nachzulesen - und das war es dann oder
auch nicht. Keiner weiß, was damit passiert. Es ist zwar in den Unterlagen zu
dieser tollen Strategieveranstaltung nachzulesen, dass dann ein Zwischenergebnis
präsentiert wird und der Herr Finanzstadtrat hat auch gesagt, es gibt dann
konkrete Punkte und Beschlüsse, aber wo diese Beschlüsse gefasst werden, ist
völlig unklar, offensichtlich nicht in den entsprechenden Gremien und vor allem
nicht unter Beteiligung der wissenschaftlichen Community.
Ich möchte deswegen zwei Anträge in dieser Sache
einbringen: Der erste betreffend Partizipation der Scientific Community im
Rahmen der FTI-Strategieentwicklung der Stadt Wien:
„Im Rahmen der FTI-Strategieentwicklung in der
MA 27 ist dafür Sorge zu tragen, dass alle an diesem Prozess
interessierten ForscherInnen Möglichkeiten vorfinden, sich im Verlauf des
Prozesses über Zwischenergebnisse zu informieren und ihre Anregungen und ihre
Kritik anzubringen. Dafür ist zum einen eine über den Zeitraum des Prozesses
laufende Internetplattform zu installieren, zum anderen sind partizipativ
ausgerichtete und entsprechend gestaltete öffentliche
Diskussionsveranstaltungen zu den Themen der vier Panels auszurichten und die
Ergebnisse zu dokumentieren.
In formeller Hinsicht beantrage ich die Zuweisung
dieses Antrags an den Gemeinderatsausschuss für Finanzen, Wirtschaftspolitik
und Wiener Stadtwerke sowie an den Gemeinderatsausschuss für Kultur und
Wissenschaft.“
Der zweite betrifft die politische Diskussion der
FTI-Strategie der Stadt Wien:
„Die in den Panels des
FTI-Strategieentwicklungsprozesses erarbeiteten Ziele einer FTI-Strategie
werden in den zuständigen Gemeinderatsausschüssen für Kultur und Wissenschaft
sowie für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke und im Gemeinderat
vorgestellt, diskutiert und darüber abgestimmt. Ebenso wird mit den darauf
aufbauenden, von der FTI-Strategie abgeleiteten Leitprojekten verfahren.
Auch hier beantrage ich die Zuweisung an die beiden
Gemeinderatsausschüsse.“
Ich glaube, wenn so ein Prozess ernst genommen wird
und auch das Gremium Gemeinderat und seine Ausschüsse ernst genommen werden,
dann sollten wir auch hier und nicht nur in den Panels, die wie auch immer zusammengesetzt
wurden, darüber diskutieren. Denn die Herrschaften, die Damen und Herren, die
dort drinnen sitzen, sind sehr honorige, sind sicher sehr gute Leute, nur
keiner weiß, wie die dazu kommen, dass sie dort sitzen und andere nicht. Also
auch das könnte man überdenken, ob hier die Kommunikation in die Community so
optimal gelaufen ist, weil manche fühlen sich da doch vor den Kopf gestoßen,
wenn die Informationen nicht einmal irgendwie an sie herangedrungenen sind,
dass man sich da beteiligen kann, außer mit 1 500 Zeichen bis
30. November.
Zum Antrag der ÖVP bezüglich Bündelung der
Kompetenzen und Förderungen für Wissenschaft und Forschung: Ich teile die
Meinung des GR Wolf, dass es hier zu einer unerträglichen Zersplitterung kommt,
dass es ein Kompetenzwirrwarr gibt. Ich habe hier schon einmal gesagt,
eigentlich macht die Wissenschaftspolitik nicht der dafür zuständige Stadtrat,
sondern der Finanzstadtrat beziehungsweise der Herr Bürgermeister. Ich glaube
auch, dass man sich das vielleicht vom Bund abgeschaut hat, weil auch im Bund
gab es, und das wird hoffentlich geändert, eine Aufteilung der Wissenschafts-
und Forschungskompetenzen auf unterschiedlichste Ministerien. Auch dort haben
wir es immer wieder kritisiert.
Ich teile auch die Ansicht, dass unabhängige Experten
die Stadt Wien beraten sollen und hier die Transparenz nachgeholt werden
sollte.
Was ich nicht teile, ist, dass die Kompetenz für die
Vergabe von Fördermittel an ExpertInnengremien übertragen wird, weil damit
machen sich der Gemeinderat beziehungsweise seine Ausschüsse obsolet. Es ist
für uns demokratiepolitisch nicht nachzuvollziehen, warum ExpertInnengremien
nicht beratend sein können, wo wir sehr wohl dafür sind, dass sie beraten, die
Beratungen auch ernst genommen werden, sie nicht abgespeist werden, nicht dort
sitzen und labern, aber nichts dabei herauskommt. Es soll ernst genommen
werden, aber entschieden und beschlossen werden Fördermittel noch immer vom
Gemeinderatsausschuss und vom Gemeinderat. Wie wir mit diesem Antrag verfahren
werden, werden wir morgen, nachdem wir diskutiert haben, entscheiden. Noch ist
es in der Schwebe, weil dieser Punkt einfach nicht unsere Meinung ist.
Ich würde mir wünschen, dass das Wissenschaftsbudget
im nächsten Jahr mehr Geld ist. Wahrscheinlich kommt beim Rechnungsabschluss
wieder heraus, dass wir mehr Gelder ausgegeben haben, weil der Herr
Bürgermeister wieder eine gute Idee hatte, wo wir Gelder in der Forschungs- und
Wissenschaftslandschaft investieren müssen, welcher helle Kopf für ein Institut
Gelder braucht, wie wir es ja bei Prof Zeilinger gesehen haben, dem ich sein
Geld gönne und dessen Arbeit ich auch schätze. Ich glaube, dass die Strategie,
die jetzt in Gang gesetzt wurde, viel zu spät kommt. Wir haben mindestens fünf
Jahre verschlafen, um den wissenschaftlichen, strategischen Kurs der Stadt Wien
zu diskutieren. Besser spät als nie, ich bin gespannt, was dabei herauskommt. -
Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Zum
Wort ist niemand mehr gemeldet.
Herr Stadtrat, bitte.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
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