Gemeinderat,
14. Sitzung vom 21.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 91
und möchte als Erstes über die Pflege und Betreuung
in Wien sprechen.
Wien bietet eine breite Palette an individueller
Betreuung und Pflege - von mobilen Diensten in den eigenen Wohnungen über
Tageszentren, Wohngemeinschaften bis hin zur medizinisch-stationären Pflege in Geriatriezentren.
Und die folgenden Fakten beweisen, was unsere wichtigsten Anliegen sind: Die
Menschen in ihrer Individualität zu respektieren und ihnen im Alter eine
würdige und hochqualitative Lebensweise zu ermöglichen. Wir brauchen flexible
Betreuungsangebote, die für alle leistbar sein müssen. Mit einem
professionellen Case Management, das sich auf Bedarfs- und Bedürfnisanalysen
stützt, erfüllt der Fonds Soziales Wien diese Aufgabe hervorragend.
In der Umsetzung ambulanter Pflege arbeitet der Fonds
mit mehr als 40 Partnerorganisationen zusammen. Dabei werden innovative
Projekte umgesetzt, die bereits heute die demographische Entwicklung und den
zukünftigen regionalen Bedarf in Wien berücksichtigen. Ich möchte meine Rede in
dieser Budgetdebatte auch dazu nützen, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
und allen Partnerorganisationen, die uns in diesem ambitionierten Vorhaben
unterstützen, ganz herzlich zu danken. (Beifall bei der SPÖ.)
Wie gesagt, wir möchten diese Angebote so flexibel
wie möglich ausbauen, damit die Menschen so lange wie möglich in ihrer
gewohnten Umgebung leben können. Ich möchte nur einige Zahlen anführen, weil
sie so beeindruckend sind. Zum Beispiel: Jährlich erhalten
23 500 Wienerinnen und Wiener 4,5 Millionen Betreuungsstunden -
diese Zahlen sind wirklich beeindruckend! Tageszentren werden ständig
ausgebaut: Derzeit gibt es 15 Tageszentren. 2007 werden zwei weitere
Tageszentren eröffnet. Und der Fonds Soziales Wien entwickelt im Rahmen des
Wiener Pflegekonzepts weitere innovative Projekte wie Hausgemeinschaften oder
integrative Wohnformen. Die sozial betreuten Wohnplätze werden laufend
ausgebaut, und bis zum Jahr 2010 sollen 700 bis 1 000 weitere Plätze
geschaffen werden. Derzeit gibt es 500 Dauerwohnplätze für die Zielgruppen,
die derzeit aufgrund ihrer psychischen oder körperlichen Defizite in den
Geriatriezentren wohnen, und auch diese Angebote werden weiter ausgebaut -
nicht nur für diese Menschen, sondern auch für die Menschen aus der
Wohnungslosenhilfe, um diesen Menschen ohne Bleibe einen Dauerwohnplatz
anzubieten und auch eine Gesundheitsversorgung zu gewährleisten.
In Österreich werden nach wie vor 70 Prozent
aller Pflegebedürftigen von den Angehörigen betreut. Auch diese Angehörigen
wollen wir unterstützen - mit Informationen, mit Vorträgen. Aus diesem Grund
haben die Wiener Volkshochschulen mit Unterstützung der Stadt Vorträge von
Experten für diese Menschen organisiert. In vielen dieser Angebote wird unsere
Maxime „ambulant vor stationär" weiter umgesetzt.
Für schwerst pflegebedürftige und kranke Menschen
wird eine qualitätsvolle Arbeit in unseren Geriatriezentren geboten. Es ist
kein Zufall, dass vorige Woche in Düsseldorf zum wiederholten Male ein
internationaler Preis, nämlich der Golden Helix Award, an das Geriatriezentrum
Klosterneuburg verliehen wurde, und zwar für das Projekt Palliative Care, wo
schwerst kranke und sterbende Menschen in einer international anerkannten hohen
Qualität gepflegt und betreut werden. An dieser Stelle möchte ich den Gewinnern
gratulieren! (Beifall bei der SPÖ.)
Aber die wahren Gewinner sind natürlich die Menschen
und ihre Angehörigen, die diese Pflege dort in Anspruch nehmen.
Das ist für mich auch wieder ein Beweis, das
professionelle Pflege und Betreuung nicht in erster Linie mit den räumlichen
Strukturen in Zusammenhang gebracht werden können, sondern viel mehr von der
Professionalität, vom Engagement und von der Motivation unserer
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abhängig sind.
Meine Damen und Herren! Wir werden weiterhin die
Arbeitsrahmenbedingungen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verbessern.
Wir werden auch die räumlichen Rahmenstrukturen ausbauen, und wir werden
natürlich auch die Betten in den Zimmern weiter verringern. 2008 sollen nur
mehr Zimmer mit maximal vier Plätzen angeboten werden.
Im Geriatriezentrum Liesing wird Ende des Jahres 2007
mit dem Neubau begonnen, in Baumgarten werden die Vorbereitungen weitergeführt,
und im 2., 10., 11. und 12. Bezirk plant die Teilunternehmung 4 neue
Geriatriezentren. Hier wird die Regionalisierung mit den höchsten
Unterbringungsstandards und modernen Pflegekonzepten für schwerst kranke und
betreuungsbedürftige Menschen beschleunigt. - Das sind ja wohl große Reformen
und keine Reförmchen!
Alle diese Angebote werden unterstützt von 39 Wiener
Pensionistenwohnhäusern, in denen neben den Standardwohnmöglichkeiten weitere
Formen angeboten werden, wie zum Beispiel vermehrt betreutes Wohnen, Stationen,
wo demenziell erkrankte Menschen immer mehr betreut werden, und eine
Remobilisationsstation und viele andere innovative Projekte werden in Angriff
genommen. Außerdem, um einer Vereinsamung im Alter und Isolation vorzubeugen,
führen die Wiener Pensionistenwohnhäuser 178 Pensionistenklubs, und hier
werden nicht nur Mittagstisch, sondern Unterhaltungsprogramme und auch
Internetstationen angeboten, damit die älteren Leute an die neuesten
Informationen kommen. Und, meine Damen und Herren, das sind für mich im
nationalen und internationalen Vergleich Spitzenangebote. (Beifall bei der
SPÖ.)
Lassen Sie mich hier an dieser Stelle noch eine
Anmerkung machen. Es ist uns im vergangenen Jahr gelungen, nach den medialen
Aufregern und unsachlichen Anwürfen und Verunsicherungen von Menschen und
Pflegepersonal, die Diskussion über die Pflege in Wien wieder in ruhige und
sachliche Bahnen zu lenken. Dass ich mich darüber freue, das ist ja wohl keine
Frage.
Und an dieser Stelle möchte ich
Frau StRin Mag Brauner danken, dass sie mit einer sehr umsichtigen
Ressortführung zu dieser Rückkehr der Sachlichkeit in dieser Debatte vieles
beigetragen hat. Aber ich möchte auch den vielen Kolleginnen und Kollegen in
den
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