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Gemeinderat, 14. Sitzung vom 21.11.2006, Wörtliches Protokoll  -  Seite 26 von 91

 

einen Cent kostet. Ich habe damals nur vorgeschlagen, machen mir gemeinsam einen Appell an die Bundesebene und verlangen von dort mehr SchulpsychologInnen. Sie haben Nein gesagt. Gut, jetzt fordert es die Präsidentin.

 

Ich bringe meinen Antrag erneut ein. Er kostet Wien keinen Cent. Ich bin gespannt, was Sie tun. In formeller Hinsicht beantrage ich jedenfalls die sofortige Abstimmung diese Antrages.

 

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenige Minuten bleiben mir noch. Die ÖVP ist kaum da, darum lasse ich das aus, was ich in diese Richtung sagen wollte, und sage etwas zur Direktorenbestellung in Wien.

 

Wir sind unter der Ägide der jetzigen Stadtschulratspräsidentin wieder in alte Zeiten zurückgefallen und haben die Direktorenbestellung dahin gehend geändert, dass die Mitsprachemöglichkeiten der Schulen wieder reduziert wurden. Das heißt, die Schulen dürfen nicht mehr wie davor zwei BewerberInnen ins objektivierte Verfahren schicken. Keine Ahnung, warum Sie das gemacht haben. Jedenfalls hat sich die SPÖ mit der ÖVP verständigt, dass man die Parteibuchwirtschaft nicht nur nicht abschafft, sondern hochleben lässt und weiter verschärft, wo es um die Direktorenbestellung geht. Ich gratuliere aus ganzem Herzen!

 

Sie lesen, wie ich, wahrscheinlich auch immer die Beurteilungen von Wentner & Havranek, und es fällt etwas auf – ich kann jetzt keine Namen nennen, es geht um Datenschutz und so weiter –: Fast alle, die da etwas werden oder in Dreiervorschlägen aufscheinen, verfügen über ein Defizit, wo ich mir langsam denke: Wer steigt jetzt rasch auf die Bremse, um das einmal zu beenden?

 

Da stehen Sätze drinnen wie: Der Bewerber, der da gewonnen hat und die Schule leiten wird, kümmert sich gerne um Fakten und weniger um zwischenmenschliche Aspekte. – Na, die Lehrer und Lehrerinnen werden eine Freude haben. Oder es steht hier: Im Umgang mit anderen agiert er nicht wertschätzend. – Na, gratuliere, ein Direktor in leitender Funktion agiert nicht wertschätzend. Bravo! Er arbeitet lieber allein. Beim Nächsten steht: Im Bereich der sozialen Kompetenz zeigt er geringe beziehungsweise durchschnittliche Präferenz. – Also das liegt ihm nicht besonderes nahe, die soziale Kompetenz ist nicht besonders gut. Der Nächste ist wenig kontaktfreudig und anpassungsfähig, und der Nächste hat wiederum eine niedrige Präferenz für soziale Kompetenz. Und so geht es weiter.

 

Da ist durch die ständigen schwarz-roten Parteibuchbestellungen über die Jahrzehnte eine Korrumpierung passiert, was zur Folge hat, dass sich gute Leute ja gar nicht mehr bewerben, weil sie wissen: Da komme ich nie dran, in diese Geschichte komme ich nicht hinein. Das ist sozusagen reserviert für Parteibuchwirtschaft, Freunderlwirtschaft, Seilschaften und so weiter und so fort.

 

Meine Damen und Herren von der Sozialdemokratie und von der ÖVP! Sie machen die Schule kaputt! Das ist das Ergebnis Ihrer Direktorenbestellungen. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

So, das war's für heute. Ich würde gern noch ein Stündchen anhängen, Sie würden mir wahrscheinlich nicht gern noch ein Stündchen zu hören. – Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Dr Aigner hat sich zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.

 

GR Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Meine Damen und Herren!

 

Als Lehrer muss ich da schon ein bisschen auf die Frau Kollegin Jerusalem eingehen, weil ich glaube, gerade Ihre Weltfremdheit, die Sie da jetzt wieder eindrucksvoll dokumentieren haben, zeigt, warum man es in der Schule eigentlich niemandem mehr recht machen kann. Das Problem in der Schule ist ja genau darin begründet, dass die Schule sozusagen so viele Aufgaben der Gesellschaft, der Familie von der Politik aufgebürdet bekommt, dass man eigentlich den Kernbereich der schulischen Tätigkeit so gar nicht mehr erfüllen kann. Und Sie müssen halt schon auch berücksichtigen, dass sich die Rahmenbedingungen dramatisch geändert haben.

 

Ich komme aus einer Zeit, wo wir noch 36 Kinder in der Volksschule waren. Es war zwar ein bisschen eng – aber das ist so wie in der Skihütte, da ist es auch oft dann am nettesten, wenn es sehr eng ist –, und es ist dennoch gutgegangen. Wir haben nach vier Jahren gut lesen und schreiben können und sind gut vorbereitet dann auf den weiteren Bildungsweg geschickt worden. Heutzutage sitzen halt sehr viele Schüler nichtdeutscher Muttersprache in der Volksschule, und dann gelingt es eben nicht, in vier Jahren einen gleichmäßigen Standard an Sprachkenntnis, Sprachfertigkeit und Kulturtechniken mitzugeben.

 

Wenn Sie beklagen, dass es zu Hause vielfach nicht mehr stimmt, ist das auch richtig, aber auch da ist halt die Frage zu stellen: Kann die Schule wirklich alles das ausgleichen, was anderswo nicht mehr geleistet wird? Und wenn Sie so integrations- und einwanderungsfreundlich sind, müssen Sie sich schon die Frage gefallen lassen, ob es gescheit ist, Leute ins Land zu holen oder hereinzulassen, denen wir einmal die eigene Muttersprache beibringen sollen. Ich glaube, gerade von den Grünen kommt ja auch das Konzept der Greencard. Man soll sich als Gastland schon auch überlegen: Wen können brauchen, wen holen wir herein? Da sollten doch in erster Linie Menschen darunter sein, die die eigene Sprache können und die auch die Sprache des Gastlandes lernen wollen. Darin liegen sehr viele Probleme begründet.

 

Die pauschale Behauptung Ihrerseits, die Lehrer gehen nur nach dem Lehrplan vor und holen die Kinder nicht dort ab, wo sie sind, stimmt so nicht. Wenn Sie einmal in einer Klasse sind, dann müssen Sie wissen, dass man sich als Lehrer immer am Durchschnitt orientieren muss, dass man den Lehrplan als einen Rahmen, als eine Richtungsweisung anzusehen hat und nicht einfach irgendetwas machen kann, dem die Kinder nicht folgen können. Also es fällt völlig auch der Begabungssatz weg. Es geht auch darum: Wie kommen diejenigen, die schon lesen und schreiben können, wo zu Hause

 

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