Gemeinderat,
14. Sitzung vom 21.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 91
Deutsch gesprochen wird, dazu, dass sie da jahrelang
in einem Sprachkurs drinsitzen? Das kann es wohl auch nicht sein. (Beifall
bei der ÖVP.)
Aber jetzt zum Budget der Geschäftsgruppe. Auf die
Diskussion, ob Wien sexy ist oder nicht und was das bedeutet, möchte ich mich
nicht einlassen, das ist ein schlüpfriges Terrain, und da fühle ich mich nicht
sonderlich wohl, aber niemand anders als der Herr Finanzstadtrat ist doch dazu
berufen festzustellen, ob Wien arm ist oder nicht, und ich höre – und das
bestätigt ja auch unseren Eindruck –, dass Wien natürlich nicht arm ist, dass
es in Wien natürlich auch genug Geld gibt – es könnte immer mehr sein –, aber
die Frage ist halt – und das ist eigentlich die Frage, die das Budget zu
beantworten hat –, ob das Geld richtig eingesetzt wird.
Wenn ich mir jetzt die Budgetposten der vorliegenden
Geschäftsgruppe anschaue und daran denke, dass man immer sagt, der Mensch steht
im Mittelpunkt, und in der Schule steht klarerweise das Kind im Mittelpunkt,
dann sind die aufgezeigten Schäden an den Schulen skandalös. Auch der
Bezirksvorsteher aus der Josefstadt hat uns ja gestern pars pro toto mit
eindrucksvollem Bildmaterial versorgt. Das ist ja kein Einzelfall, sondern wir
können in jedem Bezirk Schulen nennen, wir kennen sie ja alle, wenn wir in den
Bezirken unterwegs sind, wo es so ausschaut. Und das ist eigentlich in
Wirklichkeit keine Frage, ob etwas sexy ist oder nicht, sondern das ist
eigentlich ein Skandal, dass am beginnenden 21. Jahrhundert Kinder in der
Elementarstufe in solchen Zuständen arbeiten sollen. Das Gleiche gilt natürlich
auch für die Lehrkräfte, und wir sollten eigentlich alles daransetzen, dass
solche Fotos in Bälde der Vergangenheit angehören. (Beifall bei der ÖVP.)
Dies umso mehr, wenn ich mir auf der anderen Seite
anschaue, mit welcher Großzügigkeit das Propagandabudget gespeist wird. Da geht
es jetzt nicht um die normale Informationspolitik, die natürlich auch einer
Großstadt zusteht, sondern da geht es um Extraausgaben, um Kostensteigerungen,
die offenkundig überhaupt keine Rolle spielen, um Budgetansätze, die vielleicht
gerade einen groben Richtwert angeben, die aber hinterher dramatisch überzogen
werden. Wir haben das ausführlich kritisiert und es wundert uns ja heute noch,
warum die Freiheitlichen damals bei der Compress-Vertragssache mitgegangen
sind, wo man, wenn man sich den Kontrollamtsbericht anschaut, sehr wohl auch
das Gefühl bekommt, dass hier der potenzielle Auftragnehmer ein Wünsch-dir-was
spielen kann. Da hat man mehr Büros einkalkuliert, es gibt keine
Kostenschätzungen, man macht einen Zehnjahresvertrag, es gibt keinerlei
Evaluierungen, und da geht es um die Millionen, die uns im Bereich der Schulen
fehlen. (Beifall bei der ÖVP.)
Umso frappierender ist es, wenn dann, obwohl es so
ein großes Informationsbudget gibt, ad hoc Notwendigkeiten auftauchen, sodass
man noch eine Zusatzbudgetierung braucht. Also das heißt, bei so einem gigantischen
Budgetansatz ist es nicht möglich, einzukalkulieren, dass halt im Laufe eines
Jahres Kampagnen gestartet werden müssen. Da braucht man immer noch ein
Extrabudget.
Das ist genau diese falsche Gewichtung. Auf der einen
Seite knausert man, auf der einen Seite hungert man die Bezirke aus, auf der
einen Seite sorgt man dafür, dass die großzügigen Dotationen auch an
Lehrerposten irgendwo anders versickern, und eigentlich ist auch die
Schulmediation, die wichtiger denn je ist, jetzt nicht Sache des Bundes,
sondern das ist Sache der Jugendwohlfahrt, die natürlich einen engen Konnex zur
Schule zu suchen hat. Also da wären, glaube ich, die Gelder viel besser
aufgehoben als bei Ihren ganzen Insertionen und bei den ganzen Auslandsbüros
und bei sonstigen Dingen. (Beifall bei der ÖVP.)
Es ist eigentlich traurig, dass man hier alle Jahre
wieder ähnliche Anträge einbringen muss, aber da gerade heute auch wieder in
der Presse zu lesen ist, dass die Überprüfungen, die wir damals beantragt
haben, einen sehr schlechten baulichen Zustand unserer Pflichtschulen ergeben,
bringen meine Kollegin Anger-Koch und ich einen weiteren Antrag ein, und zwar
einen Beschluss- und Resolutionsantrag, dass wir endlich einen
Generalsanierungsplan für bestehende Pflichtschulstandorte entwickeln, dass wir
den Bezirken unter die Arme greifen, dass wir uns vielleicht hier wirklich – da
möchten wir den Herrn Vizebürgermeister schon auch beim Wort nehmen – auch im
Rahmen der Dezentralisierung darüber Gedanken machen, wie wir die
Verantwortlichkeiten besser gestalten können, damit nicht die Bezirke völlig
jeden Handlungsspielraum verlieren, und dass wir das Geld, das die Schulen
brauchen, um menschenwürdige und kindergerechte Ausbildungsstätten zu
ermöglichen, den Schulen möglichst rasch zur Verfügung stellen.
Sie bekommen ja auch zusätzliches Geld aus dem Budget
auf Grund der guten Wirtschaftslage. Stecken Sie dieses Geld bitte in die
Zukunft unserer Stadt, und das sind unsere Schüler und Kinder.
In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige
Abstimmung. (Beifall bei der ÖVP.)
Zum Zweiten: Die Klassenschülerhöchstzahl geht sich
ja von der räumlichen Seite ohnehin aus. Auf der einen Seite wollen Sie Schulen
zusperren. Auch hier fehlt jegliches Konzept. Es wird da und dort eine Schule
gesperrt.
Sie wissen gar nicht, wie viel Schulraum wir
brauchen, aber der politische Wille ist ja Gott sei Dank allenthalben
vorhanden, die Klassenschülerzahl zu senken. Es gibt auch genügend Personal,
sodass es auch eine ausreichende Zahl an Stütz-, Begleit- und Förderlehrern
gibt. Im Volksschulbereich beträgt das Verhältnis 1 zu 14,5, es kommt also im
Schnitt ein Lehrer auf 14,5 Schüler. Da gibt es also genug Spielraum.
Deswegen
beantragen wir auch schon zum wiederholten Male, dass eine
Klassenschülerhöchstzahl von 22 in allen Wiener Pflichtschulklassen
ermöglicht wird und dass vor allem die interne Dienstanweisung, dass man eine
Klasse erst ab 26 Schülern aufmachen darf, endlich der Vergangenheit
angehört. Denn da besteht tatsächlich eine dramatische Widersprüchlichkeit: Auf
der einen Seite fordert man die Senkung der Schülerzahlen, und im eigenen
Bereich, wo man das schon längst tun könnte, darf eine Klasse erst mit
26 Schülern errichtet
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