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Gemeinderat, 14. Sitzung vom 21.11.2006, Wörtliches Protokoll  -  Seite 44 von 91

 

da wiederum auf einzeln herausgegriffene Beispiele konzentriert. Es ist auch keine Diskussion, die sich lediglich mit der Frage des Zusammenhangs von Schule und anderen Bildungseinrichtungen beschäftigt, die auch angesprochen wurden, wie zum Beispiel die Jugendzentren der Stadt Wien. Und die Diskussion endet auch nicht damit, dass man sich damit beschäftigt, wie Kinder am Vormittag und am Nachmittag betreut werden, wiewohl ich hier einen dringenden Diskussionsbedarf sehe, vor allem betreffend den einen Antrag, der sich mit der Nachmittagsbetreuung in der Musikschule auseinandersetzt.

 

Ich möchte jetzt aber auf die Details gar nicht so sehr eingehen, sondern nur auf ein paar Dinge hinweisen, die mir besonders wichtig sind.

 

Die Frage, ob es einen Bildungsplan geben soll oder nicht, wurde eigentlich übereinstimmend positiv beantwortet. Im Zusammenhang mit dem Bildungsplan wurden ein paar Fragen gestellt, und auf diese möchte ich ganz kurz im Stakkato eingehen, weil sie mir sehr wichtig sind.

 

Die Tatsachenfeststellung, dass KindergartenpädagogInnen vermeint hätten, dass das, was im Bildungsplan steht, für sie nichts Neues ist, begrüße ich außerordentlich! Es freut mich, dass das auch andere bemerkt haben! Denn wir haben immer gesagt, dass unsere Kindergärten Bildungseinrichtungen sind, und daher wäre es verwunderlich gewesen, wenn gerade jene Mitarbeiterinnen beziehungsweise versprengten Mitarbeiter, die dort tätig sind, genau diese Tatsache nicht erkannt hätten oder auch nicht leben würden!

 

In diesem Bereich hat der Bildungsplan vor allem die Aufgabenstellung, öffentlich und eindeutig zu dokumentieren, dass Bildung im Kindergarten genau das Grundprinzip ist, nach dem wir arbeiten, und dass Bildung im Kindergarten natürlich nach ganz anderen Parametern funktioniert, als das landläufig unter dem Bildungsprinzip verstanden wird. Es ist daher beachtlich, dass in Diskussionen Bildungspläne immer wieder mit Lehrplänen gleichgesetzt oder verwechselt werden und nicht erkannt wird, dass in Bildungsplänen Grundsätze festgeschrieben werden, die vor allem dazu führen sollen, dass man sich bewusst ist, welche Methoden und welche Zielsetzungen man im Bereich der Bildung verfolgt. Und das hat überhaupt nichts mit Zielsetzungen zu tun, die letztlich dazu führen, dass man selektiert und nicht fördert. Vielmehr ist Förderung als eines unserer Grundprinzipien im Bildungsplan festgeschrieben.

 

Ich freue mich daher sehr, dass es großes Interesse gibt, an dem teilzuhaben, was wir planen und was sowohl bei der Enquete als auch in den vorhergehenden Diskussionen in den vielen Arbeitsgruppen immer wieder diskutiert wurde. Es geht um das Thema, dass es auch schon vor der Schule viel Bildung gibt, und zwar bereits bei Kindern zwischen null und drei Jahren, vor allem aber auch nachher, dass es daher dringend notwendig ist, hier anzusetzen, und dass international teilweise schon Schritte in die richtige Richtung unternommen wurden. Wir werden das auch in Wien tun, nämlich einen Bildungsplan für die Null- bis Dreijährigen erstellen, der sich von der Zielgruppenbotschaft her nicht nur an ausgebildete Expertinnen und Experten richtet, die in diesen Bereich arbeiten, sondern vor allem auch eine gesellschaftliche Diskussion auslösen soll. Es muss die Frage gestellt werden: Welche sind die ersten Bildungsumgebungen und daher auch Voraussetzungen, die ein Kind vorfindet? Und dazu gehört dann alles, was jetzt im Bereich der Stadt Wien durch Einrichtungen und durch Maßnahmen, vor allem in der Jugendwohlfahrt und in all dem, was hier angeboten sein wird, vereint ist.

 

Daher ist mir diese Diskussion ganz besonders wichtig, weil hier die unmittelbare Grundlage geschaffen wird. Darüber hinaus wurde bei der Diskussion um den jetzigen Bildungsplan deutlich angesprochen, dass es vor allem auch um die Frage der Nahtstelle zwischen Kindergarten und Schule geht. Es wird wichtig sein, neu zu definieren, ob es, wie es jetzt gehandhabt wird, richtig ist, für einen bestimmten Zeitpunkt zu verordnen, dass zu entscheiden ist, ob Kinder nun schulpflichtig sind oder nicht beziehungsweise auch schulreif sind oder nicht.

 

Ich sage gleich dazu: Aus meiner Sicht ist das eine vollkommen falsche Einschätzung und damit ein vollkommen falscher Terminus! Nachdem wir einige Zeit bereits an dieser Thematik arbeiten, haben wir erkannt, dass gerade diese Nahtstelle unendlich wichtig ist. Daraus ergibt sich, dass man sich überlegen müssen wird, nach welchen Bildungsplänen unsere Schulen eigentlich arbeiten, und vornehmlich natürlich jene Schule, die unmittelbar an den Kindergarten anschließt, also die Schule der Sechs- bis Zehnjährigen.

 

Darüber hinaus ist natürlich auch für alle anderen Schulen die Definition wichtig, was Bildung ist, was Bildung umfasst und nach welchen Prinzipien sie zu funktionieren hat. Das ist derzeit im österreichischen Schulwesen nicht definiert, außer in den Zielparagraphen der österreichischen Schulgesetze, und selbst diese versucht man ununterbrochen anders zu interpretieren und billiges Kleingeld daraus zu schlagen, indem man sagt, was denn Aufgabe der Lehrer sei und was im konkreten Fall – dieser Vorwurf kommt immer wieder von der ÖVP – Aufgabe von Jugendwohlfahrt und anderer Einrichtungen sei. – Diese Zusammenhänge müssen tatsächlich personell ausgefüllt und dargestellt werden.

 

Ich halte diese Diskussion für unbedingt wichtig, weil sie einerseits richtungsweisend für den Standort Wien und für den Standort Österreich sein wird und damit andererseits im Konzert der einzelnen Parteien auch klargestellt und definiert wird, welche Bildungsabsichten sie jeweils haben. Das ist wichtig, und es hat sich in der letzten Zeit in einer sehr großen öffentlichen Diskussion auch herausgestellt, welche die Schwerpunkte der einzelnen Parteien sind. Ich glaube, diese Diskussion sollte man weiterhin führen, weil es letztlich auch für die Menschen wichtig ist, entscheiden zu können, welchen Plänen und Zielsetzungen sie folgen. Danach richten sie nämlich unter Umständen auch ihre Wahlentscheidung.

 

Das heißt, ich werde Sie zu Beginn des Jahres 2007 einladen, eine solche gemeinsame Diskussion aufzunehmen, und zwar vor allem im Hinblick auf die unmittelbare Aufgabenstellung dieser Stadt: Da ist zunächst die Frage des Bildungsplanes der Null- bis Dreijährigen

 

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