Gemeinderat,
16. Sitzung vom 15.12.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 105 von 129
- und nicht nur in den städtischen - Kindergärten
erst seit heuer eingeführt ist, sondern eine Maßnahme, die schon viele, viele
Jahre besteht. Die Politik kommt dann ins Spiel, wenn die zuständige Stadträtin
für Bildung (GR Mag Wolfgang Jung: Wenn die Geschichte auffliegt!) und
die zuständige Stadträtin für Kinder und Jugend sich hinter eine pädagogische
Maßnahme stellt, die ganz, ganz klar ein Ziel hat, nämlich angstfreie Erziehung
im Kindesalter. Angstfreie Erziehung - es geht also um die Pädagogik. (Zwischenrufe
bei der ÖVP.)
Was Herr Jung heute hier gemacht hat, war ja
unglaublich! Er hat sich hier herausgestellt und Folgendes gemacht: Er hat alle
Kinder, die Angst haben, wenn der Nikolo kommt, alle Kinder, die Angst haben
und sich unter einem Tisch verstecken müssen, die zu weinen anfangen ... (Zwischenruf
des GR Mag Wolfgang Jung.) Ich kenne solche Kinder. In den Kindergärten
gibt es viele Kinder ... (GR Mag Wolfgang Jung: Also ich
kenne ...!) Machen Sie sich nicht lustig über die Kinder! Es gibt
Kinder, die Angst haben. Es gibt Kinder, die Angst haben vor dem Nikolo! (GR
Mag Wolfgang Jung: Vielleicht haben Sie so verschreckte Kinder, ich weiß es
nicht! - Weitere Zwischenrufe bei ÖVP und FPÖ.)
Beruhigen Sie sich wieder! Ja, diese Kinder haben
Angst - nicht, weil es ihnen gerade einfällt, sondern weil irgendjemand ihnen
diese Angst auch gemacht hat. Genau das ist das Thema, und die Frage ist: Wie
geht man jetzt damit um? Sagt man: Wurscht, diese Kinder sind mir egal, die
sollen ruhig Angst haben, die sollen weinen, die sollen sich unter den Tischen
verstecken, der Nikolo kommt trotzdem von außen und es ist mir wurscht?
Oder stehe ich zu diesen Kindern und sage: Nein, das
lasse ich nicht zu; ich feiere zwar das Fest, indem ich die Nikolausgeschichte
erzähle, indem ich Rollenspiele veranstalte, indem ich Bastelarbeiten mache -
gehen Sie in die städtischen Kindergärten: Vorige Woche überall Wände voll mit
Zeichnungen vom Nikolo und Bastelarbeiten -, ich feiere zwar das Fest, aber
explizit (GR Mag Wolfgang Jung: Die Stadträtin hat gesagt, der Nikolaus hat
mit uns nichts zu tun!), weil ich auf die Kinder, die Angst haben, die in
dem Moment Angst haben, Rücksicht nehme, hole ich keinen Nikolo von außen
herein! (GR Mag Wolfgang Jung: Wortwörtlich:
Keinen Platz! Ihre Stadträtin!)
Das ist das, was die Frau Stadträtin und auch die
zuständige MA 10 gemacht haben, nämlich diese Kinder nicht einfach im
Regen stehen zu lassen. (GR Mag Wolfgang Jung: Der Nikolaus hat keinen
Platz, hat sie gesagt! Erklären Sie mir das!) Sie stellen sich hier heraus
und verhöhnen diese Kinder. Diese Kinder verhöhnen Sie hier draußen! (Beifall bei der SPÖ. - GR Mag Wolfgang Jung: Nein, ich
verhöhne sie nicht!)
Sie gehen überhaupt noch einen Schritt weiter: Sie
ignorieren die pädagogische Frage und machen daraus eine widerliche,
grausliche, unglaublich schäbige Debatte, in der Sie einer religiösen Gruppe
den Schwarzen Peter zuschieben. Das ist überhaupt das Letzte, was es geben
kann! (Beifall bei der SPÖ und den GRÜNEN. - Zwischenruf von GR Mag Wolfgang
Jung.)
Sie können herausreden, was Sie wollen. Sie haben
sich heute hier herausgestellt und haben auf dem Rücken dieser Kinder Ihr
politisches Kleingeld gemacht. (GR Harry Kopietz: Unerhört!) Und das ist widerlich und schäbig! (Beifall bei der
SPÖ und den GRÜNEN.)
Wider besseres Wissen, obwohl wir das debattiert
haben, obwohl Sie Stellungnahmen eingefordert haben und die Frau Stadträtin
Ihnen das gesagt hat (GR Mag Wolfgang Jung: Warum hat sie das Verbot
zurückgenommen?), obwohl wir das Thema hier im Gemeinderat schon debattiert
haben - Herr Kollege Wutzlhofer hat dazu gesprochen -, bringen Sie wieder etwas
aufs Tapet, was auch nicht richtig ist, nämlich den Speiseplan in den
Kindergärten. (GR Mag Wolfgang Jung: Dann
fragen Sie die Eltern!) Ausgerollt haben wir es hier: Es gibt drei Menüs
zur Auswahl, eines mit Schweinefleisch, eines ohne Schweinefleisch und eines
vegetarisch, mit gar keinem Fleisch; die Eltern können es sich aussuchen und
basta, so ist es, Fakt, aus, mehr gibt es dazu nicht zu sagen! Da gibt es keine
irgendwie ... (GR Mag Wolfgang Jung: Fragen Sie die Eltern!)
Ja, die Eltern - da haben wir ja einige Eltern, die
auch hier herausgegangen sind und das bestätigt haben. (GRin Nurten Yilmaz:
... regt sich nur auf, weil es stimmt!) Aber das Problem ist, Sie
haben es zum System gemacht. Sie haben ein bestimmtes Bild von Kindern, und das
haben Sie auch hier gesagt. Sie haben gesagt: Es gibt brave Kinder und es gibt
schlimme Kinder und dieses System muss man irgendwie beibehalten. (GR Mag
Wolfgang Jung: Nein, das habe ich nicht gesagt!)
Denn die Kollegin Spieß ... (GR Mag Wolfgang
Jung: Brav ist ein Wert, habe ich
gesagt!) Das ist überhaupt gleich der nächste Schritt, der mich furchtbar
aufregt: Sie suchen sich jetzt eine Beamtin heraus, die stellen Sie vor sich
hin und Sie versuchen, ihr links und rechts eine Watsche herunterzuhauen, nur
weil es Ihnen gerade passt und ins Konzept passt, eine Beamtin, die pädagogisch
hervorragende Arbeit leistet und die zu Recht sagt: Brav und schlimm sind keine
Maßstäbe mehr. (GR Mag Wolfgang Jung: ... gesagt?)
Das Problem mit brav und schlimm ist: Wer definiert
es denn? Okay, sagen wir einmal, brave Kinder sind die, die immer gekampelt und
geschnäuzt und gut angezogen sind, die brav sitzen und die Hände
zusammengefaltet haben. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Die mit Säbeln hin
und her wedeln! - Zwischenrufe bei der SPÖ.) Die schlimmen Kinder sind die,
die Grenzen austesten, die vielleicht selbstbewusster sind, die kreativer sind;
das sind dann die schlimmen Kinder. Und weil die Sozialdemokratie auch die
schlimmen Kinder mag, verludert in der Stadt unsere Jugend - in der Art war das
ungefähr.
Ich weiß nicht, aber in der Nachwuchsarbeit der Sozialdemokratie,
muss ich sagen, können wir darauf verzichten, dass sich unsere Jugend
gegenseitig mit Säbeln verletzt und Gewalt antut. Das haben wir eigentlich
nicht notwendig. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich weiß aber, ich kann Sie nicht überzeugen. Es ist eine
pädagogische Debatte, es ist eine Debatte, die sehr
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