Gemeinderat, 17. Sitzung vom 25.01.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 78
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrte Frau
Gemeinderätin!
Nach den bisher festgehaltenen Ergebnissen vom
zuständigen Stadtrat, die Sie auch kennen, planen wir natürlich in allererster
Linie bei den U-Bahnen den weiteren Ausbau dieser Überwachung. Es ist
insbesondere an die Linien U1, U4 und U6 gedacht.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Nächste
Zusatzfrage, Frau GRin Mag Vassilakou, bitte.
GRin Mag Maria Vassilakou (Grüner Klub
im Rathaus): Einen schönen guten Morgen!
Es gibt in letzter Zeit einen gewissen Trend in
Richtung Videoüberwachungskameras überall. Das sehe ich allerdings nicht
unumstritten, denn sie kosten etwas und wie man weiß, haben vor allem
Trickdiebe, Dealer und dergleichen relativ bald ausgearbeitet, wo die Kameras
sind und wissen ihr Geschäft in dem Sinne sozusagen außerhalb des Radius der
Kameras zu verrichten.
Deshalb bin ich persönlich der Ansicht, dass das, was
Wien tatsächlich fehlt, mehr Polizeipersonal ist. In diesem Zusammenhang hat es
vor der vergangenen Nationalratswahl Ankündigungen gegeben, dass Sie und die
damalige Innenministerin Prokop eine Vereinbarung getroffen haben, wonach es
für Wien 400 zusätzliche Polizistinnen und Polizisten geben würde.
Ich wollte Sie fragen: Wie sieht es aus, was ist aus
dieser Vereinbarung geworden?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Frau
Gemeinderätin!
Ich kann es kaum glauben, ich halte es für ganz
großartig, dass ausnahmsweise die GRÜNEN und nicht eine andere Partei hier mehr
Polizei im Straßenbild verlangen. Das ist ein großartiger Schulterschluss hier
im Gemeinderat, denn wir alle teilen natürlich die Auffassung, dass eine
hinreichende Anzahl von Polizeipersonal nicht durch Videoanlagen ersetzt werden
kann. Die Videoüberwachungsanlagen sind eine Ergänzung, die sowohl das
subjektive Sicherheitsgefühl der Menschen stärkt als auch objektiv dazu
beiträgt.
Aber ich verhehle auch nicht, dass mir
selbstverständlich die Frage des Datenschutzes, um das jetzt mit dem
allgemeinen Etikett zu versehen, durchaus eine sehr wichtige ist. Ich halte
nichts davon, dass man fast einen Orwell'schen gläsernen Menschen produziert,
denn der überwiegende Teil der unbescholtenen Bürger hat natürlich auch ein
Recht darauf.
Ich erwähne das deshalb, weil wir diese Diskussion,
glaube ich, sehr ordentlich und sehr präzise im Zusammenhang mit
Videoüberwachungen im Gemeindebau, die auch immer wieder gewünscht werden,
führen. Denn dort scheint mir dies von einer besonderen Sensibilität zu sein,
womit man auch umgehen muss. In anderen Bereichen ist es überhaupt keine Frage.
Uns fehlen nach wie vor 1 000 Polizisten.
Ich bin über zwei Dinge froh, die ich mit Frau Innenministerin Prokop
seinerzeit vereinbaren konnte, nämlich, dass die Polizeischule wieder mit
Schülern gefüllt wurde - das ist erfreulich, denn das war unter dem Herrn
Bundesminister Strasser nicht so -, sodass gemeinsam mit den Polizeieinheiten,
die früher Gendarmerie gewesen sind, diese Ausbildung hier erfolgt und man
daher auch abteilen muss. Wo also früher bis zu 700 Polizisten allein für
Wien ausgebildet wurden, sind diese nun für den ostösterreichischen Teil
insgesamt zu sehen, wenn man das einmal so sagen kann. Aber es ist immerhin ein
Schritt vorwärts, eine volle, nicht eine leere Polizeischule zu haben.
Zum Zweiten werden wir natürlich auch mit dem neuen
Innenminister dieselbe Diskussion wie früher haben, nämlich, dass in
hinreichendem Ausmaß die Wiener Polizei ausgestattet wird. Die etwas mehr als
100 Polizisten, die wir bekommen haben, sind zweifelsohne nicht der
Weisheit letzter Schluss.
Ich gehe davon aus, dass wir nicht bis zum Auslaufen
des Schengenabkommens warten müssen, um die zusätzlichen
1 000 Polizisten zu bekommen. Denn wie Sie wissen, werden mit dem
Schengenabkommen, dem unsere unmittelbaren Nachbarn beitreten und damit mit dem
Auslaufen des Grenzschutzes von unserer Seite in dem Bereich Polizeikräfte
frei, die dann auch in dem Bereich der Städte eingesetzt werden können.
Also ich hoffe, dass man zwischendurch auch mit
entsprechenden Ergebnissen aufwarten kann. Ich akzeptiere aber, und habe das
auch früher akzeptiert, dass Polizisten ausgebildet werden müssen und man daher
nicht von einem auf den anderen Tag dieses Problem lösen können wird.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Die
nächste Zusatzfrage, Herr GR Dr Ulm, bitte.
GR Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Bei der Aufzählung der Videoüberwachung in Wien sind Sie
auf eine Gruppe der Videoüberwachung nicht eingegangen, und zwar auf die durch
die Wiener Linien, nicht in den U-Bahn-Zügen, sondern in den U-Bahn-Stationen.
Da gibt es bereits an die 1 000 Überwachungskameras. Hier wird seit
vielen Jahren übertragen, allerdings nicht aufgezeichnet und es wäre natürlich
sinnvoll und auch für die Sicherheitsbehörden sehr zweckdienlich, wenn es nicht
nur zur Übertragung durch diese Kameras in die Häuschen der Aufseher käme,
sondern man dort eine 48-Stunden-Aufzeichnung erreichen könnte, was natürlich
auch eine Frage der Datenschutzkommission ist. Aber ich denke, wenn da der
politische Wille vorhanden ist, dann wird man auch diese kleine Zusatzleistung
der 48-stündigen Aufzeichnung zusammenbringen. Es würde einen enormen Sicherheitszugewinn
bringen.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Gemeinderat! Sehr geehrter Herr Doktor!
Danke vielmals, das ist schon fast wie bei
öffentlichen Pressekonferenzen. (Heiterkeit
bei der ÖVP.) Das war jetzt ein Sickerwitz. (GR Dr Wolfgang Ulm: Die Frage ist, ob es der Bundeskanzler war.) Es
war nicht der Bundeskanzler.
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