Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.01.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 78
sicherheitspolizeilichen Aspekt, sie sollte
eigentlich vorangehen. Gehen Sie nicht davon aus, und auch hier im Hause gibt es
Gott sei Dank nicht nur Juristen, dass die Bevölkerung mit der Bundesverfassung
oder mit der Stadtverfassung in der Hand herumgeht und zu differenzieren
versucht, wer wofür zuständig ist!
Meine Damen und Herren, ich kann mich noch an einen
Gemeinderatswahlkampf erinnern, wo es darum gegangen ist, mehr Licht in dunkle
Gassen zu bringen. Das ist ein Sicherheitsthema und dafür sind Sie
verantwortlich! Die Sauberkeit hat einen enormen sicherheitsrelevanten Aspekt.
Dort, wo alles verdreckt ist, dort, wo die Straßen nicht sauber sind, dort, wo
die U-Bahnen nicht gesäubert werden, entstehen Verwahrlosungen, entstehen
Angsträume. Die zu beseitigen, ist die Gemeinde aufgerufen und nicht die
Sicherheitspolizei! (Beifall bei der ÖVP.)
Es geht um eine Prioritätensetzung. Es geht darum,
das Thema Sicherheit umfassend zu beleuchten und nicht hoch qualifizierte und
entsprechend teure Sicherheitsbeamte mit Aufgaben zu überfrachten, die sie dann
von den wirklichen Aufgaben, wofür man einen Sicherheitswachebeamten braucht,
wofür man einen Kriminalbeamten braucht, ablenken. Es ist schon eigenartig,
wenn es um Ihr eigenes Stadtsäckel geht, stellen Sie sofort eine Truppe auf. Da
gibt es sogar zwei verschiedene Truppen. Das tut nicht weh, das bringt Geld
herein und so weiter. Beim Abkassieren der Bürger beim Falschparken sind Sie
da! Beim Verschaffen von Sicherheit fühlen Sie sich auf einmal nicht zuständig!
Das ist ein Widerspruch, wo es zwar für uns ermüdend ist, ihn ständig zu
wiederholen und den Vorwurf an Sie zu richten, ich darf Ihnen aber versichern,
wir werden nicht müde werden, Sie auf diesen Widerspruch laufend hinzuweisen!
Es geht im Endeffekt darum, ob das Gewaltmonopol der
öffentlichen Hand in Frage gestellt wird oder nicht. Für den Bürger ist der
Staat der Staat und es wird nicht differenziert. Dort, wo der Staat seine
Aufgaben in einem essenziellen Bereich nicht wahrnimmt, wird der Ruf nach
privaten Security-Trupps lauter. Das wollen wir nicht und da gehe ich davon
aus, dass Sie das als Wiener SPÖ auch nicht wollen! (Beifall bei der ÖVP.)
Vielleicht noch ein Weiteres: Wien profitiert von
seinem Status als Bundeshauptstadt überproportional. Wir haben viele
Zentralstellen in Wien, wir haben Bundestheater, wir haben Bundesmuseen in
Wien. Das heißt, wenn es im urbanen Bereich, und Wien ist die einzige
Millionenstadt in Österreich, besondere Wiener Probleme gibt, dann ist Wien mit
dem großen Budget aufgefordert, im Interesse der Bevölkerung Aufgaben
wahrzunehmen. Vor diesen Aufgaben, wie gesagt, drücken Sie sich! Umgekehrt ist
es beim U-Bahn-Bau. Damit da kein Missverständnis auftritt, wir wollen
natürlich eine Mitfinanzierung des Bundes. Aber was würden Sie machen, wenn der
Bund sagt: „Baut euch eure U-Bahn selbst, das geht uns eigentlich nichts an!
Kommunale Verkehrsbetriebe sind Gemeindesache!" (GR Christian Oxonitsch: Dasselbe wie bei der Hansson-Spange!)
Das heißt, arbeiten wir im Sicherheitsbereich
zusammen, entlasten wir die Polizei dort, wo es sinnvoll ist und schaffen Sie
endlich eine Wiener Stadtpolizei! (GR
Godwin Schuster: Wir arbeiten immer mit der Polizei zusammen!) Es gibt
genügend Gemeinden, die einen Gemeindewachkörper haben. Wenn sich Kufstein
einen Gemeindewachkörper leistet und leisten will und dort das Zusammenspiel
zwischen Polizei und Gemeindewachkörper im Interesse der Bevölkerung
funktioniert (GR Godwin Schuster: Wie
viele Leute sind denn das?), dann weiß ich nicht, warum das in Wien nicht
funktionieren soll! Nehmen Sie Ihre Aufgaben wahr, bevor der Ruf nach einer
österreichweiten Zentralisierung aller Kompetenzen noch lauter wird! Dann haben
wir nämlich ein Identitäts- und Legitimationsproblem, weil dann weiß ich nicht,
wofür der Wiener Landtag und Gemeinderat noch zuständig sein soll! (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Als
nächster Debattenredner in der Aktuellen Stunde hat sich Prof Harry Kopietz
gemeldet. Ich erteile ihm das Wort. - Bitte schön.
GR Harry Kopietz (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Meine
Damen und Herren!
Ja, wir bekennen uns auch weiterhin zu unseren
Forderungen und Vorstellungen! Das werden Sie durchaus zur Kenntnis nehmen
können und Sie werden sich hoffentlich unseren Forderungen entsprechend
anschließen!
Aber es gibt in Wirklichkeit zwei Schuldige in diesem
Raum, die gerade bei der Situation der Wiener Polizei und damit der Gefährdung
der Sicherheit in Wien Schuld auf sich geladen haben. Das ist in erster Linie
die ÖVP und in zweiter Linie, nicht weniger schuldig, die FPÖ! Ich freue mich,
dass es da ein Umdenken gibt, aber zu spät, meine Damen und Herren! (Beifall
bei der SPÖ.)
Denn wenn Sie Gelegenheit gehabt hätten, hier
Situationen zu verbessern, dann haben Sie es nicht getan! Es stimmt, dass durch
Ihre Politik 68 Prozent der österreichweit angezeigten Straftaten von
23 Prozent der Sicherheitsbeamten bearbeitet werden müssen.
Herr Dr Ulm, was war bis vor Kurzem die logische
Reaktion der ÖVP? Was hat die ÖVP gemacht, anstatt die Wiener Polizei schon im
Vorweihnachtsverkehr zu unterstützen beziehungsweise zu entlasten? Es werden
gegen den Willen der Personalvertretung 25 Schüler aus Wien für
dreieinhalb Monate abgezogen und nach Tirol dienstzugeteilt. Das ist
schändlich, meine Damen und Herren!
Vielleicht noch das eine oder
andere an Daten dazu, warum es gar so prekär ist. Im Polizeikommando Landstraße
sind von derzeit 42 Planstellen 28 besetzt. Fällt Ihnen das nicht
auf? Sie erzählen immer, es gibt genügend Polizisten auf der Straße. Das ist reines
Papiermachwerk! Ich komme noch darauf zurück. Das heißt, ein Fehlstand von
33,3 Prozent. Da haben die meisten dieser PolizistInnen, wo nur
28 Planstellen besetzt sind, den Urlaub für 2005 noch nicht konsumieren
können. Das ist nicht nur unmenschlich den PolizistInnen gegenüber, sondern
auch unverantwortlich der Bevölkerung gegenüber! Das ist Ihre Politik! Sie
reden nur da anders,
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