Gemeinderat,
18. Sitzung vom 02.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 104
der Stadt zu haben, frage ich Sie jetzt bewusst als Austria-Fan:
Warum verhindern Sie ein Stadion zu einem Zeitpunkt 2011, indem Sie auf einen
Standort beharren – Rothneusiedl -, der, wie ich dann in meiner Argumentation
darlegen werde, niemals - auf Grund rechtlicher Bedingungen niemals! - 2011,
2012 oder 2013 fertig sein kann? Das ist unmöglich. - Vielleicht sind Sie ein
verkappter Rapid-Fan - was ich nicht glauben kann -, denn das ist ja geradezu
perfide, was Sie da treiben! (Heiterkeit.)
Dort, an diesem Standort, wird es - aus rechtlichen, aus
raumplanerischen, aus allen Überlegungen – zu diesem Zeitpunkt weder ein großes
Einkaufszentrum noch ein Stadion geben können! Warum weisen Sie, in Ihrer
bürgermeisterlichen Möglichkeit - um das nicht feudal auszudrücken -, in Ihrer
bürgermeisterlichen Kompetenz nicht an, Standorte zu finden, wo die
Verkehrserschließung schon da ist und wo die Rahmenbedingungen besser sind?
Also meine konkrete Frage: Sehen Sie Alternativen zu
dem Stadion-Verunmöglichungs-Standort Rothneusiedl, um sehr wohl zu diesem Stadion
zu kommen, vielleicht in der Tat, wenn die Austria 100-Jahr-Jubiläum feiert -
ich glaube, das ist 2012 -, wo das Stadion vorher fertig sein soll? Das wäre
durchaus reizvoll. Werden Sie das tun, oder beharren Sie auf der Verhinderung
eines neuen Stadions, indem Sie es auf Rothneusiedl konzentrieren?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl:
Also, die GRÜNEN haben es heute mit den Beleidigungen für mich. Das war die
zweitgrößte Beleidigung, die ich heute hinnehmen musste, nämlich als verkappter
Rapid-Anhänger dargestellt zu werden. (Heiterkeit.)
Ich verhehle nicht: Sie schmerzt mich weniger als die vorherige. Das soll
auch außer Zweifel sein.
Aber, mit Verlaub gesagt, es ist die Feststellung ja
richtig, dass wir da sehr weit auseinander liegen. Ich sehe das so nicht. Ich
kann mich zwar nicht erinnern, dass ich jemals gesagt hätte, das muss 2011
fertig sein, das ist unerlässlich und unabdingbar, sondern es wird natürlich
seinen rechtlichen Weg gehen, das ist völlig außer Zweifel. Aber ich sehe zur
Stunde nicht wirklich eine Alternative. Natürlich hat man sich seinerzeit auch
überlegt, wo es sonst gebaut werden könnte. Darunter waren Vorstellungen wie
etwa, am Flugfeld Aspern das Stadion zu bauen. Es hat auch andere Vorschläge
gegeben, die leider an dem Problem gelitten haben, dass man keine
Trainingsplätze dazu machen könnte, und ein Stadion ohne Trainingsplätze
scheint mir nicht besonders ... (Zwischenruf von GR Günter Kenesei.) - Auch
der Kuratoriumsvorsitzende der Austria ist des Lesens mächtig und schaut, dass
er vor allem auch hinkriegt, dass die Akademie endlich einen neuen und
Austria-nahen Standort bekommt. Und daher werden wir das natürlich in dem
Zusammenhang auch entsprechend lösen - einschließlich auch der entsprechenden
Sportplätze. Um noch einmal darauf hinzuweisen: Es baut nicht die Austria
dieses Stadion. Aber sie zahlt dafür und wird dies selbstverständlich im
entsprechenden Einvernehmen tun. Und ich sage euch heute schon, dass die
Akademie, die im Übrigen auch die MAGNA zahlt, natürlich entsprechend
Austria-nahe angesiedelt werden kann.
Aber ich verstehe es schon: Du bist ein
Austria-Anhänger, daher geht es in Ordnung, dass du dich entsprechend
ereiferst. Dass du aber von wegen Austria-Feindlichkeit dieser Maßnahme
ausgerechnet einmal mit Herrn Chorherr übereinstimmst, verwundert mich schon
leicht! Darüber sollten wir uns einmal psychologisch unterhalten! Wieso kommst
du zu einer solchen Diskussion mit einer grünen Krawatte? Das enttarnt und disqualifiziert
dich für diese Diskussion! Hättest du eine ordentliche violette Krawatte, dann
wäre das eine Rede dazu gewesen! Aber so ist das schlimm!
Von den verschiedenen Alternativen für die Errichtung
ist dieser Ort gewählt worden. Zwei Alternativen, nämlich das Horr-Stadion und
das Hanappi-Stadion, sind ausgelassen worden. Das Horr-Stadion wurde im
Hinblick auf die Verkehrsanbindung als suboptimal angesehen, was im Übrigen ja
auch für das Hanappi-Stadion gelten würde, aber dorthin führt zumindest der öffentliche
Verkehr, weshalb es entsprechend reizvoll wäre.
Ich sage hier noch einmal: Die Stadiondiskussion
steht für mich gar nicht so primär in Vordergrund, und meine Funktion als
Kuratoriumsvorsitzender der Austria ist nur schwerlich als eine Vollziehungsfunktion
der Verwaltung der Stadt Wien zu betrachten. Ich fühle mich aber sehr wohl
dafür verantwortlich, dass wir für den Südrand von Wien die entsprechenden
Chancen wahrnehmen! Dieses Gebiet ist von zentraler Entwicklungsbedeutung für
die Stadt, zumal jeder, der heute auch niederösterreichische Zeitungen liest,
weiß, welche Vorhaben Niederösterreich auf der Südseite der S1 hat. Ich gehe
davon aus, dass das in allernächster Zeit – hoffentlich! – ein
konkretes Projekt werden wird, jedenfalls aber früher als viele andere, und
dass wir das als Trägerprojekt dafür entwickeln können, dass wir in der Tat in
einem vernünftigen Zeithorizont rechtskonform das Development des Südrands von
Wien vornehmen. Warum man gegen dieses Vorhaben sein soll oder sein kann, ist für
mich nicht nachvollziehbar! Das sage ich auch ganz offen.
Die Diskussionen, die wir etwa auch mit den
Geschäftsleuten an der Favoritenstraße zu führen haben, ähneln jenen, die wir
auch anderwärtig schon geführt haben. Ich erinnere an den 2. Bezirk, wo es
solche Diskussionen gegeben hat, und an eine Reihe weiterer derartiger
Probleme, für die wir im Einvernehmen mit der Wirtschaftskammer Lösungen
gefunden haben, und ich denke, diese Lösungen stellen sich heute als gut
heraus. Ich bin daher überzeugt, dass wir das auch für diesen Bereich schaffen
können!
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke, Herr Bürgermeister. Die letzte Zusatzfrage dieser
Fragestunde wird Herr GR Hoch stellen. – Ich bitte darum.
GR Alfred Hoch (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
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