Gemeinderat,
18. Sitzung vom 02.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 104
werden kann. Gegen die Tiroler haben wir uns halt leider in den letzten zehn Minuten das Gespöttel wieder eingehandelt - was mich schmerzt, das gebe ich zu. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass das nur eine völlige Randdiskussion ist.
Die wirkliche Diskussion ist: Lassen wir uns diese
Chance einer Entwicklung, die im Interesse auch der Wiener Wirtschaft ist,
entgehen oder nicht? Das ist die wirkliche Frage. Und ich sage: Wir lassen sie
uns nicht entgehen! (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke, Herr Bürgermeister. - Die
2. Zusatzfrage wird von Herrn GR Dr Madejski gestellt. Ich bitte
darum.
GR Dr Herbert Madejski (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Bürgermeister, wir haben ja heute noch
ausreichend Gelegenheit, zu diesem Thema zu sprechen. Und wie Sie wohl wissen -
das muss ich schon eingangs erwähnen -, haben wir als FPÖ seit ungefähr
20 Jahren dieses Gebiet immer als Entwicklungsgebiet gesehen. Wir haben
sogar als erste Fraktion zwei Varianten der U1-Verlängerung schon damals
vorgestellt - noch unser Alt-Obmann Rainer Pawkowicz. Und daher sind wir froh,
und das geht auch aus allen unseren Pressemeldungen hervor, dass hier raschest
- es ist ohnedies schon sehr spät - gehandelt wird.
Wenn hier in der Anfrage steht: „Morgengabe",
dann ist eine andere Morgengabe auf Grund des Optionsvertrages - falls er
überhaupt eingehalten wird und unterschrieben wird; das wissen wir nicht -
selbstverständlich ja auch eine Sportstätte. So muss man das ja auch einmal
betrachten!
Daher meine Frage - das wäre wichtig für Wien -: Wenn
diese Sportstätte seitens des Optionsnehmers, der dann den Kaufvertrag
wahrscheinlich oder vielleicht unterschreiben wird, gebaut werden sollte,
werden Sie sich dafür verwenden und einsetzen, dass das nicht nur ein reines
Fußballstadion wird, sondern eine Multifunktionsarena, wie auf Schalke, zum
Beispiel, wo man zwar jetzt ein bisschen mehr investieren muss, wo man aber
dann Konzerte abhalten kann, andere Sportarten betreiben kann, wo das Stadion
gedeckt werden kann und, und, und? Wenn man schon etwas Neues baut: Würden Sie
sich dazu bereit erklären oder ist es auch in Ihrer Intention, dass Wien eine
Multifunktionsarena in Rothneusiedl erhält? - Das wäre nämlich der Tupfen auf
dem i in der Sportstadt Wien.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Zunächst einmal
halte ich fest und bestätige ich: Es ist in der Tat eine Kontinuität Ihrer
Diskussion und Ihrer Diskussionsbeiträge über geraume Zeit hinweg
festzustellen. Und es freut mich, dass man diese Linie nicht aus irgendwelchen
vordergründigen opportunistischen Gründen verlassen hat. Wenn hier implizit
angemerkt wurde, dass es reichlich spät ist, so sage ich da auch: Dem stimme
ich durchaus auch zu. Denn hier hat zweifelsohne die ecoplus in
Niederösterreich wesentlich forcierter darauf geschaut, dass das eintritt, was
natürlich unter solchen infrastrukturellen Rahmenbedingungen auch eintreten
muss, nämlich die entsprechende Verwertung im Hinblick auf
Betriebsansiedelungen.
Ich halte das im Übrigen ja auch für gut, dass
Betriebsansiedelungen entsprechend optimal sowohl durch öffentlichen Verkehr
als auch durch den Individualverkehr erschlossen sind, und dafür wird ja auch
gesorgt beziehungsweise ist bereits gesorgt worden. - Also hier stimmen wir mit
Sicherheit überein.
Was die Frage eines Multifunktionsstadions betrifft,
so ist diese für mich außer Zweifel, denn ich glaube, dass sich eine derartige
Einrichtung - das trifft ja auch etwa für das Wiener Stadion zu - in erster
Linie dann gut rechnen wird, wenn sie auch entsprechend multifunktional ist und
insbesondere auch für Konzerte genutzt werden wird.
Es wird uns nicht ersparen - das sage ich schon auch
dazu -, die in Planung oder in Überlegung - sagen wir es korrekterweise einmal
so - befindliche Multifunktionshalle zu errichten, denn die brauchen wir in
erster Linie für das Kongresswesen und gar nicht einmal so sehr für den Sport.
Denn die Multifunktionshalle wird zu etwa 25 Prozent durch Sport und
Sportveranstaltungen genutzt werden und zu 75 Prozent durch den wirklich
boomenden Konferenztourismus in Wien, füge ich hinzu - vielen sei Dank. Also um
das auch klarzustellen: Das ist nicht ein Entweder-oder sondern ein
Sowohl-als-auch.
Und ich sehe überhaupt nicht ein, dass, wenn jemand
kommt und sagt: Ich möchte ein Stadion, ein Fußballstadion bauen!, auch in etwa
am Stadtrand, wie das in München der Fall ist, mit wesentlich besserer
öffentlicher Verkehrsanbindung etwa, als das in München der Fall ist, das dann
bezeichnet wird als eine Morgengabe für irgendeinen internationalen
Großkapitalisten. Also, das kann ich wirklich nicht nachvollziehen. Es ist eher
umgekehrt: dass wir eine Morgengabe bekommen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke, Herr Bürgermeister. - Die nächste Frage
wird von Herrn GR Mag Chorherr gestellt. - Bitte schön.
GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Herr
Bürgermeister! Es wäre jetzt reizvoll, über die Qualitäten verschiedener
Morgengaben zu diskutieren. Da sind wir geschmacklich offensichtlich weit
auseinander!
Konkret zu diesem Projekt: Es ist ja nicht so - und
da bitte ich, sich ein Zitat von Ihnen in Erinnerung zu rufen, das ich im Kopf
habe -, dass Wahlkämpfe geballte Unvernunft sind. Lassen wir das jetzt einmal
weg und unterschätzen wir nicht gegenseitig die Intelligenzen! Es ist ja nicht
so, dass da jetzt jemand mit der Schatulle kommt und sagt, er hat irgendwie zu
viel Geld und möchte ein Stadion bauen, sondern es ist schon unstrittig, dass
dieses Stadion aus einem großen Einkaufszentrum finanziert werden muss. Ein
Stadion ohne Einkaufszentrum gibt es dort nicht!
Und jetzt spare ich mir die
Argumente, die wir ohnehin dann ausführlich bringen. Weil es - worin ich Ihnen
recht gebe - stadtentwicklerisch durchaus interessant ist, sowohl ein Stadion
als auch eine andere Investition in
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