Gemeinderat,
18. Sitzung vom 02.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 104
zu formulieren, in dem es einerseits heißt, dass man sich etwas in dieser Richtung vorstellen könnte, andererseits aber gleich wieder zurückgerudert und aufgezählt wird, welche Bedingungen notwendig sind, damit überhaupt etwas daraus wird.
Insgesamt verstärkt sich mein Eindruck, dass da etwas
zugesagt wurde, man aber erst jetzt zu überlegen beginnt, wie man das
eigentlich machen kann, da das Ganze möglicherweise einige schwerwiegende negative
Auswirkungen haben könnte. Man ist sich also als Fraktion insgesamt vielleicht
noch nicht ganz im Klaren, was man eigentlich will.
Der Bürgermeister hat heute in der Früh von einer
Chance für den Südrand gesprochen. – Ich meine, es ist wirklich bedauerlich,
dass die Stadtentwicklung so funktioniert, dass man dort, wo bereits ein
Einkaufszentrum ist, ein Stadion platziert und das dann als große Chance für
den Südrand begreift. Was mich an der Debatte besonders geärgert hat, ist das
Argument: Wollt ihr lieber das, was auf der niederösterreichischen Seite
stattfindet?
Gleichzeitig findet auch ein Kampf StR Schickers
gegenüber einer niederösterreichischen Gemeinde statt, um ein Hochhausprojekt
zu verhindern. Das halte ich für sehr löblich, und er hat raumplanerisch
natürlich recht. Ich denke aber, dass es vielleicht an der Zeit wäre, sich
gemeinsam mit den Niederösterreichern an einen Tisch zu setzen und eventuell
eine gemeinsame Raumplanungspolitik zu betreiben, wie das beispielsweise in
einer Region in Norddeutschland schon sehr erfolgreich praktiziert wird. Dort
bespricht man gemeinsam, was für die Region wichtig und richtig ist, hält sich
auch daran und sagt nicht ständig: Wollt ihr, dass das auf der anderen Seite
kommt oder sollen wir es selber machen? Wenn man das nämlich konsequent
weiterverfolgt, dann wird in 50 Jahren rund um Wien jeweils innerhalb und
außerhalb der Stadtgrenze alles zugepflastert sein. Ich glaube nicht, dass das
vorteilhaft für die Stadt, aber auch für die ganze Region sein wird!
Ein dritter Punkt, der auch interessant ist: Es waren
auch zahlreiche Medienvertreter anwesend, was zeigt, dass diese Verbindung
zwischen Fußballstadion und Stadtentwicklung interessanter für die Menschen ist
als andere Stadtentwicklungsgebiete. Unseriös und meiner Meinung nach vom
Bürgermeister nicht richtig ist es jedoch, diese Debatte ins Lächerliche zu
ziehen und so zu tun, dass jemand, weil er Rapidler ist, etwas gegen das
Stadion hat. Ich meine, es geht da wirklich nicht um die Anhängerschaften von
Fußballklubs und die entsprechenden Motivationen – auch in Richtung
FPÖ –, sondern um eine tiefgreifende stadtstrukturelle Veränderung, die,
wenn sie so durchgeführt wird, wie es in diesem Optionsvertrag angedeutet wird,
für die Stadt schwerwiegende negative Auswirkungen haben wird.
Drei Bemerkungen zum
Optionsvertrag. Es gibt eine Reihe von Bedingungen, die einzuhalten sind. Ich
habe auch schon im Wohnausschuss angemerkt, dass meiner Ansicht nach auf jeden
Fall eine Klausel fehlt, mit welcher eine Verbindlichkeit zwischen der
Errichtung des Einkaufszentrums und des Stadions festgeschrieben wird. Es gibt
nämlich überhaupt keine Sicherheit, dass beides getan wird. Es ist also
durchaus möglich, dass ein Nachfolger von Herrn Stronach oder jemand, der dann bei
der MAGNA zuständig sein wird, sich denkt: Die Errichtung des Einkaufszentrums
ist ein gutes Geschäft, das Stadion ist mir jetzt aber doch nicht so wichtig.
Und dann wird das Stadion, das jetzt immer als Argument herhalten muss, gar
nicht gebaut!
Mein zweiter Kritikpunkt, der die öffentliche
Ausschreibung betrifft, wurde schon erwähnt. Bei der Errichtung von
Kleingartenhäusern auf Parzellen von 200 m² gibt es eine öffentliche Suche
nach Interessenten, und das ist richtig so. Bei diesem Megaprojekt gibt es das
jedoch nicht! – Ich möchte nur darauf hinwiesen, dass es bei der Hohen
Warte auch betreffend ein Fußballstadion eine ähnliche Option für eine
Grundstückstransaktion gab. Damals hat der Rechnungshof Folgendes
festgestellt – ich zitiere: „Die Verpflichtung der Stadt Wien im
gegenständlichen Optionsvertrag, einem bestimmten Vertragspartner das
gegenständliche Grundstück weit unter seinem Wert zu verkaufen, stellt nach
Auffassung des Rechnungshofs eindeutig eine verbotene Beihilfe im Sinne
Art 78 Abs 1 EG-Vertrag dar.“
Ich glaube, auch europarechtlich gesehen wird da noch
einiges auf uns zukommen. Es ist nämlich nicht nachvollziehbar, warum man nicht
nach weiteren Interessenten für eine so große Fläche gesucht hat!
Drittens entsteht für mich der Eindruck, dass man ein
bisschen etwas hergibt, sich aber auch noch viel offen hält, indem man
Bedingungen formuliert. – Ich möchte daran erinnern, dass die Debatten und
die Arbeit dieser Arbeitsgruppen auch Geld kosten. Wieso sagt man nicht klar,
wenn man das nicht wirklich will? Jetzt werden Verbindlichkeiten geschaffen,
indem man Leitbilder in Auftrag gibt, Flächenwidmungsverfahren anleiert und so
weiter, und irgendwann wird es dann einen Moment geben, in dem man nicht mehr
zurück kann. Daher meine ich, dass man sich schon vorher genau im Klaren sein
sollte, was man will.
Zum Kritikpunkt des Herrn Stürzenbecher, dass die
Kritik der Opposition nicht konstruktiv sei. – Ich glaube, es sind
wirklich sehr viele fachliche Argumente auf den Tisch gelegt worden, und zwar
nicht nur von Oppositionsparteien, sondern auch von den Magistratsabteilungen. Ich möchte jetzt wirklich noch einmal auch an die
Planungsabteilung appellieren, sich ernsthaft mit dem Land Niederösterreich
zusammenzusetzen und ein gemeinsames Einzelhandelskonzept, wie wir es schon
seit Langem fordern, zu vereinbaren. Ich meine nämlich, dass es nicht so
weitergehen kann, dass jetzt vielleicht Gerasdorf als nächste Gemeinde sagt,
dass sie ein Einkaufszentrum haben will, und dann wieder herumgestritten wird.
Ohne ein gemeinsames Konzept wird es auf die Dauer nicht gehen! Und anhand des
jetzigen Beispiels kann man meines Erachtens sehr gut zeigen, dass das dringend
notwendig wäre. – Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr GR Hoch hat
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