«  1  »

 

Gemeinderat, 18. Sitzung vom 02.03.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 53 von 104

 

internationales Festival - das ist richtig -, aber dennoch konterkariert dies das auch in den Förderungsrichtlinien vorgesehene Prinzip, dass ein Verein mit nicht mehr als 25 000 EUR pro Jahr gefördert werden darf. Und wenn Kumulierungen stattfinden, dürfen sie 25 000 EUR nicht überschreiten.

 

Es gibt also unklare Richtlinien und mangelnde Transparenz. Daher darf ich einen Beschlussantrag einbringen, auf den der Kollege schon hingewiesen hat:

 

„Der zuständige Stadtrat für Kultur und Wissenschaft möge das Fördersystem für die ,Netzkultur' in Wien evaluieren lassen und die Vergabe von Fördergeldern mittels nachvollziehbarer und transparenter Richtlinien gewährleisten.

 

In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt." - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Straubinger. - Bitte.

 

GRin Mag Sybille Straubinger (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Wolf!

 

Mir ist es ein bisschen schleierhaft, warum Sie jetzt mit der Künstlergruppe „monochrom" kommen, die Ihrer Meinung nach so und so viel Prozent an Förderungen abräumt. Denn nach dem letzten Kulturausschuss bin ich auch zu Ihnen gekommen und habe Ihnen erklärt, wie das zustande kommt, nämlich dadurch, dass über die KünstlerInnengruppe „monochrom" die „Annual Convention", dieses Festival, abgewickelt wurde - was aber nicht heißt, dass das ganze Geld an „monochrom" geflossen ist -, und dass sie sich zudem auch dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hat als jene, über die der Entwicklungsprozess des neuen Fördermodells auch finanziell abgewickelt wurde.

 

Grundsätzlich ist zu sagen, dass dieses neue Fördermodell sicher nicht der leichteste und nicht der einfachste Weg ist, nämlich weder für die Kulturabteilung der Stadt Wien noch für den Stadtrat noch - und vor allem auch nicht - für die KünstlerInnen und für die Netzkultivierenden. Aber es ist einer, den sie, die Künstler selbst, auch gehen wollten, und das, obwohl - oder vielleicht auch gerade deshalb, weil - sie wussten, dass das eine intensive Auseinandersetzung wird, eine intensive inhaltliche und eine intensive kulturpolitische Auseinandersetzung. Ich glaube, es ist auch eine sehr gute kulturpolitische Auseinandersetzung und Diskussion geworden.

 

Es war auch allen klar, dass das natürlich nicht friktionsfrei abgehen wird, denn es gibt keine hundertprozentige Zufriedenheit, bei welchem Modell auch immer. Wir haben das jetzt bei der Diskussion um den Fonds Kunst im öffentlichen Raum gesehen, wo es eine Jury gibt; auch hier ist man nicht damit einverstanden. Das heißt, hundertprozentig wird man nicht alle Beteiligten zufriedenstellen können.

 

Es war aber deshalb auch von Anfang an klar, dass dies ein System sein muss, das veränderbar ist, dass dieses Modell veränderbar sein wird und dass diese Erfahrungen, die man in der Vergabe und in diesem ersten Jahr macht, dann auch in die Weiterentwicklung dieses Modells aufgenommen werden. Und das - das haben meine Vorredner auch angesprochen - passiert ja.

 

Es passiert zum Beispiel, indem sich die Geldbeträge für die einzelnen Module ein bisschen verschieben, nämlich, indem zum Beispiel die MA 7 direkt ein bisschen mehr an Förderungen vergeben wird, vor allem auch, um internationale Projekte zu unterstützen. Das passiert, indem es ein bisschen mehr Geld für die Infrastrukturprojekte geben wird, weil man bei den letzten Vergaben gesehen hat, dass das notwendig ist. Und das passiert auch, indem gleich von Anfang an ausgewiesen wurde, dass das Geld für die Organisation dieses Prozesses und für die Weiterentwicklung der Modelle bereitgestellt wird.

 

Es gibt einige Neuerungen wie auch die, dass Mehrfacheinreichungen nicht mehr möglich sind oder dass es eine Obergrenze in der Höhe von 25 000 EUR gibt. Aber das Wesentlichste, was sich in diesem ersten Jahr gezeigt hat, ist, dass sich hier auch strukturell sehr viel getan hat, dass es nämlich von einer losen Gruppierung, die „Netznetz" bisher war, für dieses Modell zur Entwicklung von Strukturen gekommen ist, dass es sich zu einer wirklichen, stabilen Plenardemokratie entwickelt hat, dass interne Kontrollmechanismen auch selbst entwickelt worden sind und dass es eine institutionalisierte - unter Anführungszeichen - Schnittstelle auch zur Verwaltung gibt, indem es einen Koordinator dieses Prozesses gibt und indem es regelmäßige, offene Jour fixes gibt, zu denen auch alle eingeladen sind, um daran teilzunehmen.

 

Ich glaube, die Projekte, die in diesem Modell sozusagen von den Künstlern selbst vorgeschlagen wurden, sind auch ausnahmslos alle von der MA 7 unterstützt worden. Und das ist ja auch nur ein Vorschlag, der letztlich auch von der Magistratsabteilung unterstützt werden muss.

 

Aber was, glaube ich, wirklich relevant ist, ist das Ergebnis dieses ersten Jahres. Das Ergebnis ist, dass 64 Förderungen an über 40 Initiativen und Künstler vergeben worden sind und dass 31 von diesen 40 das erste Mal in den Genuss einer Förderung gekommen sind. Das heißt, es zeigt, dass hier auch Bewegung drinnen ist, dass es Erneuerung gibt und dass hier auch eine wirkliche Breite erreicht worden ist.

 

Ich glaube, ein wirklich guter Beweis dafür, dass es innerhalb der Szene funktioniert - trotz aller Schwierigkeiten, die es natürlich auch mit einzelnen Personen gegeben hat -, war auch das Festival für digitale Kunst und Kulturen, das von 9. bis 16. September stattgefunden hat, wo an sieben Orten und öffentlichen Plätzen an die 30 lokale und internationale Produktionen vorgestellt worden sind, wo es ein Symposium und Social Events gegeben hat, wo es nicht nur eine wunderbare Annahme sozusagen innerhalb der Community, sondern auch einen wirklich großartigen Besuch gegeben hat und wo es auch einen wirklich künstlerischen Erfolg und einen organisatorischen Erfolg für die Proponenten gegeben

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular