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Gemeinderat, 18. Sitzung vom 02.03.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 82 von 104

 

Tiefgaragenplätze zu einer autofreien Stadt gekommen.

 

Ich sage, das ist keine autofreie Stadt, das ist eine tote Stadt. Das ist beides, autofrei und tot. Ist aber eigentlich blöd. Weil eigentlich ziehen die Leute in keine tote Stadt, sondern lebendig soll das sein. Also ganz so ist es nicht geworden, wie Ihr uns das präsentiert habt, die SPÖ-Stadtregierung, StR Swoboda von der SPÖ und StR Görg von der ÖVP. Deswegen reden und diskutieren wir heute darüber.

 

An den Straßenkreuzungen im Süden Wiens findet man sehr viele Wegweiser. Das ist ganz wichtig, dass man nach links nach Budapest, Prag und Brünn kommt. Ganz klein oder gar nicht so klein steht überall auch die Wienerberg-City dabei, was eigentlich ein bisschen eigenartig ist, weil das wäre genauso, als ob man irgendeinen anderen kleinen oder größeren Stadtteil bei Ausfahrten oder bei großen Straßenkreuzungen hinschreibt. Das ist aber deswegen wichtig, weil man nicht so leicht zu dieser Wienerberg-City findet. Daher ist halt eine kostenlose Werbung seitens der Stadt für diese Wienerberg-City durch diese Verkehrsschilder gegeben.

 

Die Herren Stadträte, Betreiber und Bauer haben das als Topprojekt und Wohnparadies mit qualitativer Weiterentwicklung des sozialen Wohnbaus gepriesen. Da ich ein altmodischer Mensch bin und nicht immer ins Internet gehe, habe ich mir viele Zeitungen aufgehoben. Da gibt es eine, wo damals die SEG einen Artikel im Bezirksjournal mit der Überschrift „zauberhafte Aussichten aufs Wohnen über der Stadt" schaltete. Dort schrieb sie hinein: „Auf dem Dach befindet sich ein Wellnesscenter mit Sauna, Panoramaterrasse, herrlichem Swimmingpool." - Dass die Terrassen hinunterfallen, hat sie damals nicht gewusst und hat es auch nicht hineingeschrieben. Wie klasse das alles ist, mit Foto belegt. Da gibt es in jeder Zeitung von damals eine riesige Werbung, dass man dort hinziehen soll. Die Leute, die dem geglaubt haben, sind im Großen und Ganzen eher nicht ganz glücklich, dass sie heute dort wohnen. Außerdem entspricht dieser Stadtteil nicht dem Stadtentwicklungsplan 2000 oder 1994. Das hat auch schon die MA 21 im damaligen Zeitraum, das weißt du, gesagt und hineingeschrieben, weil eine Schule hinkommt, weil Wohnungen hinkommen und die städtebauliche Entwicklung schon 1994/95 auf Gewerbe und Büro gegangen ist, dass dies nicht den stadtplanerischen Vorgaben entspricht. Es ist trotzdem gebaut worden. Ich möchte nicht hinterfragen, warum es gebaut worden ist. Es hat einen Investor gegeben, der sich ein Geschäft versprochen hat, was auch wahrscheinlich ist, dass er eines gemacht hat.

 

Interessant ist, dann wird geschrieben, dass das Projekt es geschafft hat, alle Wohnwünsche zu erfüllen. Das haben sie schon geschrieben, als es fertig war. Na ja, herabfallende Loggiascheiben sind nicht gerade das, was die Wohnwünsche erfüllt, muss man auch dazusagen. Die Freiflächen sind nichts anderes als Garageneinfahrten, das weißt du, größtenteils Garageneinfahrten und Hauseingangszonen.

 

Was den Wind betrifft, muss ich den Herrn Neostadtrat Ludwig schon ein bisschen korrigieren. Sie haben hier gesagt, das, was mit dem Wind ist, ist eh klar, weil seit 2 000 Jahren, soweit man es zurückverfolgen kann, ist das eine exponierte Stelle, der Wienerberg war immer eine exponierte Stelle, dort ist halt einfach der Sturm und der Wind. Komplett richtig, nur die Folgerung hätte sein müssen, wenn ich das eh schon seit 2 000 Jahren weiß, dass der Wind immer von der gleichen Seite bläst, und zwar nämlich zu 80 Prozent der Zeit von Westen und Südwesten, hätte ich halt beim Planen die Häuser vielleicht anders situieren können und ein bisschen eine andere Planung vorgenommen. Also das ist keine Ausrede! Außerdem erleben wir das Gleiche auch auf der Donauplatte. Da gibt es ganz große Probleme. Die Stadt Wien soll sich in Zukunft bei solchen Projekten sehr überlegen, zu testen, von wo der Wind kommt, welche Auswirkungen der Wind für die Büros und für die Menschen, die dort wohnen, hat.

 

Der Herr Kollege Ellensohn hat heute gesagt, diese Genossenschaften, die so etwas - unter Anführungszeichen - verbrechen, gehörten eigentlich auf eine Liste und die kommen dann halt nicht mehr vor. Das ist vollkommen richtig, nur diese Genossenschaften stehen eh schon auf einer Liste. Das sind nämlich genau jene Genossenschaften, wenn ich mir das anschaue, Mischek, SEG, Wien Süd, die immer die Aufträge kriegen. Es ist genau umgekehrt. Also die werden nicht geschützt, sondern da hat man ein Liste und die kriegen immer die Aufträge. Vielleicht sollten wir einmal die Listen ein bisschen tauschen und schauen, dass die eine Zeitlang gesperrt werden oder ihren Pflichten etwas mehr nachkommen.

 

Nun zum Verkehr: Ich gebe schon zu, dass Sie bei der sehr umfangreichen Anfragebeantwortung sicher nichts vergessen haben. Sie haben uns alle Autobuslinien, alle Straßenbahnlinien und die Badner Bahn, alles, genannt. Nur, Herr Stadtrat, es ist so, das ist nicht alles familienfreundlich, denn zum familienfreundlichen Wohnen gehört ein öffentliches Verkehrsmittel mit einer Einstiegsmöglichkeit für Kinderwägen, wie eine U-Bahn, wie tiefgelegte Busse, wie tiefgelegte Straßenbahnen. Das gibt es dort alles nicht. Daher fordern wir schon seit Langem, Überlegungen anzustellen, ob nicht eine U-Bahn-Verlängerung möglich wäre, denn jetzt ergäbe sich die Möglichkeit der U2, die zum Zentralbahnhof geführt wird, mit zwei Stationen in dieser Richtung zu verlängern, mit einer Station durchaus im Bereich Schedifkaplatz. Dann hätte ich eine wunderbare Schleife, wo die U2 in die U6 mündet. Das wäre auch für die Bewohner und für die dort arbeitenden Leute sehr wichtig, noch dazu, wo über 50 Prozent der dort arbeitenden Menschen Pendler sind, die allesamt mit dem Auto dorthin fahren. Es gibt für die keine Möglichkeit, mit einem anderen Verkehrsmittel als mit dem Auto hinzufahren. Daher die vielen Garagen. Das ist zumindest etwas. Zumindest stehen sie nicht an der Oberfläche. Zumindest finden sie einen Parkplatz. Aber für die Umwelt ist das sicherlich kein Konzept für die Zukunft.

 

Zum Beispiel haben die Geschäftsleute an die Firma Gewista bis zu 1 000 EUR zahlen müssen, wo sie

 

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