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Gemeinderat, 18. Sitzung vom 02.03.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 96 von 104

 

die Verbindung bis zum Flughafen, auch Individualverkehr und Ähnliches. Und das Angebot dort, das Angebot eines Marktes, ist eben ein anderes, als wenn ich in ein Geschäft gehe und dort nur Waren vorfinde.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist für uns traurig und es kann doch nicht sein, dass eine 150-jährige Tradition - denn seit 1865 gibt es in diesem Bereich einen Markt, und ich selbst und wahrscheinlich geht es auch anderen Gemeinderäten hier so, die aus der Landstraße stammen, habe Erinnerungen aus alter Zeit, wie dieser Markt sich entwickelt hat – aufgegeben wird, weil die Stadt auf diesen Markt in den letzten zehn, fünfzehn Jahren vergessen hat! Denn anders ist es nicht zu verstehen, in welchem Zustand die Böden sind, in welchem Zustand überhaupt dieser Markt ist. Aber er wird trotzdem angenommen, und er hat noch immer ein interessantes Sortiment in den unterschiedlichsten Bereichen - ob das jetzt Fleisch ist, ob das Früchte, Gemüse, Bäckerei und Ähnliches sind -, also etwas, was ich woanders nur durch langes Suchen finden kann, wo ich Qualität und Preis vergleichen kann. Und das soll jetzt einfach geschlossen werden - zugesperrt, zugedreht, aus? Das kann doch nicht die Politik der Stadtregierung von Wien sein! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Wenn es in dieser Aussendung des Bgm Häupl heißt, dass es ohnehin den Rochusmarkt gibt, dann kann ich auch nur sagen: Die Gegend ist offensichtlich dem Wiener Bürgermeister nicht bekannt. Der Rochusmarkt hat eine völlig andere Struktur als dieser gewachsene Landstraßer Markt. Ich verstehe schon, dass der Herr Planungsstadtrat - der selbst von der Landstraße stammt - jetzt lieber die Zeitung liest, weil er es viel besser weiß. Und er weiß (Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker: Ich kenne das ja, was du erzählst! Im Unterschied zu dir! Schon lange!), was es bedeutet, wenn es diesen Landstraßer Markt nicht mehr gibt.

 

Ich weiß auch, dass das für verschiedene, gerade auch in der SPÖ, unverständlich ist, wie hier offensichtlich nach rein bürokratischen Gesichtspunkten - wobei ja schon das Wort Marktamt irgendwo in sich ein Gegensatz ist - das Amt den Markt überwiegt. Es ist also nicht so wie dort, wo Märkte - und noch einmal zurückgewiesen auf das, was Märkte ausmacht - sich oft selbst organisieren. In anderen Städten ist das auch viel mehr in diese Richtung organisiert, während das hier in Wien einfach verordnet ist, und dann wird irgendwann einmal gesagt: Jetzt wird zugesperrt!

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist etwas, was wir als Wiener Volkspartei sicherlich nicht so zur Kenntnis nehmen. Ich möchte nur einen Teil der Unterschriften, die ich gesammelt habe, an dieser Stelle dem Herrn Bürgermeister als einen Stoß übergeben: Es sind 1 200. (Beifall bei der ÖVP. - Der Redner begibt sich zu Bgm Dr Michael Häupl und überreicht ihm den eingangs auf dem Rednerpult abgestellten Stapel von Schriftstücken. - Zwischenrufe bei der SPÖ.)

 

Es wäre gut gewesen, wenn er den Bericht hätte erstatten können, dass eine andere Politik gemacht wird als die, die jetzt hier geschieht. (GR Dipl-Ing Omar Al-Rawi: Ja, ja ...!) Das wäre gut! Mich wundert ja nur, dass keine und keiner der Landstraßer Mandatarinnen und Mandatare der SPÖ hier herausgeht. Übrigens genauso bei den Freiheitlichen, aber auf die gehe ich sicher nicht ein, da tut es mir leid um die Zeit. Ich verstehe nicht, warum ... (GR Dr Herbert Madejski: Schon wieder die Untergriffe! Und dann wunderst du dich, dass ich mich zum Wort melde, wenn du mich provozierst!)

 

Ich verstehe nicht, warum eigentlich dieser Landstraßer Markt, dieses Stück Lebensqualität, geopfert werden sollte. Wir haben daher einige ganz konkrete Fragen gestellt. Es ist irgendwo traurig, dass es, noch ehe man die Möglichkeit zu einem Gespräch, zu einer Antwort gehabt hat, mit APA-Aussendung heißt: Es wird geschlossen, gleichgültig, wie gesagt, was mit den 300 Arbeitsplätzen, mit den Ständen geschieht.

 

Wir haben diese Dringliche Anfrage gestellt als einen Aufschrei der Bürgerinnen und Bürger, nicht nur in diesem Gebiet. Ich weiß, dass das ja gerade durch die U-Bahn-Anbindung ein Markt ist, der über den Bezirk hinaus wirkt. Es ist ein Aufschrei, dass die Politik der Stadt nicht so sein darf, dass man einen Markt jahrelang verkommen lässt, um dann eine Begründung dafür zu haben, ihn tatsächlich zuzusperren. Diese Dringliche Anfrage ist ein Aufschrei dafür, dass das geschehen sollte, was sich die Bürgerinnen und Bürger, die Kundinnen und Kunden des Landstraßer Marktes erwarten würden, nämlich eine Sanierung und einen Erhalt der Landstraßer Markthalle. Es ist ein Aufschrei überhaupt gegen die Marktpolitik, und meine Kollegin Barbara Feldmann wird dann noch auf einige Aspekte eingehen, weil es ja auch bei anderen Märkten nicht so ist, wie es sein sollte. Es ist ein Aufschrei dagegen, dass hier einfach drübergefahren wird.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vor allem: Herr Bürgermeister! Denken Sie noch einmal um! Denken Sie daran, dass es auch um die Kleinen in dieser Stadt geht, um die vielen kleinen Unternehmer, die eben nicht Möglichkeiten wie Herr Stronach haben, sondern die tagtäglich durch ihre Qualität der dargebotenen Leistungen, durch das, was sie an Produkten verkaufen, in Erscheinung treten. Wo es keine große Lobby gibt, aber wo es darum geht, ob Konsumentinnen und Konsumenten zufriedengestellt werden. Wo es eben nicht mehr so weite Wege gibt, sondern wo es darum geht, einen Markt zu erhalten und nicht riesige Einkaufszentren irgendwo auf der grünen Wiese zu schaffen.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Bürgermeister! Wir haben noch immer die Hoffnung, dass man umdenkt! Umdenkt und nicht aus irgendwelchen bürokratischen Überlegungen schnell etwas zusperrt, etwas für immer verschwinden lässt, was gewachsen ist und was sich auch gut entwickelt hat, was hätte verbessert werden sollen und nicht verbessert wurde! Es kann nicht die Antwort darauf sein, dass die Stadt viele Jahre einfach zugeschaut hat, dass das zugesperrt wird. Das wird nicht dem gerecht, was sich die Wirtschaft dieser Stadt, vor allem die kleinen Unternehmer, was sich vor allem die Kundinnen und Kunden, was sich die

 

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