Gemeinderat,
18. Sitzung vom 02.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 100 von 104
Bezirksrätin in Hernals
begonnen habe und bei der einen oder anderen Ortsbegehung mit dabei war, da hat
man den Geschäftsleuten aber sehr genau vorgeschrieben, wie ihre Ausräumungen auszuschauen
haben und in welcher Größe sich vielleicht auch noch ein kleines Bäumchen vor
dem Geschäft befinden darf.
Heute wird auf diese Dinge offensichtlich überhaupt keine Rücksicht mehr genommen. Wir haben vor allem in den Bezirken 15, 16, 17, aber auch im 20. oder zum Teil im 12. Bezirk Ausräumungen, basarähnliche Zustände auf den Geschäftsstraßen, und diese sind dann noch gekoppelt mit einer Reihe von mehr oder weniger dort nicht hinpassenden Imbissbuden, wie etwa das letzte Beispiel auf der Alserstraße zeigt, wo der Gehsteig durch eine Kebap-Bude wirklich massiv beschränkt worden ist und die umliegenden Geschäftsleute gestört worden sind.
So schaut im Moment die
Entwicklung der Nahversorgung in Wien aus - man kann das ja nicht ganz
auseinanderhalten und trennen -, die Entwicklung der Geschäftsstraßen, wo
zunehmend Spielsalons, Telefon- und Internet-Shops, Videoverleihe und
Fetzengeschäfte leider das Straßenbild prägen, in der Form, wie ich es vorhin
skizziert habe.
Im Gegensatz dazu fängt man
an, Straßenmärkte, die nicht ganz gleichförmig sind und die vielleicht zum Teil
ein bisschen schäbigere Verkaufsbuden haben - aber das gehört ja durchaus auch
zum Bild, solange die Hygiene gewahrt bleibt, und da schaut der Kunde schon
darauf, sehr geehrte Damen und Herren! -, in gleichförmige und sterile Zeilen
umzuwandeln. Ich glaube, dass das nicht der richtige Weg ist.
Wenn wir über die Grenzen
hinausschauen: Ich glaube, es gibt keine Stadt - nicht nur in Europa, sondern
in der ganzen Welt -, die nicht durch ihre Märkte geprägt ist, durch ihre ganz
unterschiedlichen Märkte, temporär oder permanent, in Hallen untergebracht, je
nach Witterungslage, oder ganz im Freien. Wenn man nach Paris schaut, auf den
Markt bei der Bastille, nach Amsterdam, auf den Münchner Viktualienmarkt: Diese
Märkte leben nicht davon, dass sie gleichförmig und steril sind, sondern davon,
dass sich dort buntes Leben entfaltet und ein Flair gibt und ein bisschen
durchaus auch etwas Nostalgisches mit sich trägt, was ja ein Markt ist. Denn
das ist ja die älteste Verkaufsform, wie wir sicher alle wissen.
Der Kunde erwartet dort
neben einem ausreichenden Angebot an Frischware und einem kostengünstigen
Angebot natürlich auch dieses Flair und diese Umgebung. Ich wage zu behaupten,
dass viele, die auf dem Markt einkaufen, es nicht nur deshalb tun, weil der
Preis und das Angebot stimmen, sondern weil sie sich beim Einkaufen einfach
wohl fühlen und das alles nicht unbedingt aus dem sterilen Supermarkt einkaufen
wollen.
Wenn wir zurückblicken - und
ich muss jetzt einmal um zirka 20 Jahre zurückgehen -, ist in meinem
Wohnbezirk, in dem ich auch politisch tätig bin, Folgendes geschehen: Da gab es
einen kleinen Markt - er war nicht mehr ganz auf der Höhe seiner Zeit -, das
war der Dornermarkt. Den hat man in der Erwartung, dort ein Einkaufszentrum -
mit Wasserwand und was weiß ich sonst noch - hinstellen zu können, einfach
weggewidmet.
Es ist jetzt erfreulich,
dass da bei der ÖVP ein Umdenken stattgefunden hat. Denn es war zwar damals der
sozialistische Bezirksvorsteher, dessen Wunsch es war, diesen Dornermarkt nicht
in Form eines Marktes zu erhalten, aber die SPÖ wurde damals kräftig
unterstützt von der Österreichischen Volkspartei. Daran kann ich mich noch sehr
gut erinnern.
Wir Freiheitliche waren als
einzige Partei dagegen, dass man einen Markt nicht revitalisiert, sanft
revitalisiert, in einem relativ armen Gebiet, wenn man das so sagen kann, dem
Kalvarienbergviertel, mit weniger potenten Kunden, in einem Gebiet, wo viele
alte Leute leben und wo der Ausländeranteil damals schon recht hoch war, also
alles wirklich gezielte Marktkunden. Diesen Markt hat man - wupps, wupps -
weggewidmet.
Das Projekt EKZ - mit
Wasserwand und Sonstigem - ist dort niemals aufgegangen, war niemals
realisierbar, und die Anrainer wurden zehn Jahre lang mit einer Baugrube vor
der Nase belästigt. Heute ist dort ein einfacher Platz, und es hat sich keine
Geschäftsstruktur mehr entwickeln können. - So viel zu den Märkten in Wien.
Der Brunnenmarkt ist ja in
letzter Zeit auch im Fokus derer, die sich für diesen Markt interessieren. Auch
hier, glaube ich, sei dies den Politikern mitgegeben: Man soll sich schon
auf die Wünsche der Standler und vor allem auch auf die Wünsche der Kunden
einstellen.
Sehr geehrte Damen und Herren! Der Fall Landstraßer
Markt ist in Wirklichkeit viel zu spät in der Diskussion. Wie ich mich erinnern
kann - und ich hatte damals in der Gegend, obwohl ich aus einer ganz anderen
komme, relativ oft zu tun -, war diese Markthalle doch schon in den 70er Jahren
schäbig. Ich kann mich erinnern, ich bin damals dort nicht gerne durchgegangen,
es war unhygienisch und es war grauslich. Es war allerdings - das war mir
damals wurscht, aber ich wusste es - das Warenangebot, so wie heute, ein
interessantes für die Kunden.
Ich glaube auch, dass es versäumt worden ist, diese
Halle als Markthalle, so wie sie sich heute darstellt, zu sanieren. Das hätte
man wahrscheinlich in den frühen Siebzigern in Angriff nehmen müssen, damit
wirklich etwas daraus geworden wäre und damit es auch von einer
wirtschaftlichen Überlegung getragen wäre. (GR Christian Hursky: Den gibt es
erst seit 1979!) Dort war immer schon so ein ... Das stimmt ja nicht!
Wozu wir aber, meine ich, aufgerufen sind, ist, dass
wir natürlich vor Ort das entsprechende Angebot an Nahversorgung erhalten
müssen. Denn das ist gut und beliebt, und es kann sich keiner wünschen, dass
dort dann wieder ausnahmslos die Geschäfte großer Ketten hineinkommen, in
gleichförmige Art und Weise, wie uns eben viele EKZ, vor allem an
Verkehrsknotenpunkten, präsentiert werden.
Deshalb werden wir heute auch
gerne einen Antrag mittragen, der sich damit befasst, dass wir die notwendigen
Schritte unterstützen, um eben die zuständige Stadt
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