Gemeinderat,
19. Sitzung vom 29.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 71
gewinnt, aber schauen wir
einmal. Bei dem medialen Druck, auf den selbst die Kommission hört, bin ich
noch nicht ganz hoffnungslos, dass es dieses Mal wieder zu Gunsten des
Wettbewerbs und zu Ungunsten der Tiere, im gegenständlichen Fall der
Subsidiarität, ausgeht.
Das Zweite ist
ordnungspolitischer Natur. Es ist überhaupt gar keine Frage, dass gerade im
Bereich Zoll, hier insbesondere allerdings auch am Flughafen, die Kontrollen
noch wesentlich intensiviert werden müssen. Es ist gerade unter den gegebenen
Bedingungen, denke ich, ziemlich unschwer. Ich weiß, dass jede Kontrolle eine
Belastung ist. Wir haben dies vor allem aus Sicherheitsgründen beim Einchecken
in Flugzeuge in einem sehr hohen Ausmaß entwickelt. Wer sich heute in der Welt
bewegt, kann das auch erkennen. Man könnte sich durchaus etwas überlegen, ob
nicht auch beim Verlassen des Raums unmittelbar nach der Gepäckausfolgung ein
höheres Ausmaß an Kontrollen erfolgen sollte. Die Kontrolle ist heute schon
nicht schlecht, aber das könnte man wahrscheinlich auch verbessern. Nicht
schlecht sage ich deshalb, weil ich um die Zahlen beschlagnahmter, illegal
transportierter Tiere weiß, die dann im Tiergarten Schönbrunn, im Haus des
Meeres oder in anderen ähnlichen Einrichtungen landen, und wo man natürlich
auch weiß, wie viele der Tiere dann im Naturhistorischen Museum im Alkohol landen,
weil sie gestorben sind auf diesem Transport.
Also es ist schon auch
eine sehr negativ berührende Angelegenheit, ich verstehe das daher. Ich denke,
dass wir als Stadt, gerade, was diese illegalen Tiertransporte betrifft, aber
auch, was die Aufklärung betrifft, eine ganze Menge tun können – auch im Rahmen
einer europäischen Politik.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke, Herr
Bürgermeister. Die 3. Zusatzfrage wird von GRin Smolik gestellt. Ich bitte
darum.
GRin Claudia Smolik (Grüner Klub im Rathaus):
Herr Bürgermeister, Sie haben gerade von den beschlagnahmten Tieren am
Flughafen gesprochen. Viele davon sind ja auch im Tierschutzhaus gelandet. Ich
erinnere nur an die 3 000 oder 7 000 Schildkröten, die sich dort ja
munter vermehrt haben und die immer noch in dem Teich herumschwimmen.
Jetzt ist ja das
Tierschutzhaus in Vösendorf, das ja bekanntlich zu Niederösterreich gehört. Sie
haben, wie bekannt ist, gute Kontakte zum Land Niederösterreich, zu den
Niederösterreichern. Haben Sie mit dem Landeshauptmann gesprochen, ob es nicht
auch eine Unterstützung des Landes Niederösterreich wie von Seiten des Landes
Wien für das Tierschutzhaus geben könnte?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr
Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl:
Ja, ich habe sowohl mit dem Landeshauptmann als auch mit dem zuständigen
Landesrat Gespräche geführt über diese Unterstützung seitens Niederösterreichs
und es hat keine grundsätzliche Zurückweisung gegeben. Es wird in der Folge nun
auch Aufgabe der Betriebsgesellschaft sein, mit Niederösterreich einen ähnlich
gelagerten Leistungsvertrag zu erzielen. Ich füge da allerdings hinzu, dass das
Tierschutzhaus sich seiner Aufgaben wieder besinnen soll, wofür es letztendlich
auch geschaffen wurde. Abgesehen von den erwähnten Schildkröten halte ich
nämlich die Haltung etwa von Großkatzen oder Krokodilen ebenso wie von Pferden
nicht für eine Aufgabe des Tierschutzhauses. Sagen wir einmal so: Man soll sich
dort in besonderem Ausmaß auf die entlaufenen Hunde und Katzen konzentrieren,
alles andere kann nur Ausnahmeregelung sein.
Wir haben aber auch für solche Fälle geeignete
Einrichtungen. In den Wiener Wohnungen gibt es nämlich alles Mögliche: In einer
30 oder 40 m² großen Wohnung wurden sogar einmal Geparden gehalten, was
ich wirklich für unfassbar halte, überhaupt, wenn man weiß, wie die Tiere
leben! Da gibt es die unglaublichsten Geschichten, zum Beispiel auch Krokodile
in der Badewanne. Wir haben aber, wie gesagt, auch Einrichtungen, die solche
illegal gehaltenen Tiere übernehmen können. Das Wiener Tierschutzhaus ist es
aber mit Sicherheit nicht!
Wenn jetzt gerade Regelungen mit der neuen Führung
der Betriebsgesellschaft des Tierschutzhauses getroffen werden können, so gehe
ich davon aus und hoffe, dass Niederösterreich auch seinen Teil der Pflicht
erfüllt. Wir werden das natürlich in jedem Fall so oder so tun.
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Danke. Die letzte Zusatzfrage kommt von GRin Mag Feldmann.
GRin Mag Barbara Feldmann (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Bürgermeister! Sie werden jetzt vielleicht
enttäuscht sein: Ich muss Sie nämlich in Ihrer Ansicht, das Sie keine
Verantwortung für die Übergabe dieses Vereins tragen, ein wenig korrigieren.
Die Stadt Wien hat laut Bundes-Tierschutz und -haltegesetz sehr wohl die
Verpflichtung, für den Schutz der Tiere zu sorgen. In der Vergangenheit haben
Sie im Rahmen des Leistungsvertrages für 30 Tage Verweildauer der Tiere im
Tierschutzhaus bezahlt, wobei die tatsächliche Verweildauer allerdings
60 Tage betrug. Das heißt, 50 Prozent der Kosten hat sich die Stadt
Wien erspart.
Meine Frage: Können Sie sich vorstellen, in die Masse
des im Zwangsausgleich befindlichen Tierschutzvereins rückwirkend die nicht
bezahlten Kosten einzubezahlen, um das Überleben des Vereines zu sichern?
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrte Frau
Gemeinderätin!
Es schmerzt mich nun meinerseits, Sie zu enttäuschen,
aber der von mir zitierte § 30 hält ausdrücklich fest, dass wir uns um die
Tiere zu kümmern haben und nicht um einen Verein. Und das tun wir auch, indem
wir uns um das Tierschutzhaus kümmern. Ich könnte Ihnen jetzt noch eine Liste
aufzählen, was die Stadt Wien an Subventionen in das Tierschutzhaus und bis
2002 damit auch in den Tierschutzverein investiert hat. Ich könnte Ihnen
gleichzeitig sagen, wie hoch der Beitrag war, den die Stadt Wien für dieses
Tierschutzhaus geleistet hat.
Jetzt füge ich hinzu: Leider haben
wir uns nicht
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