Gemeinderat,
19. Sitzung vom 29.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 71
Mit Wirksamkeit vom 1. März 2007 wurde das Wiener
Tierschutzhaus aus dem Wiener Tierschutzverein herausgelöst und der
zwischenzeitlich neu gegründeten Wiener Tierschutzhaus Betriebsgesellschaft
samt allen darin befindlichen Tieren übertragen. Gesellschafter ist der
Finanzfachmann Dr Erhard Grossnigg. Der bisher bestehende Leistungsvertrag aus
dem Jahre 2002 mit dem Wiener Tierschutzverein wurde seitens der Stadt Wien mit
dem Masseverwalter einvernehmlich aufgekündigt. Für zwei Monate wurde eine
Übergangsregelung getroffen, sodass gewährleistet ist, dass in diesen zwei
Monaten die Tiere auch versorgt werden können. Derzeit wird mit der
neugegründeten Wiener Tierschutzhaus Betriebs GmbH ein neuer Leistungsvertrag
verhandelt, der die Unterbringung der herrenlosen Tiere und Fundtiere in Wien
auch in Zukunft sichern wird.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke, Herr Bürgermeister. - Die
1. Zusatzfrage wird von GRin Mag Feldmann gestellt. Ich bitte darum.
GRin Mag Barbara Feldmann (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Der Wiener Tierschutzverein befindet sich in
Zwangsausgleich. Hat die Stadt Wien ein Worst-Case-Szenario für den Fall, dass
der Zwangsausgleich mangels Masse abgewiesen wird und der Verein daher nicht
überlebt?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Nein, Frau
Gemeinderätin, das haben wir nicht, denn die Frage, ob ein Verein in Konkurs
geht oder nicht, ist keine Angelegenheit der Stadt. Ich persönlich würde es
angesichts der Tradition des Wiener Tierschutzvereins höchlichst bedauern, wenn
es hier zu diesen Problemen kommen würde, ich füge aber auch hinzu, dass die
Stadt Wien nicht das geringste Verschulden daran trägt, denn wir alle kennen
die Genesis der letzten zwanzig Jahre des Wiener Tierschutzvereins genau und
wissen sehr genau, wo hier die Verantwortungen liegen.
Um allerdings die Versorgung der Tiere und auch den
Tierschutz zu gewährleisten, waren wir schon auch sehr energisch unterstützend
dabei, dass das Tierschutzhaus ausgegliedert wurde aus dem Tierschutzverein,
dass dieses Tierschutzhaus in Zukunft in Form einer Kapitalgesellschaft geführt
wird, was man zweifelsohne eigentlich schon vor Errichtung dieses Hauses hätte
tun sollen – aber dazu war der Tierschutzverein unter anderem auch nicht bereit
–, sodass nunmehr, nicht zuletzt auch von dem Hintergrund der Gelder, die die
Stadt Wien über diesen Leistungsvertrag gibt – also keine Subvention mehr wie
bis 2002, sondern Leistungsvertrag ab 2002 –, die Unterbringung der Tiere und
sohin der Tierschutz gewährleistet ist.
Das heißt, ich kann hier dezidiert zusagen: Jawohl,
ich kann gewährleisten, dass das Tierschutzhaus auch in Zukunft existieren
wird. Ich kann nicht gewährleisten, dass ein privater Verein vor dem
Zwangsausgleich, Konkurs oder was immer sonst gerettet werden wird, denn das
geht mich offen gestanden nichts an.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 2. Zusatzfrage wird von GRin Matiasek
gestellt. Ich bitte darum.
GRin Veronika Matiasek
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Wie man mit Tieren umgeht,
welchen Stellenwert der Tierschutz hat, ist sicher ein Indikator dafür, wie es
um eine Gesellschaft bestellt ist. Ich meine, dass wir im Großen und Ganzen
hier durchaus gut dran sind, trotzdem gibt es natürlich eine Reihe von
Problemen, die in den Bereich Tierschutz hineinfallen. Das reicht vom
unüberlegten Tierankauf, bei dem dann die Tiere leider oft im Tierschutzhaus
landen, über die zunehmenden Ostimporte schlechter Züchtungen, vor allem bei
Hunden – auch von diesen landen dann viele krank im Tierschutzhaus –, über das
Animal Hoarding, eine Erscheinung, die unter dem Titel Tierliebe geführt wird,
aber natürlich genau das Gegenteil ist, bis hin zu einem der, glaube ich,
negativsten Phänomene, die wir in dieser EU beobachten können, das sind die
Tiertransporte.
Wien hat ja als eine
wichtige Stadt in dieser EU, aber auch als Bundeshauptstadt viele Initiativen
zu vielen Problembereichen gesetzt. Herr Bürgermeister, ich frage Sie: Was kann
Wien oder was wird Wien tun, um im Bereich der wirklich negativen
Erscheinungsformen internationaler Tiertransporte ein Signal, ein Zeichen oder
eine Initiative zu setzen, um hier entgegenzuwirken?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr
Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl:
Also ich kann das sehr nachvollziehen, was Sie hier berichtet haben, nicht
zuletzt aus meiner eigenen lange zurückliegenden beruflichen Tätigkeit, die was
anderes war als die Politik, wo ich selbst auch eine Menge zu sehen gekriegt
habe, was Tierhaltung in der Großstadt betrifft, wo man manchmal gar nicht
glauben hat können, was man da zu sehen kriegt.
Ich denke, dass man gerade
das spezielle Problem der Tiertransporte – hier handelt es sich natürlich in
erster Linie um Nutztiertransporte, aber keineswegs nur, es werden ja
beispielsweise eine Menge Terrarientiere, allerdings illegal, transportiert,
und zwar unter besonders grauslichen Bedingungen mit hohen Todesraten –
sicherlich auf zwei Ebenen abhandeln kann. Das eine ist die Ebene der
Aufklärung. Ich werde nicht müde werden, bei allen bescheidenen Erfolgen, die
das hat, auch immer wieder darauf hinzuweisen, was dieser Einbruch des
Kommerzes im Hinblick auf die Tiere letztendlich auch bedeutet. Das trifft auf
die Nutztiertransporte genauso zu.
Ich
glaube allerdings, dass es hier eine gute Entwicklung innerhalb der
Europäischen Union gibt mit den beginnenden Diskussionen um eine neue
Rahmenrichtlinie, die zumindest tierfreundlichere Rahmenbedingungen für diese
Tiertransporte vorsehen soll. Wir werden sehen, wer sich hier eher durchsetzt:
Menschen mit einem Gefühl für Lebewesen oder die Frächter, um das sehr einfach
zu sagen. Ich weiß schon, wer im Regelfall bei solchen Auseinandersetzungen
gerade innerhalb der EU
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