Gemeinderat,
19. Sitzung vom 29.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 71
Meine Damen und Herren! Zum Schluss: Ich weiß jetzt,
was eine 50-Prozent-Hürde in dieser Stadt ist! Das bedeutet, dass man nur mit
einer 50-prozentigen Mehrheit in dieser Stadt Gebührenerhöhungen von
50 Prozent machen kann, und daher lehnen wir jede 50-Prozent-Beteiligung
ab! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Für weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass
sich die Damen und Herren des Gemeinderates nur ein Mal zu Wort melden dürfen
und ihre Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist.
Als nächster Redner hat sich
Herr GR Dr Madejski zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Dr Herbert Madejski (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es gibt jetzt ein Plakat
in Wien, mit dem sich die SPÖ-Wien offensichtlich ein bisschen von der
Bundes-SPÖ absetzen will. Ich lese es immer bei den U-Bahn-Stationen. – Es
lautet: „Wien hält, was es verspricht.“ – Kurz vor der Wahl haben Sie
diesen Slogan ausgegeben, nach der Wahl haben Sie ihn vergessen, aber Sie plakatieren
das.
Allerdings stimmt der
Spruch in einem Punkt sehr wohl. Schon im Masterplan Verkehr 2003 war im
Punkt 10 betreffend den ruhenden Verkehr folgende Passage enthalten –
wir reden jetzt von den Parkgebühren –: „Eine Erhöhung sowie vor allem die
räumliche und zeitliche Staffelung der Wiener Parkgebühren ist zweckmäßig, weil
dies zu weiteren Veränderungen des Verkehrsverhaltens im Sinne der
verkehrspolitischen Ziele beiträgt.“ Und jetzt kommt es: „Die
Gebührenstaffelung muss aber so erfolgen, dass sie für die BenützerInnen
verständlich und nachvollziehbar ist.“
Ich meine, sie ist weder
verständlich noch nachvollziehbar! Sie hätten sich lieber an den
Rechnungshofbericht 2005 halten sollen, in dem Ihnen massive Versäumnisse
vor allem hinsichtlich des ruhenden Verkehrs zugeschrieben werden, vor allem
betreffend Park-and-ride. Folge davon ist natürlich, dass die Leute weiterhin
in die Stadt fahren und weiterhin parken müssen. Es bleibt ihnen gar nichts
anderes übrig, weil Sie es nämlich nicht geschafft haben, die
14 000 Park-and-ride-Stellplätze bis 2010 laut Ihrem Programm
wirklich zu bauen. Es fehlen derzeit bis 2010 im Hinblick auf Ihr Programm
noch zirka 12 000 Parkplätze, das heißt, Sie müssten
3 000 pro Jahr bauen, und das ginge gar nicht! Sie haben gar nicht
die Kapazitäten und das Geld, das zu bauen! Sie haben also in der
Park-and-ride-Politik und in der Parkraumbewirtschaftung versagt! All das steht
in ursächlichem Zusammenhang, und jetzt zocken Sie die Leute auch noch ab! Das
ist vollkommen unverständlich! – Was haben Sie sich dabei gedacht?
Wahrscheinlich ist Ihnen Ihr Spruch in den Sinn gekommen: „Wien hält, was es
verspricht.“ – Sie haben schon 2003 die Erhöhung versprochen!
Meine Damen und Herren!
Ihre Maßnahmen dazu: Erstens nehmen Sie eine einheitliche Erhöhung der
Parkdauer auf 22 Uhr vor. – Das ist unsinnig und bringt überhaupt
niemandem etwas. Zweitens erhöhen Sie die Parkpickerlgebühren. – Das
schadet jenen, die in den Bezirken wohnen und das Pickerl kaufen müssen, damit
sie rechtlich überhaupt einen Parkplatz erlangen, aber wahrscheinlich nie einen
finden. (Zwischenruf bei der FPÖ.)
Drittens erhöhen Sie die
Kurzparkgebühren, und jetzt argumentiert Herr StR Schicker, dass er mit
den Mehreinnahmen Radwege und Garagen zusätzlich bauen will. Ich frage mich
nur: Welche Garagen will er denn überhaupt noch bauen? Die
Standorte gehen nämlich schön langsam verloren. Man kann durchaus sagen, dass
sie Herrn StR Schicker bei jedem Standort im wahrsten Sinn des Wortes vor
laufender Kamera von diversen Bürgerinitiativen geklaut werden. Er hat
überhaupt keinen Standort mehr und will das Geld für irgendwelche Garagen
ausgeben. Ich möchte ihn wirklich sehr gerne fragen: Wo sind die Standorte in
Wien?
Die vergangenen 14 Tage waren in den letzten
Jahren die schwärzesten Tage für die Autofahrer, und zwar nicht nur in Wien,
sondern in ganz Österreich, aber auch selbstverständlich für die Benützer der
öffentlichen Verkehrsmittel. Diese schwarzen Tage haben damit begonnen, dass
die rotschwarze Koalition erstens die Mineralölsteuer ab 1. Juli massivst
erhöhen wird, dass zweitens die Benzinpreise steigen, dass drittens die
Versicherungsleistungen ab Herbst steigen werden, dass viertens in Wien die
Parkpickerl teurer werden und fünftens die Kurzparkgebühren meisterlich hinauf
geschnellt sind. Und all das geschah, was den Bund betrifft, auch unter
Mitwirkung des Koalitionspartners Österreichische Volkspartei! Das darf man
nicht ganz vergessen. Die von der ÖVP können sich hier jetzt nicht abputzen,
denn sie haben das gemeinsam beschlossen!
Meine Damen und Herren! Übrigens gibt es auch einen
ähnlichen Spruch der Österreichischen Volkspartei, der da unten am Gang steht,
nämlich: „Menschen im Wort bleiben.“ – Das ist auch gut! Als ich heute daran
vorbeigegangen bin und gerade daran gedacht habe, um wie viel ich jetzt mehr
Mineralölsteuer zahlen muss, ist mir in den Sinn gekommen, dass ich zwar nicht
weißt, wem Sie eigentlich im Wort bleiben, wenn Sie die Steuern massiv erhöhen.
Aber Sie werden schon wissen, was Sie sich dabei gedacht haben!
Das mit den Öffis in Wien ist überhaupt eine
skandalöse Geschichte: Dass man das zugleich und gemeinsam macht, kann auch nur
einem Politiker einfallen, der irgendwann abtreten will! Es kann doch nicht
gemeinsam strategische Erhöhungen sowohl für die Autofahrer als auch für die
Öffis geben! Ich würde das nicht machen! Sie haben es aber gemacht!
Herr StR Schicker hat bei seiner
Anfragebeantwortung gesagt, dass immer nach der Inflationsrate erhöht wurde und
erhöht werden wird. Dazu bemerke ich: Die letzte Erhöhung war am
1. Juli 2002. Die Inflationsrate ist seit diesem Zeitpunkt unter
6 Prozent geblieben. Die Erhöhung beträgt aber 13 Prozent, meine
Damen und Herren. So wird den Wienerinnen und Wienern das Geld aus der Tasche
genommen, und das ist absolut nicht zu
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