Gemeinderat,
19. Sitzung vom 29.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 71
Vorschlägen zur Verringerung
gesellschaftspolitischer Defizite auseinandersetzt und für mich ein Beispiel
dafür ist, wie weit die Stadt Wien den Kultur- und den Kunstbegriff sieht, wie
hier auch kontroversiellere Künstlergruppen zum Zug kommen und wirklich die
Möglichkeit besteht, dass Kunst und Kultur, wie sich in den Beiträgen zeigt,
die WochenKlausur für dieses Jahr eingereicht hat, wirklich nicht an den
Grenzen Wiens Halt macht, sondern auch sehr, sehr international aufgesetzt ist.
Zu dem, was jetzt gesagt
wurde und wenn man sich das Projekt des Wehrmanns in Eisen ansieht, dann denke
ich, hier muss man schon die Geschichte kritisch beleuchten. (GR Mag. Wolfgang Jung: Ein Berichterstatter
soll keinen Beitrag liefern! – GR Christian Oxonitsch: Das stimmt nicht!
Schauen Sie sich die Geschäftsordnung an!) Ich glaube, es ist ein
hervorragendes Beispiel, wie sich die Stadt Wien damit auseinandersetzt. Und
wenn man sich die Person Ottokar Kernstock ansieht und bewusst macht, dann muss
man ganz klar sagen, dass das ein unbestrittener Wegbereiter des Nationalsozialismus ist, der ein
Hakenkreuzlied geschrieben hat. Ich darf daran erinnern, dass sogar vor ein
paar Jahren nach einem Beschluss im Gemeinderat jener Platz, der nach dieser
Person benannt war, umbenannt wurde.
Ich
glaube, dass es ganz, ganz wichtig ist, dass man sich mit dieser Geschichte
auseinandersetzt, dass man an dieser Kriegspropaganda des Ersten Weltkrieges
nicht vorbeischaut, auch im Hinblick darauf, dass dieser Platz ja schließlich
der Eingang zur Wiener Art Deco sein wird.
Durch
den Verein WochenKlausur wird es wirklich gelingen, diese Vergangenheit ganz,
ganz positiv aufzuarbeiten, draufzuzeigen und eine Sensibilität dafür zu
erwecken, und ich glaube, jeder, der sich mit dieser Geschichte
auseinandergesetzt hat, sieht auch, mit wie viel Sensibilität hier umgegangen
wird und mit wie viel Sensibilität diese Veranstaltungen um dieses Thema von
der WochenKlausur geplant werden.
Mich
wundert nicht, was vom Vorredner, einem führenden Vertreter einer
deutsch-nationalen Burschenschaft, gesagt wurde.
Ich
bitte in diesem Zusammenhang um Zustimmung. – Danke schön. (Beifall bei der
SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Wir kommen nun zur Abstimmung dieses Geschäftsstückes. Ein Gegen- oder
Abänderungsantrag liegt mir nicht vor.
Daher bitte ich jene Damen und Herren, die diesem
Geschäftsstück ihre Zustimmung geben, um ein Zeichen mit der Hand. – Ich stelle
fest, dass dieses Geschäftsstück mit Unterstützung der ÖVP, SPÖ und den GRÜNEN
mehrstimmig angenommen wurde.
Es gelangt nun die Postnummer 32 der
Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den Verein Jewish
Welcome Service Vienna. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Mag
Straubinger, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Sybille Straubinger:
Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich
eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag Ebinger. Ich erteile es
ihm.
GR Mag Gerald Ebinger (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Was das Geschäftsstück an sich betrifft, die
Subvention an das Jewish Welcome Service Vienna, so haben wir traditionell
immer zugestimmt und werden das heuer auch tun. Ich möchte allerdings dieses
Geschäftsstück zum Anlass nehmen, ein verwandtes Thema kurz anzuschneiden und
einen Antrag in diesem Zusammenhang einzubringen. Es ist ein Thema, das wir
neulich schon diskutiert haben, es ist ein Thema, über das wir von der FPÖ eine
Pressekonferenz gemacht haben, es ist ein Thema, das uns am Herzen liegt, es
ist der jüdische Friedhof Währing.
Sie kennen alle unseren
Standpunkt, was den erhaltenen Teil des jüdischen Friedhofes Währing betrifft,
dass das für uns eine Schande ist, dass seit Jahrzehnten keine
Renovierungsmaßnahmen gesetzt wurden. Es ist immerhin neben dem St Marxer
Friedhof der einzige Biedermeier Friedhof Wiens. Wenn man sich anschaut, welche
Touristenattraktionen Friedhöfe als Kulturdenkmäler in anderen Städten
darstellen – ich denke da an Paris, ich denke an Prag, ich denke an
St Petersburg, wo es zum fixen Tourismusprogramm gehört, diese alten
erhaltenen Friedhöfe zu besichtigen –, dann ist es nicht nur eine Schande, sondern
auch eine echte Kurzsichtigkeit. Es ist völlig unverständlich, wie man ein
Kulturbudget so gewichten kann, dass man, sagen wir einmal, seit die SPÖ in
Wien an der Macht ist nach dem Zweiten Weltkrieg, keinerlei Handlungen in diese
Richtung setzt.
Wenn man sich jetzt so
ausredet, wie es ja neulich auch schon der Fall war, dass es das Washingtoner
Abkommen gibt und dass nach diesem Washingtoner Abkommen die Bundesregierung
verantwortlich ist für die Zahlung, dann kann ich dem auch nur hinzufügen, dass
dieses Washingtoner Abkommen – ich habe das schon einmal gesagt – in Englisch
abgefasst ist, und diese Übersetzung ist sehr wohl mit Mitgliedern – ich
glaube, mit dem Herrn Scholz – der Stadt Wien und der damaligen blau-schwarzen
Bundesregierung übersetzt worden. Da ist es auch kein Zufall, dass der Bund
drinnen steht und nicht Wien. Da kann man auch schon eine gewisse Absicht
dahinter vermuten.
Wenn
ich dann höre, dass der Bürgermeister sagt, man soll das schon machen, aber es
kann von Wien nur einen angemessenen Beitrag geben, und wenn die Frau Prammer
sagt, sie will eine Arbeitsgruppe einberufen, um das endlich aufzuarbeiten,
dann frage ich mich: Was wollen Sie da aufarbeiten? Jedes Grab dort ist
historisch aufgearbeitet. Es geht lediglich um die Renovierung. Hier geht es,
wenn man der Kultusgemeinde glauben kann – ich glaube, der Abg Troch hat
neulich auch diese Zahl verwendet in einem Pressedienst – um
14 Millionen EUR. Sicher viel Geld, aber da fällt mir gleich wieder
das Ronacher ein, das jüngst renoviert wurde und das jetzt wieder völlig neu
saniert wird, wo wir einen Kredit aufgenommen haben. Auf zehn Jahre haben wir
uns als Stadt verschuldet, damit wir 48 Millionen EUR
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