Gemeinderat,
19. Sitzung vom 29.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 48 von 71
Fraktion, kommen Sie mir nicht so einfach davon –,
dass eine Verbauung der abzutretenden Fläche niemals in Frage kommt. Das ist
dieser Teil, wo Sie diesen so genannten Arthur-Schnitzler-Hof gebaut haben. Auf
dieser Fläche sollte nach der Abmachung eine Parkanlage errichtet werden. Dies
mit der Begründung, dass die ganze Friedhofsanlage, einschließlich des
zerstörten Teiles als Luftreservoire gelte und die Gemeinde Wien auf dieses
keinesfalls verzichten könne.
Am 4.2.1952 wurde der Flächewidmungs- und
Bebauungsplan für das Gebiet des Währinger Friedhofes gemäß
Gemeinderatsbeschluss vom 21.9.1951 abgeändert. Die bisherige Widmung Friedhof
trat außer Kraft und wurde durch die Widmung Grünland und Erholungsgebiet
ersetzt.
Am 12.5.1958 wurde dieser Flächewidmungs- und
Bebauungsplan für das Gebiet des ehemaligen jüdischen Friedhofs Währing gemäß
Gemeinderatsbeschluss vom 8.3.1958 nochmals abgeändert. In Abänderung dieses
Flächewidmungs- und Bebauungsplans wurden dann für das Gebiet Döbling/Ecke
Währinger Gürtel folgende Bestimmung getroffen: Widmung Bauland, Wohngebiet,
Bauklasse IV, wobei eine Blockbauweise festgesetzt wurde. Daher trat die bisher
gültige Widmung Erholungsgebiet, öffentliche Parkanlagen außer Kraft. Und dann
entstand natürlich dieser Arthur-Schnitzler-Hof.
Meine Damen und Herren! Ich bin auch heute sehr
verwundert, und ich muss Ihnen schon sagen, überall haben Sie irgendetwas zu
sagen bezüglich Gedenktafeln. Ich möchte nur mal kurz erinnern an die so
genannten Gedenksteine der Erinnerung, wo mir zugesagt worden ist, man wird
sich das ansehen. Die sind noch genauso verdreckt wie vor drei Wochen. Es hat
noch niemand von Ihrer Fraktion diese so genannte Erinnerung wirklich ernst
genommen und hat einmal in diese Richtung was gemacht, dass diese Steine dort
einmal sauber gemacht werden. Also ich sage Ihnen, die gehören überhaupt einmal
weg dort. Das ist eine absolute Chuzpe von Ihnen, diese Steine einfach dort zu
belassen. Das kann ich Ihnen hier nur sagen.
Sehr viele Leute von der Kultusgemeinde haben heute
schon zu mir gesagt, sie haben gar nicht gewusst, dass diese Steine dort sind.
Die haben gesagt, das ist unglaublich, was sich hier die Stadt Wien leistet. (Beifall
bei der FPÖ. – Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Das ist ein privater
Verein!) Nein, Sie haben zugestimmt. Sie, Herr Stadtrat, haben zugestimmt.
Hier lasse ich Sie nicht aus der Verantwortung. Ich habe Ihnen vor einigen
Wochen gesagt, schauen Sie sich das an. Keiner hat es sich noch angeschaut.
Schauen Sie sich an, wie es ... (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Brauch ich nicht! Ich gehe dort täglich vorbei!) Und? Und was haben Sie dazu zu sagen? Sind die sauber? Sind die
schmutzig? Oder? Soll ich Ihnen vielleicht noch ein Foto schicken? (Amtsf
StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Ich kenne das!) Dann werden sie wissen, wie
dreckig diese Steine sind. Ich finde das unerhört. Ich sage Ihnen, das ist
unglaublich. (GR Christian Oxonitsch: Wir
fördern das, und Sie regen sich auf!)
Und jetzt weigern Sie sich – ich sage nicht, weigern,
das ist vielleicht ein schlechtes Wort –, jetzt ändern Sie einen Antrag noch
ab. (GR Christian Oxonitsch: Wir ändern
gar nichts ab!) Ja, ich weiß nicht, haben Sie so ein schlechtes Gewissen
dort draußen in Währing? Haben Sie so ein schlechtes Gewissen, dass Sie endlich
einmal ... (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Das ist lächerlich!
Denken Sie ein bisschen nach, was Sie da reden!) Ja, das ist halt Ihre Aufarbeitung der Geschichte. Das wollen
Sie nicht wahrhaben, aber das ist alles Tatsache. Das ist alles belegt. Sie
haben als Sozialistische Partei Wien auf einem jüdischen Friedhof einfach einen
Gemeindebau hingestellt. (Zwischenruf von GR Christian Oxonitsch.) Was
ist das? Ein Blödsinn? (GR Christian Oxonitsch: Wer sagt das?) Das ist
doch kein Blödsinn! Das ist eine Tatsache, bitte. Der steht dort. Und ich
meine, wenn Sie zu einem Friedhof jetzt auch noch Blödsinn dazu sagen, also
dann muss ich Ihnen schon sagen, das ist eine absolute Frechheit von Ihnen,
einen jüdischen Friedhof als Blödsinn einzustufen. (Beifall bei der FPÖ. –
GR Christian Oxonitsch: Wer sagt denn das?) Na, Sie haben es ja jetzt
gerade gesagt! (GR Christian Oxonitsch: Ich habe das sicher nicht gesagt! –
Zahlreiche weitere Zwischenrufe bei SPÖ und FPÖ.) Herr Stadtrat, gerade von
Ihnen hätte ich mir etwas anderes erwartet.
Vorsitzender GR Godwin Schuster (unterbrechend): Kollege Lasar, bitte um
Entschuldigung! Bitte, nur ein bisschen zuhören! Ich glaube, Sie haben etwas
falsch verstanden. Ich habe diese Debatte ganz genau mitverfolgt. Der Begriff
Blödsinn im Zusammenhang mit Friedhof ist nicht zu vereinbaren. (GR Christian Oxonitsch: Ich habe gar nichts
in der Richtung gesagt!)
GR David Lasar
(fortsetzend): Also ich habe es so
verstanden, und ich nehme es zur Kenntnis. (GR Christian Oxonitsch: Ich habe
gesagt, wir ändern keinen Antrag ab! Sie ändern ihn ab auf Zuweisung!)
Sonst hätten Sie ihn ja abgewiesen. (GR Christian Oxonitsch: Richtig!)
Überall machen Sie es, nur dort wollen Sie es nicht eingestehen, dass Sie einen
jüdischen Friedhof umgewidmet haben in Bauland. Das ist ja die Frechheit. Und
heute wollen Sie nicht einmal eine Tafel aus Stein hingeben. Also das finde ich
absolut niederträchtig von Ihnen.
Ich weiß, hier haben Sie noch einiges zu verbergen,
und ich sage Ihnen, ich bin sehr froh, dass ich heute hier noch einige Worte
dazu sagen konnte. Ich hoffe, dass Sie im Ausschuss dieses Mal zustimmen
werden, auch dass wir dort eine Tafel anbringen werden bezüglich des jüdischen
Friedhofs. Ich glaube, die Gestaltung kann man dann mit gewissen Leuten von der
historischen Seite überlegen und auch dementsprechend formulieren. Ich hoffe,
da werden auch einige Worte draufstehen, damit genau auf diese Historie, die
ich Ihnen jetzt vorgelesen habe, hingewiesen wird und damit das auch einmal
aufgearbeitet wird von der Sozialistischen Fraktion, denn bis heute, muss ich sagen,
habe ich noch kein einziges Wort von Ihnen, Herr Stadtrat, dazu gehört. –
Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Godwin Schuster: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet.
Die Debatte ist geschlossen. Die
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