Gemeinderat,
19. Sitzung vom 29.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 71
Meine Damen und Herren! Das zeigt auch den
Bedeutungsverlust, den die Bezirke in der Politik dieser Stadt insgesamt haben.
Was ist die Ursache dafür? – Es gibt eigentlich zwei wesentliche Ursachen
dafür, warum die Bezirke so sehr an Bedeutung verloren haben. Eine Ursache ist
die Dotation der Bezirksbudgets: Die Bezirksbudgets sind an die Kommunalsteuer
gebunden, die Kommunalsteuer macht 3 Prozent der Lohnsumme aus, und wir
alle wissen, dass Wien Arbeitsplätze verliert, dass auf Grund der
Wirtschaftspolitik in dieser Stadt in den letzten zehn Jahren etwa
30 000 Arbeitsplätze verloren gegangen sind. Dadurch sinkt natürlich
auch die Kommunalsteuer, und weil die Bezirksbudgets genau an diese schwache
Steuer geknüpft sind, verlieren die Bezirke mit jedem Arbeitsplatz, der aus
Wien abwandert, auch Geld. Das ist ein wesentlicher Grund.
Meine Damen und Herren! Der zweite wesentliche Grund,
warum die Bezirksbudgets so schlecht dotiert sind, ist die Schulsanierung. Bis
vor Kurzem war es noch üblich, dass das Zentralbudget 90 Prozent der
Schulsanierungen übernimmt. Die Bezirke mussten nur 10 Prozent zu den
Schulsanierungen beitragen, der Löwenanteil von 90 Prozent wurde aus dem
Zentralbudget bezahlt. Im Vorjahr fand dann aber der erste große Anschlag auf
die Bezirksfinanzen statt. Bei der Deckensanierung hat die Stadt diesen
Prozentsatz plötzlich von 90 Prozent um mehr als die Hälfte auf
40 Prozent gekürzt. Seit dem Vorjahr gibt es also nur mehr 40 Prozent
aus dem Zentralbudget, und die Bezirke müssen aus ihrem sowieso schon
ausgehungerten Budget 60 Prozent der Kosten für die Deckensanierungen
bezahlen.
Meine Damen und Herren! Nunmehr erfolgt mit dem
heutigen Geschäftsstück, dem Sie voraussichtlich zustimmen werden, der dritte
Anschlag auf diese Bezirksfinanzen. Auf Grund dieses Geschäftsstücks wird der
zentrale Anteil überhaupt nur mehr zwischen 30 und 40 Prozent betragen. Es
gibt also nur 30 bis 40 Prozent aus dem Zentralbudget für die
Instandhaltung.
Meine Damen und Herren! Frau StRin Laska hat
vollmundig ein Schulsanierungsprogramm vorgestellt. Bei der Ruster Klausur ist
dieses als großer Erfolg verkauft worden. Es soll im Herbst hier bei uns im
Gemeinderat beschlossen werden. Schauen wir uns einmal die entsprechenden
Prozentsätze an! – In diesem großen Programm, das so stolz von der
Sozialdemokratie verkündet wurde, beträgt dieser Prozentsatz wiederum nur
40 Prozent! Das heißt, im Herbst wird mit diesem neuen Programm der
nächste Anschlag auf die Bezirksfinanzen erfolgen. Es werden wieder nur
40 Prozent der Kosten aus dem Zentralbudget getragen werden, und die
Bezirke, die sowieso kein Geld mehr haben, werden wiederum mehr als die Hälfte,
nämlich 60 Prozent, für die Schulsanierung bezahlen müssen!
Meine Damen und Herren! Die Chuzpe dabei ist, dass
die Sozialdemokratie dann noch in einer Aussendung sagt, dass die Bezirke
eigentlich 100 Prozent bezahlen müssten, weil sie auf Grund der
Dezentralisierung dafür zuständig sind, und dass es ohnedies großzügig ist,
wenn das Zentralbudget 40 Prozent dazu beiträgt.
Meine Damen und Herren! Wenn Sie sich die Bezirksfinanzen
anschauen und wenn Sie mit Ihren Bezirksräten und mit Ihren Bezirksvorstehern
und Bezirksvorsteher-Stellvertretern sprechen, dann werden Ihnen alle
bestätigen, dass das der falsche Weg ist. Wir dürfen diese Aushungerung der
Bezirke nicht länger fortsetzen!
Wir bringen daher einen entsprechenden
Beschlussantrag ein. Die amtsführende Stadträtin für Finanzen wird
aufgefordert, die Bezirksbudgets um 30 Prozent zu erhöhen, und sie wird
aufgefordert, bei der Schulsanierung wieder einen Kostenschlüssel zwischen der
Stadt und den Bezirken im Verhältnis von 90 zu 10 vorzusehen. Ich
beantrage hierzu die sofortige Abstimmung, und ich ersuche Sie: Stimmen Sie
diesem Antrag im Interesse unserer Bezirke zu, meine Damen und Herren! (Beifall
bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren! Ich meine, wir sind heute
nach dieser Aushungerung der Bezirksbudgets auf einem Scheideweg angelangt, auf
dem wir uns entscheiden müssen, was uns die Dezentralisierung in dieser Stadt
und die Bezirksfinanzen eigentlich wert sind. Denn was ist das für eine
Dezentralisierung, wenn die Bezirke die Aufgaben, für die sie auf Grund dieser
Dezentralisierung gemäß Verfassung zuständig sind, mit den vorgesehenen, aus
dem Zentralbudget zugewiesenen Mitteln beim besten Willen überhaupt nicht mehr
bewältigen können?
Meine Damen und Herren! Wir sehen auch die
Konsequenzen, nämlich die Verschuldung der Bezirke. Mehr als die Hälfte unserer
Bezirke, nämlich 14 unserer 23 Wiener Bezirke, sind bereits direkt
verschuldet. Eine weitere Ungerechtigkeit dabei ist, dass für diese Bezirke ein
eigenes Darlehen aufgenommen wurde, das die Bezirke inklusive Zinsen bezahlen
müssen, wobei wir alle wissen, dass die Stadt selbst in Schweizer Franken
verschuldet ist und bei ihren Finanzierungen die ganz billigen Schweizer-Franken-Zinsen
lukriert, aber nicht daran denkt, diese billigen Zinsen an die Bezirke
weiterzugeben. Nein! Vielmehr hat man für die Bezirke ein Euro-Darlehen
aufgenommen, und die Bezirke müssen aus ihren sowieso ganz schwachen Finanzen
die viel höheren Euro-Zinsen berappen, und dieser Schuldendienst ist bereits
hoch und steigt mit der zunehmenden Verschuldung.
Meine Damen und Herren! Hier eine kurze Übersicht:
Ottakring hat 400 000 EUR Schulden, Alsergrund und Margareten haben
900 000 EUR Schulden, der 15. Bezirk liegt bereits über der
Millionengrenze bei 1,2 Millionen EUR, der 1. Bezirk hat
1,3 Millionen EUR Schulden, die Wieden hat
1,4 Millionen EUR Schulden, Brigittenau hat
1,5 Millionen EUR Schulden, die Leopoldstadt hat
1,9 Millionen EUR Schulden, Simmering hat 2 Millionen EUR
Schulden und Meidling hat 2,2 Millionen EUR Schulden. Hietzing ist
2,7 Millionen EUR schuldig, und der Spitzenreiter ist der 10. Bezirk
mit 10,5 Millionen EUR Schulden. Favoriten ist also das Schlusslicht in
dieser Schuldentabelle.
Meine Damen und Herren! Wir sind
daher an einem
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