Gemeinderat,
20. Sitzung vom 27.04.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 108
doppelten Befreiungsschlag schaffen, denn eigentlich
haben ja alle Städte die Situation wie sie Wien hat und wie ich es in der
Zeitung gefunden habe. Das Problem von Linz, von Graz und von Salzburg ist ja,
dass sie als Stadt eigentlich ganz idente Probleme haben, aber nur im
Bundesland selbst schaut die Situation anders aus, insbesondere bei den so
genannten Schülerströmen. So werden Schüler in einer Schule angemeldet, und da glaube
ich, gibt es einige Fakten, die unumstritten sind, dass Selektion zu früh
kommt, dass man sich eigentlich mit neuneinhalb Jahren zu früh entscheiden
muss, das ist aber der Fall. Und dann haben wir natürlich das Problem, dass in
manchen Orten, also in manchen Teilen Wiens, nicht nur 60 Prozent, sondern
oft schon 70, 80 Prozent in der AHS sind. Jetzt haben wir dort
Unterrichtende, die de facto - jetzt sage ich einmal das Wort, das Sie ja nicht
wollen – die aber de facto Gesamtschüler haben. Nur kennen die das überhaupt
nicht. Sie haben keine drei Leistungsgruppen, sie haben überhaupt keine
Differenzierung, sie haben einen fixen Lehrplan, die gehen unter. Da müssen wir
schauen, dass wir von dem wegkommen.
Und das Zweite ist, dass in der Hauptschule zwar die Drei-Leistungsgruppen-Differenzierung besser war, dass aber de facto, wenn der Schülerstrom so läuft, die oberste Leistungsgruppe, und das sage ich einmal rudimentär, voranziehen wird. Es gibt auch heute noch Leute aus der KMS-Hauptschule, die die Matura schaffen und sogar studieren, immer wieder einmal, aber natürlich sozusagen die Idee, dass man im Lehrplan drei Leistungsgruppen hat, kann sich dann in der KMS nicht mehr realisieren. Auch da müssen wir eigentlich wegkommen, weil es dann sozusagen eine unsinnige Vorgabe wäre. Da haben wir beide Schwierigkeiten, denn im Zusammenspiel kommt man ja dahin, dass man sagt, okay, dann hätte es einen Sinn, hier eben eine gemeinsame Mittelstufe auch einmal zu probieren, und damit auch eine Gefahr der Restschule zu bannen. Man muss das natürlich auch von den Eltern her sehen, also von den Schülern und den Eltern her die Dinge betrachten. Das sehen viele Menschen, dass es in einer Schule, wie zum Beispiel einer Volksschule, die nicht zerteilt wird - gerade in der 4. Klasse ja oft eine Art Grauzone gibt. Es sagt ja keiner, um Gottes Willen, wenn die da weitergehen würden, was würde da passieren. Viele Eltern würden sagen, schade eigentlich, dass ich mich da entscheiden muss, wo man das Kind hingibt, weil Freundschaften zerrissen werden und vieles andere mehr, weil auch die Anmeldungen Probleme bergen. Man sagt, okay, wir wollen das Kind in die Mittelschule geben, oder man gibt es lieber in einen naturwissenschaftlichen Zweig, weil auch seine Freunde hingehen und macht das sozusagen nur, damit einige von den Sozialgruppen beisammenbleiben. Auch dies ist wichtig beim Elternwunsch, dass es nicht gut tut, zu zeitig zu zerreißen, was ja übrigens wiederum ganz besonders in Niederösterreich durchaus auch, glaube ich, wirklich der Hintergrund ist. Und es zeigt sich also auch, dass solche Modelle von den Eltern gut angenommen werden. Nicht nur, dass sie funktionieren, sondern sie hatten sozusagen auch eine gute Nachrede und wurden von den Eltern angenommen. Und um diesem Elternwunsch Rechnung zu tragen, und das auf pädagogisch sinnvolle Art und Weise, muss dann nach der Volksschule zum Wohle der SchülerInnen schon noch eine stärkere Differenzierung kommen.
Das umzusetzen, glaube ich, darum geht es, wenn wir heute
diesen Antrag einbringen können. Und ressourcenmäßig kann und wird es sich
ausgehen, wenn wir das gemeinsam wollen. Zum einen die Räume betreffend - denn
jetzt gehen die Kinder ja auch in die Schule. Ich habe mir das auch persönlich
einmal angeschaut, wie es sich theoretisch ausgehen würde, und es gibt ja auch
Schulverbünde, wo das auch mit dem gegenseitigen Unterricht durchaus klappt.
Zum Beispiel in Floridsdorf, wo das eigentlich relativ gut funktioniert, und
von den Eltern durchaus angenommen wird und von den Lehrern dort, wo sie das
sozusagen in der Praxis machen, durchaus auch entsprechend akzeptiert wird. Bei
den LehrerInnen brauchen wir noch ein bisschen zusätzliche Ressourcen, gerade,
um die individuelle Förderung auch umsetzen und sicherstellen zu können und um
das auch flächendeckend ansetzen zu können. Da sind wir, glaube ich, in guten
Gesprächen mit dem Ministerium, weil wir hier auch eine Ansprechpartnerin im
Ministeramt haben, die das durchaus einmal aufnimmt, wir sind aber noch nicht
am Ende der Gespräche angekommen.
Und ich kann Ihnen dazu sagen, bei einiger
Willensbildung hätten wir sozusagen noch mehr eine Möglichkeit, um Druck
auszuüben, damit wir das hier auch ausreichend umsetzen können. Deshalb möchte
ich den schon angekündigten Beschluss- und Resolutionsantrag gemeinsam mit
meiner Kollegin Barbara Novak und den Kollegen Jürgen Wutzlhofer und Petr
Baxant einbringen, wo wir eben einige inhaltliche Punkte vorbringen, wo es
nicht hauptsächlich darum geht, sozusagen Schultaferl festzuschreiben, sondern
um eine übersichtliche und sachgerechte Entscheidungsoption für Eltern und
Schüler, um Vielfalt an den Wiener Schulen durch Transparenz und Variabilität
bei den Abschlüssen, um Förderungen durch individuelle Leistungskurse zu
fordern, zum Beispiel Begabungsförderung, aber auch umgekehrt die Möglichkeit
zu schaffen, dass die Wartenachhilfe dadurch nicht verunmöglicht wird - weil
das ja wieder sozial völlig divergierend funktionieren würde -, modulare
leistungsfördernde Wahlfächer und so weiter, und gemeinsame Basisangebote,
Kern-Curricula, eine Individualisierung des Unterrichts, eine entsprechende
Bildungslaufbahnberatung und Berufsorientierung der Schüler, natürlich auch
durch eine Motivation der Lehrerinnen und Lehrer durch Aus-, Fort- und
Weiterbildung. Ich sage Ihnen, das Endziel aus meiner Sicht muss einmal eine
gemeinsame Ausbildung sein, um dort wirklich eine Gemeinsamkeit zu erreichen,
ein Ausbau mehrsprachiger Angebote, und auch entsprechende Sprachkurse für
außerordentliche Schüler, und eine gemeinsame Nutzung von Strukturen.
Und bei diesem Antrag wird der
Stadtschulrat für Wien ersucht, dass er in Verhandlungen mit dem
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