Gemeinderat,
20. Sitzung vom 27.04.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 108
im innerparteilichen Ranking. Und das ist absurd. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Dann spricht sie - und das hat mich tatsächlich dann
dazu bewegt, noch einige Worte zu sagen – von Leistung und Wettbewerb. Es ist
meines Erachtens tatsächlich tragisch, wenn man versucht, Kindern und jungen
Schülerinnen und Schülern und das sage ich bewusst jetzt, im Pflichtschulalter,
Leistung und Wettbewerb als die zentralen Mechanismen unserer Gesellschaft nahe
zu bringen. Ich halte Leistung für in Ordnung, ich halte Wettbewerb für in
Ordnung. Aber die zentralen gesellschaftlichen Wertvorstellungen werden in der
Regel durch Kooperation und Solidarität vermittelt und nicht, indem man alles
auf den Leistungscharakter aufbaut und selbst 12-Jährige und 10-Jährige danach
beurteilt, wie sehr sie imstande sind, Leistung zu erbringen und bei einem
Wettbewerb zu obsiegen. So wie das von Ihrer Stadträtin betont worden ist, ist
die Antwort klipp und klar, auf wessen Seite eine ideologisierte
Bildungspolitik gemacht wird.
Sie setzen sich nicht auseinander mit kooperativen
Modellen, Sie setzen sich auch nicht damit auseinander, welche Bildung benötigt
eigentlich unsere Gesellschaft, sondern Sie sagen - Ihrer Ideologie tatsächlich
entsprechend - Leistung und Wettbewerb seien die zentralen Anknüpfungspunkte
einer Schule. Und das ist bedauerlich, und das ist nicht 21. Jahrhundert,
das ist 19. Jahrhundert.
Und in diesem Sinne, liebe ÖVP, wäre es tatsächlich
gut, wenn Sie einmal im 21. Jahrhundert ankämen. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Sie reden über die Hauptschulen so, als ob die
Hauptschulen ein Wiener Problem wären, und in den Bundesländern würde das alles
super gut funktionieren. So ist es doch nicht! Warum wollen gerade im Umfeld
Wiens, warum wollen die niederösterreichischen Gemeinden - nicht eine, sondern
viele – Gymnasien? Warum stöhnt Gänserndorf? Warum wollen die Kinder aus der
Region Gänserndorf nicht in die Hauptschulen gehen, warum wollen die Eltern
nicht, dass die Kinder in die Hauptschule gehen, wenn doch die Hauptschulen
alle so super funktionieren? Gänserndorf platzt aus allen Nähten und eigentlich
alle Gymnasien in der Umgebung platzen aus allen Nähten. Weil die Hauptschulen
in Niederösterreich so gut funktionieren?
Auch Lhptm Pröll ist darauf gekommen - so wie andere
Landeshauptleute -, dass man in Wirklichkeit diese Trennung nicht
aufrechterhalten soll und dass es im Schulwesen Veränderungen bedarf. Und diese
Veränderungen, und da spüre ich jetzt ein bisserl so ein Zeitfenster, ein
Zeitfenster, das eigentlich durch Zufall aufgegangen ist, wo gestern oder
vorgestern, glaube ich, die Zeitungen fast tituliert haben „Chaotische Zustände
bei den Vorschlägen“, weil es wirklich darum gegangen ist, ob fünfjährige
Volksschule, sechsjährige Volksschule, Gesamtschule, teilweise
Gesamtschulprojekte, et cetera. Aber das ist ein Zeitfenster, weil anscheinend
alle erkennen, es muss etwas gemacht werden, nach 12 Jahren Gehrer
Unterrichtsministerin muss etwas gemacht werden.
Wir nehmen das alle miteinander zur Kenntnis, aber
dann tun wir auch etwas und überlegen uns, was sind tatsächlich heutzutage
zeitgemäße Schulformen.
Und da muss man sich halt zum Beispiel auch
Veränderungen in der Lehrlingsausbildung anschauen, Veränderungen in der
Wirtschaft. Es hat sich ja in den letzen 40 Jahren, wo die Trennung in
Hauptschule und AHS noch ganz andere Aspekte beinhaltet hat, Erhebliches
geändert. Das beginnt damit, dass in Wirklichkeit die Unternehmen die Lehrlinge
ausbilden, und plötzlich gibt es viel besser ausgebildete Lehrlinge. Es war zum
Teil auch zu Ihrer Ideologie passend, dass es die Trennung AHS und Hauptschule
gegeben hat. Es war früher für Lehrlinge nicht unbedingt notwendig, so gut
ausgebildet zu sein, weil die sind tatsächlich in ihrem Lehrberuf, wenn sie
nicht gerade putzen geschickt worden, ausgebildet worden sind. Welche
Unternehmer machen denn das heutzutage noch, ohne eine Förderung zu kassieren.
De facto jede zweite Lehrstelle, die es gibt, wird schon in irgendeiner Art und
Weise gefördert, nicht nur in Wien, Blum-Bonus ist österreichweit, das ist
nicht nur in Wien eine Frage, das wissen Sie ganz genau, und auch andere
Bundesländer haben Lehrstellen-Förderungsprogramme. Es hat sich Erhebliches
geändert und man ist eben darauf gekommen, dass die Entwicklung eines
10-Jährigen nicht vorhersehbar ist, wie sich der- oder diejenige
weiterentwickelt, und genau deshalb macht man das Modell einer gemeinsamen Schule.
Nun, selbstverständlich wird nicht jeder Schüler ganz genau dasselbe lernen
können. Das geht nicht. Nun, selbstverständlich muss dann differenziert
unterrichtet werden, selbstverständlich muss man auf die Stärken und die
Schwächen der einzelnen SchülerInnen eingehen können, und selbstverständlich
bedarf das kleinerer Klassen, selbstverständlich bedarf das mehr Lehrerinnen
und Lehrer, engagierter Lehrerinnen und Lehrer, und man kann endlich auch die
Projekte, die ja zum Teil begonnen wurden, dass sich die Schüler untereinander
helfen und fördern, vorantreiben. Und so lernen sie Kooperation, so lernen sie
Solidarität, und so lernen sie, dass Wettbewerb und Leistung nicht das Einzige
ist, was im Leben zählt. Und in so einer Gesellschaft will ich leben, wo
Wettbewerb und Leistung nicht das Einzige ist, was zählt, sondern wo es
tatsächlich darum geht, dass man sich gemeinsam überlegt, was ist für unsere
Gesellschaft am besten, wo das Gemeinwohl tatsächlich im Mittelpunkt steht und
nicht nur das Wohl des Einzelnen. Und dafür ist es notwendig, am Schulsystem
etwas zu ändern, und dafür ist es notwendig, die Segregation zwischen
Hauptschule und AHS aufzuheben.
Ich komme jetzt zum eigentlich
Punkt des PPP-Modells. Sie werden heute bei einem anderen Antrag noch sehen,
dass es für die Grünen nicht so
ist, dass wir prinzipiell jedes PPP-Modell ablehnen. Wir werden versuchen, dem
Antrag der ÖVP bei der Markthalle zustimmen, wir halten es nur für falsch, im
Schulbereich einen Bereich, der auch bei der Konzeption des Modells keine
Gewinnkomponente ausweist, ein PPP-Modell zu
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