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Gemeinderat, 20. Sitzung vom 27.04.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 60 von 108

 

Markthalle.

 

Auch diesbezüglich ist sofortige Abstimmung verlangt.

 

Wer diesem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Auch dieser Antrag wird von ÖVP und GRÜNEN unterstützt und hat ebenfalls nicht die ausreichende Mehrheit.

 

Es gelangt nunmehr die Postnummer 12 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die 4. Gemeinderatssubventionsliste 2007 und den Wiener Landesfeuerwehrverband. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Strobl, die Verhandlungen einzuleiten.

 

Berichterstatter GR Friedrich Strobl: Ich bitte um Zustimmung.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke. - Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag Gudenus. Ich erteile es ihm.

 

GR Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener Freiheitlichen): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

 

Wir werden dem vorliegenden Akt gerne zustimmen.

 

Ich werde aber die Gelegenheit nützen, um sozusagen den Jugend- und Schulschwerpunkt, den wir heute hatten, auch ein bisschen auf die Lehrlinge auszudehnen.

 

Es ist sehr schön und begrüßenswert, dass wir heute die Gelegenheit haben, über die Jugend in Wien zu reden. Wir setzen jetzt einen kleinen Schwerpunkt zum Thema Lehrlinge. Wir haben heute eine sehr erfolgreiche Aktion abgeschlossen: Es soll in den Wiener Berufsschulen eine Positivkampagne geben, weil wir der Meinung sind, dass die Lehrlinge im roten Wien links liegengelassen und im Stich gelassen werden. Wir von der Freiheitlichen Partei treten für eine Aufwertung des Lehrberufes ein. Das soll auch eine Motivation für jeden einzelnen Lehrling sein, sich hier einzubringen. Sicherlich ist aber auch seitens der Politik eine Imagepolitur des Lehrlingsberufes notwendig, und das ist ein Auftrag an und eine Aufgabe für uns alle.

 

Wie ich schon vorher in der Aktuellen Stunde festgestellt habe, gibt es in Wien nur rund 16 000 Lehrlinge. Im Vergleich dazu sind es zum Beispiel in Tirol 13 000, und in Niederösterreich und in der Steiermark jeweils rund 18 000 Lehrlinge. Gemessen an der Bevölkerungszahl ist Wien Schlusslicht, da sprechen die Zahlen eine ganz klare Sprache. Bei einem historischen Rückblick sieht man, dass wir im Jahre 1980 noch 31 000 Lehrlinge in Wien hatten; heute sind es nur noch die Hälfte. Man sieht hier einen stetigen Rückgang, der natürlich bundesweit zu verzeichnen ist, der aber nirgends so gravierend wie hier in der Bundeshauptstadt Wien ist.

 

Es ist ganz wichtig festzustellen, dass nur gut ausgebildete Lehrlinge ein unverzichtbarer Faktor für die Wirtschaft und Gesellschaft sein können. Der Grund dafür sind vor allem der verschärfte Wettbewerb und der rasante technologische Wandel. Daher ist es eine Aufgabe der Politik, die wir wahrnehmen sollten, die Ausbildungsphase der Lehrlinge zu fördern und zu unterstützen. In der Realität schaut es leider so aus, dass die Lehrlinge eine benachteiligte Gruppe in der Gesellschaft sind. Das haben uns auch viele Lehrlinge auf der Straße vor der Berufsschule bestätigt, und das tun sie auch das ganze Jahr hindurch durch Anrufe und Schreiben kund. Es ist also eine Bewusstseinsänderung angesagt: Lehrlinge dürfen keine billigen Arbeitskräfte mehr sein, sondern sie sollen eine wertvolle Investition in die Zukunft der Gesellschaft sein. Und dafür setzen wir Freiheitliche uns auch ein!

 

Daher fordern wir in einem Beschlussantrag die Integration der Führerscheinausbildung in die Lehrlingsausbildung: Lehrlinge sind oftmals auf den Besitz und auf die Verwendung eines eigenen PKW angewiesen. Der Besitz eines Kfz ist oftmals Voraussetzung für die Ergreifung eines Berufs, und ein Kfz wird oft auch zum Pendeln an den Arbeitsplatz benötigt. Allerdings ist es in Wien leider traurige Tatsache, dass der Führerschein sehr teuer ist. Er kostet zwischen 1 200 EUR und 1 600 EUR, ist also wirklich eine sehr teure Angelegenheit. Daher schlagen wir vor, dass die Berufsschulen die Führerscheinausbildung im Rahmen von fakultativen Zusatzfächern ermöglichen sollten und auch eine Kostensenkung durch Rahmenverträge zwischen der Ausbildungseinrichtung und der jeweiligen Fahrschule ermöglicht werden sollte. In unserem Antrag wird weiters gefordert, dass die restlichen Kosten von der Gemeinde Wien übernommen werden sollten.

 

Meine Kollegin wird mir den Beschlussantrag gleich bringen, und ich werde ihn nachher einbringen.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wien ist leider Schlusslicht im Lehrlingsbereich. In anderen Bundesländern ist es besser als in Wien, da gibt es sehr erfolgreiche Modelle. In Oberösterreich bilden zum Beispiel mehrere Abschnittslehren in verschiedenen Betrieben ein Stufenmodell mit vollem Lehrabschluss. Dort konnten in kurzer Zeit 3 000 neue Lehrstellen geschaffen werden. Solche Ideen und deren Umsetzungen vermisse ich hier in Wien! Hier ist eine Phantasielosigkeit eingetreten, und dagegen sollten wir jetzt etwas tun!

 

Auf Grund der Aktion, die ich erwähnt habe, gibt es in Oberösterreich jetzt mehr offene Lehrstellen als Lehrstellensuchende, und es funktioniert auch in anderen Bundesländern wie in Tirol oder Vorarlberg sehr gut, in Wien schaut es jedoch anders aus. In Wien kommen auf eine offene Lehrstelle fünf Lehrstellensuchende. Diesbezüglich ist Wien wiederum Schlusslicht im Bundesvergleich. Da könnte man sehr viel tun!

 

Ich möchte jetzt, nachdem ich ihn erhalten habe, den Beschlussantrag einbringen:

 

„Die zuständigen amtsführenden Stadträtinnen für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke und für Bildung, Jugend, Information und Sport werden aufgefordert, alle Maßnahmen zu ergreifen, den Lehrlingen die theoretische Ausbildung für den Erhalt eines B-Führerscheins im Rahmen der Lehrlingsausbildung zu ermöglichen, Rahmenverträge zur Kostensenkung mit den Fahrschulen abzuschließen und den Fahrschülern die verbleibenden Kosten für Prüfung und Fahrstunden aus dem Budget der Stadt Wien zu ersetzen.

 

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