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Gemeinderat, 20. Sitzung vom 27.04.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 74 von 108

 

die MA 45 dazu kommt, es war zwar die Reaktion zu erwarten, aber trotzdem nicht weniger ärgerlich, dass alles in Ordnung ist, sozusagen in altsozialistischer Manier: „Alles bestens! Macht Euch keine Sorgen, wir haben das alles im Griff!"

 

Ich habe dort praktisch einen Umweltcheck gemacht, nachdem mich die Anrainer von dort, vom Biberhaufenwasser, alarmiert haben. Wir haben uns das am Montag in der Früh angesehen, haben die toten Karpfen dort am Wasser treiben gesehen. Wir haben nicht nur das gesehen, sondern, wie gesagt, dieses ehemals idyllische und saubere Biberhaufenwasser schaut heute so aus. (Der Redner zeigt wiederum Fotos her.) Schlick, Schlamm, Algen. Mit freiem Auge kann jeder Laie, und ich bin ein Laie, erkennen, dass mit dem Wasser etwas nicht stimmt. Selbst wenn mich meine Augen trügen würden, dann zeugen doch Dutzende tote Karpfen davon, dass nicht alles in Ordnung ist, wie uns die MA 45 weismachen möchte.

 

Die Umweltmusterstadt Wien, die Vertreter der Sozialdemokratie, hätten sich das ansehen sollen. Als ich mit einem Angler und einem Vertreter der Lobauer Kolonisten dort im Lokalaugenschein den Umweltcheck vorgenommen habe, ist zufällig eine Schulklasse mit zwei Lehrerinnen vorbeigekommen. Das Erste, was sie gesagt haben, und da haben sie gar keinen toten Karpfen gesehen, war: „Habt Ihr das gesehen? Wie schaut es da aus?" Die haben nur diesen Schlick und diesen Schlamm gesehen und sofort erkannt, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Die Kinder haben große Augen gemacht, aber nicht aus Freude, sondern sie waren erschrocken über den Zustand eines Gewässers am Rande des Nationalparks Lobau, in Fußweite des neuen Nationalparkhauses, das nächste Woche eröffnet wird. Da kann die MA 45 nicht sagen, es ist alles in Ordnung. Die Umweltstadträtin Sima, die offensichtlich die meiste Zeit damit beschäftigt ist, von einem Fototermin zum anderen zu eilen, denn man sieht sie sehr oft in Zeitungen, wird man nächste Woche wahrscheinlich auch in der Lobau sehen, aber nicht deswegen, weil sie sich das Biberhaufenwasser ansieht und dort nach dem Rechten sieht, sondern weil Fotografen anlässlich der Eröffnung im Nationalparkhaus anwesend sein werden.

 

Meine Damen und Herren, es ist eine Umweltpolitik, die im wahrsten Sinne des Wortes unsauber ist! Die Sozialdemokraten sollten sich etwas schämen und sollten ihr Verhalten grundlegend ändern, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)

 

Wir betreiben auch nicht unnotwendige, unzulässige Panikmache, wie die MA 45 in ihrer Aussendung behauptet hat. Sie hat natürlich wieder allerhand Ausreden bei der Hand gehabt: Der Winter war mild, der Frühling ist warm. Ich möchte wissen, wie es dort im Juli ausschaut, wenn es wirklich 30 bis 35 Grad hat, wenn jetzt schon bei 20 Grad das Wasser kippt. Und das Wasser ist gekippt, sonst würden dort nicht die ganzen Karpfen abkratzen. Die ersticken dort elendiglich und die Sozialdemokratie stellt sich hin und sagt, das ist alles okay und lehnt natürlich diesen Antrag ab.

 

Was mich ganz besonders interessieren würde, ist die Ausführung des Kollegen Baxant, wie ich Ihnen gelauscht habe und vernehmen musste, dass der Pressedienst vor Sexismus strotzt. Ich habe ihn mir noch einmal durchgelesen. Vielleicht können wir das nachher gemeinsam machen. Mir ist auch nach wiederholtem Durchlesen nicht aufgefallen, wo der Sexismus vielleicht in den Zeilen oder zwischen den Zeilen versteckt sein könnte. Dass die StRin Sima Fototermine in großer Anzahl wahrnimmt, kann man, glaube ich, anhand des Niederschlags in den Tageszeitungen festhalten. Es ist ja auch nichts Böses, Fototermine wahrzunehmen. Das ist auch Aufgabe eines Politikers, überhaupt einer amtsführenden Stadträtin. Sie soll darüber aber nicht ihr eigentliches Geschäft vergessen. Und ihr eigentliches Geschäft ist unter anderem, die Wiener Gewässer, die Lobau, das Lobauvorland sauber zu halten. Hier hat sie ihre Aufgabe nicht erfüllt. Vielleicht sollte sie sich, und darin ist kein Sexismus beinhaltet, auch nicht zwischen den Zeilen, mehr Zeit für ihre eigentliche Aufgabe nehmen und beim Biberhaufenwasser nach dem Rechten sehen.

 

Warum es dort zu wenig Sauerstoff gibt, warum die Karpfen abkratzen, ist, glaube ich, leicht erklärt. Der Vertreter der Lobauer Kolonisten hat mich natürlich herumgeführt und hat mir gesagt, wie es früher einmal mit dem Zufluss zum Biberhaufenwasser gewesen ist. Es war wieder nicht so, wie die MA 45 gesagt hat, dass seit Jahrzehnten keine Durchspülung mehr stattfindet. Das stimmt natürlich nicht. Er hat mir auch den alten Zufluss gezeigt, ein Rohr mit ziemlich großem Durchmesser, wo noch vor einigen Jahren Wasser aus der Neuen Donau zugeleitet wurde. Das ist heute nicht mehr der Fall. Das Ganze geht jetzt durch einen kleinen Bach vonstatten, ist schön anzusehen, ist aber natürlich bei Weitem nicht ausreichend. Und so haben Dutzende Karpfen elendiglich ersticken müssen. Aber es ist alles okay, es ist alles in Ordnung, die SPÖ hat alles im Griff.

 

Ich glaube auch, dass bis zum 3. Mai, wo, glaube ich, die Eröffnung ist, dort einiges passieren wird. Zumindest werden die toten Karpfen herausgefangen werden, wenn sie nicht schon ein Raub der Vögel geworden sind, wie einige Dutzende schon in den Tagen zuvor. Es wird auch der ganze Schlick, davon bin ich felsenfest überzeugt, entfernt werden, sonst könnte ein Journalist auf die Idee kommen, dass er vor oder nach der Eröffnung dort hinschaut und sich von der Wasserqualität ein Bild macht. Also dieses Biberhaufenwasser wird sicher bis 3. Mai blitzblank sein. Das ist aber nicht der Sinn der Übung. Die Stadträtin sollte das ganze Jahr und während ihrer ganzen Amtszeit in der Lobau für Sauberkeit in den Gewässern sorgen.

 

Nichtsdestoweniger haben wir den Anrainern versprochen, heute einen Antrag einzubringen, damit wir der SPÖ Beine machen. Wir machen es aber auch im Interesse der Kinder und der Jugendlichen, die Ausflüge in die Lobau machen. Wir wollen ihnen einen derartigen Anblick in Zukunft ersparen. Wir wollen dort am Biberhaufenwasser wieder eine ausreichende Wasserqualität,

 

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