Gemeinderat,
20. Sitzung vom 27.04.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 83 von 108
Diese Fehlleistung ist nicht entschuldbar, denn sie
hätte nur einen Blick über unsere Grenzen hinaus machen müssen - das ist ja
nicht zu viel verlangt -: Was passiert in den anderen europäischen Ländern?
Einen Blick hinaus in die Schweiz, nach Dänemark,
nach Holland, nach Frankreich und natürlich auch nach Deutschland: Wo man in
der Schweiz im Vorjahr das strengste Fremdenrecht ganz Europas beschlossen hat,
mit einer überwältigenden Zustimmung der Bevölkerung in der Schweiz -
68 Prozent! -, wo man in Dänemark im Vorjahr die Erlangung der
Staatsbürgerschaft erschwert hat, wo heute in ganz Europa die Erlangung der
Staatsbürgerschaft erschwert wird, will aber unsere Stadträtin das Gegenteil.
Frau Frauenberger will die Vergabe der Staatsbürgerschaft noch weiter
erleichtern, als einzige Politikerin in ganz Europa!
Sie hätte ja wirklich nur einen Blick ein bisschen
über unseren Tellerrand hinaus machen müssen, nach Holland, wo das liberale Modell
der Zuwanderung längst gescheitert ist. In Holland hat man längst einen Schwenk
vollzogen, dort verlangt man von einem Einwanderer, dass er schon in den ersten
sechs Wochen die niederländische Sprache erlernt. Das alles ist an ihr
anscheinend vollkommen spurlos vorbeigegangen! Dort sagt heute der
niederländische Sozialstaatssekretär - und das ist ein Sozialdemokrat -,
Immigranten müssen sich der hiesigen Ordnung anpassen und nicht umgekehrt. Wer
sich damit nicht abfinden kann - sagt Ihr Kollege in Holland -, sollte gehen,
sollte besser heute als morgen wieder gehen.
Frau Stadträtin, schauen Sie sich um! Schauen Sie
nach Frankreich, zu den Bildern der brennenden Vorstädte von Paris. Auch in
Frankreich hat man ja längst eine Kehrtwendung vollzogen, in französischen
Städten hat man der Überfremdung den Kampf angesagt. Etwa in Clichy dürfen
Geschäftslokale, die leer stehen, heute überhaupt nur noch von Franzosen, von
französischen Staatsbürgern übernommen werden. Und jener französische
Innenminister, der hier eine harte Politik angekündigt hat, Minister Sarkozy,
führt haushoch in den Umfragen vor den französischen Wahlen. (Zwischenrufe
bei den GRÜNEN.)
Meine Damen und Herren! Es hätte diese Stadträtin
auch nur einen Blick nach Deutschland machen müssen, ein bisschen über unsere
Grenzen hinaus, wo längst eine ganz restriktive Politik gemacht wird, wo man
den Familiennachzug heute ganz bewusst erschwert und reduziert, wo heute in
Deutschland bereits vor dem Familiennachzug die deutsche Sprache erlernt werden
muss, wo heute beim Familiennachzug schon vor der Einreise, meine Damen und
Herren, die deutschen Sprachkenntnisse nachgewiesen werden müssen!
Das alles ist an unserer Stadträtin, die ja dafür
zuständig ist und die den Beamtenapparat hat, voll vorbeigegangen: In
Deutschland wird längst der Familiennachzug reduziert. Sie stellt sich hin und
will das Gegenteil: Sie will den Familiennachzug fördern und erleichtern!
Meine Damen und Herren! Es ist daher die
Fehlleistung, diese falsche Politik weiterzubetreiben, auch nicht entschuldbar,
weil ja schon ein Blick über unsere Grenzen hinaus gezeigt hätte, dass in ganz
Europa der Zug längst in eine andere Richtung fährt.
Frau Stadträtin! Sie sind jetzt schon fast ein halbes
Jahr im Amt, und Sie können sich nicht auf Unkenntnis ausreden. Sie sind die
Einzige in Europa, die noch diese Politik betreibt. Sie sind nicht die
Avantgarde von morgen, Sie sind mit dieser Politik in Wahrheit die Letzte von
vorgestern.
Frau Stadträtin! Sie sind heute allein auf weiter
Flur in ganz Europa, und ich fordere Sie auf: Wachen Sie doch endlich auf!
Schauen Sie über unsere Grenzen hinaus, und reißen Sie hier das Steuer herum,
bevor es zu spät ist, Frau Stadträtin! (Beifall bei der FPÖ.)
Es war diese Ankündigung auch so unsensibel, weil
eine Wiener Stadträtin natürlich zuallererst die Interessen unserer Wiener
Bevölkerung vertreten müsste. Die Wiener, die in ihrer eigenen Stadt keinen
Arbeitsplatz mehr finden, wobei auch selbst die hier lange ansässigen und gut
integrierten Menschen keinen Arbeitsplatz mehr finden! Sie finden keinen
Arbeitsplatz mehr, weil die Neuzuwanderung hier ein Lohndumping auslöst, dass
die Löhne nach unten fallen, und weil heute die integrierten Zuwanderer die
Ersten sind, die durch dieses Lohndumping aus dem Arbeitsprozess, vom
Arbeitsplatz hinausgedrängt werden.
Es ist daher diese Fehlleistung nicht entschuldbar,
weil es falsch ist, immer mehr Menschen hereinzuholen und einzuladen, wenn in
dieser Stadt die Arbeitslosenrate 10 Prozent beträgt, meine Damen und
Herren! Weil es grundfalsch ist, bei einer Arbeitslosenrate von 10 Prozent
noch mehr Menschen hereinzuholen, wenn wir nicht einmal unseren eigenen jungen
Menschen in dieser Stadt mehr einen Arbeitsplatz bieten können.
Es hätte Ihre Aufgabe sein müssen, wenigstens auch in
der eigenen Partei ein bisschen herumzufragen und die Linie hier ein bisschen
abzustimmen. Denn es gibt ja gerade aus der Sozialdemokratie in letzter Zeit
ganz andere Signale, Gott sei Dank andere Signale, etwa aus Salzburg, wo die
Salzburger Landeshauptfrau einen Schwenk vollzogen hat und erst in dieser Woche
eine ganz restriktive Politik eingefordert hat, wo Frau Burgstaller eine ganz
restriktive Politik einfordert.
Frau Stadträtin! Sie hätten auch wenigstens ein
bisschen in Ihre Bundespartei schauen sollen, wie da die Uhren gehen. Denn Sie
haben Ihren Vorstoß ja am gleichen Tag präsentiert, an dem der Bundeskanzler
dieser Republik sich gegen eine vorzeitige Öffnung unseres Arbeitsmarktes
ausgesprochen hat. Gusenbauer hat sich im Interesse unseres österreichischen
Arbeitsmarktes gegen eine vorzeitige Öffnung ausgesprochen.
Das muss man sich einmal vorstellen: Da spricht sich
der Bundeskanzler gegen diese Öffnung aus, aus Sorge um die österreichischen
Arbeitnehmer, aus begründeter Sorge, und am selben Tag gibt diese neue
Stadträtin ein Interview und fordert genau das Gegenteil. Sie fordert das
Gegenteil von dem, was der Herr Bundeskanzler, ihr eigener Parteigenosse, am
gleichen Tag in den Medien vertreten hat!
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