Gemeinderat,
20. Sitzung vom 27.04.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 98 von 108
Wien oder anderswo, naturgemäß mittragen müssen. Die
Liftkosten sind oft genug hinter Hauswartskosten, die in Wien naturgemäß auf
Grund des Wegfalls derselben schrumpfend sind, die zweithöchsten Kosten, die
anfallen können. Es hat bei den betreffenden Firmen in Österreich auch ein
Köpferollen gegeben. Die Chefs von Kone, von Schindler und von Otis wurden
abgelöst. Man sieht also, es hat sich etwas bewegt.
Seit dem Ende der 80er Jahre, wie gesagt, ist dieses Kartell vorhanden gewesen. Dem war offensichtlich nicht zu entkommen. Neben Preisabsprachen für Errichtung, Wartung und Modernisierung der Anlage hat es auch ein Gebiets- und Kundenaufteilungsabkommen gegeben. Das ist natürlich jetzt etwas, wo ich mich frage, was Wien und Wiener Wohnen betreffend ist. Wien ist schließlich durch Wiener Wohnen als größter Hausherr Österreichs hauptbetroffen. Ich stelle einmal fürs Erste fest, dass Sie sich den Fall sehr genau anschauen und beobachten. Sie prüfen diese Materie. Ich glaube aber nicht, dass es Wiener Wohnen 30 Jahre lang entgangen sein kann, dass hier Absprachen und Kartelle sind. Zumindest können Sie nicht übersehen haben, dass es Gebietsaufteilungen gibt. Das müssten Sie auf alle Fälle bemerkt haben. Wieso da keine Beobachtung erfolgt ist, weiß ich nicht.
Festzustellen ist auf alle Fälle, dass das
Kontrollamt bereits 2002 in einem Bericht darauf hingewiesen und von
unplausiblen und zu hohen Preisen der Herstellerfirmen gesprochen hat. Ich weiß
nicht, ob man das nachweisen können wird, ob es wirklich Absprachen zwischen
Wiener Wohnen und den Firmen gegeben hat, die die Liftkosten bei der Errichtung
etwas tiefer und dafür die Wartungskosten relativ hoch angesetzt haben, was
einen deutlichen Schaden bei den Mietern von Wiener Wohnen zur Folge gehabt
hat. Natürlich sind auch alle Mieter in Privathäusern und alle öffentlichen
Gebäude, die entsprechende Einbauten vorgenommen haben, von diesen Dingen
betroffen gewesen.
Daher wird mein Kollege Madejski einen entsprechenden
Antrag einbringen, um die Herstellung der ortsüblichen Preise in diesem Bereich
wieder herzustellen. Ich darf feststellen, dass hier ein ganz dringender
Handlungsbedarf besteht, weil mit diesen Dingen auf einmal etwas hochkommt, wo
locker 70 EUR für jeden Mieter als Schaden festzustellen ist und das auf
30 Jahre hochgerechnet ein ungeheurer Betrag ist. Der Handlungsbedarf von
Wiener Wohnen ist ein großer! (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr GR Kenesei hat sich gemeldet. - Bitte zum
Rednerpult.
GR Günter Kenesei (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Ich will weder die Nerven noch die
Zeit, vor allem der Sozialdemokratischen Fraktion, strapazieren. Mir würde zu
der Evaluierung von Verträgen mit Aufzugsfirmen in dieser Stadt einiges
einfallen. Ich könnte einige Mutmaßungen anstellen, warum man sich so lange
nicht darum gekümmert hat, warum es eigentlich diese Wartungsverträge gegeben
hat.
Ich kann mich noch daran erinnern, in der Wohnung
meiner Eltern ist dieses Thema auch aufgekommen. Großer Unmut bei den
Bewohnerinnen und Bewohnern. Dann ist in vollmundigen Worten erklärt worden,
wie billig das jetzt werden wird, wenn es diese Zehnjahreswartungsverträge
gibt. Ich glaube, ich brauche die Geschichte nicht weiter zu erzählen. (GR Marco Schreuder: Das ist richtig!) Von
billiger keine Spur! Von einem besseren Funktionieren? Na ja, was erwartet man
von einem Aufzug? Man steigt unten ein, drückt auf einen Knopf und kommt dort
hin, wo man hin will, die Türe öffnet sich und man geht wieder hinaus. Das ist
der Normalfall. In die umgekehrte Richtung sollte es auch funktionieren. Wenn
ein technisches Gebrechen ist, informiert man entweder die Notrufnummer oder
wenn man stecken bleibt, aber das ist im seltensten Fall, kommt die Feuerwehr
und hilft einem.
Das Einzige, was sich nach der Beschlussfassung
tatsächlich geändert hat, ist, dass die Aufzugskosten explodiert sind. Es sind
diverseste Arbeiten gemacht worden, die dann plötzlich nicht mehr in dem
Wartungsvertrag drinnen gewesen sind. Der Wartungsvertrag selbst hat eine
Evaluierung erfahren, die atemberaubend gewesen ist, nämlich hinauf mit den
Preisen. Es sind alle Kosten derart gestiegen, dass einem schwindlig geworden ist,
wenn man sich die Betriebskostenabrechnungen angesehen hat. Siehe da, jetzt
kommt man darauf, dass irgendetwas mit den Herstellern der Aufzüge nicht
funktioniert.
Aus diesem Grund, um die Thematik ein bisschen
weiterzuführen und die Stadt Wien auch in eine Situation zu bringen, vielleicht
den einen oder anderen Euro zurückzubekommen oder in Zukunft einzusparen, gibt
es von meinem Kollegen Ing Mag Bernhard Dworak und mir einen Beschluss- und
Resolutionsantrag betreffend die Evaluierung von Verträgen von Aufzugsfirmen
mit Wiener Wohnen. Die Aufzüge werden in Österreich zu 80 Prozent von vier
Herstellern angeboten und vertrieben. Die EU-Wettbewerbsbehörde hat hierzu
festgestellt, dass sowohl in Deutschland, Luxemburg, Belgien und den
Niederlanden Preisabsprachen stattgefunden haben. Es ist also durchaus nahe
liegend, dass Österreich nicht als Insel der Seligen angesehen wird, sondern
dass die Verdachtsmomente bei diesen vier Firmen auch auf Österreich übertragen
werden können. Die Bundeswettbewerbsbehörde ermittelt in Österreich bereits
seit Jahren wegen des Verdachts überteuerter Serviceverträge und massiver
Absprachen bei Angebotspreisen. In Österreich kann es zu einem geschätzten
Schaden von mehr als 250 Millionen EUR kommen.
Es ist daher der Beschlussantrag:
„Der zuständige Stadtrat soll alle notwendigen Schritte ergreifen, eine
Überprüfung durchzuführen, inwieweit Wiener Wohnen und Wohnungen, die aus
Mitteln der Wohnbauförderung gebaut wurden, von Absprachen und einer möglichen
Kartellbildung betroffen sind und welche finanziellen Einbußen daraus
entstanden sind. Ferner wird verlangt, dass rechtliche Schritte ergriffen
werden, die eine
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