Gemeinderat,
21. Sitzung vom 25.05.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 105
Lebendigkeit und Vielfalt noch entsprechend gibt.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die 2. Zusatzfrage wird von GRin Mag
Korun gestellt. Bitte.
GRin Mag Alev Korun (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Für die Menschen, die mit der Wiener Wirtschaft oder
mit Immigranten/Immigrantinnen zu tun haben, ist es schon lange kein Geheimnis
mehr, dass es viele Unternehmer und Unternehmerinnen mit Migrationshintergrund
gibt. Wir wissen, dass es vor allem in den letzten zehn Jahren einen
regelrechten Boom an Unternehmensgründungen von Menschen mit Migrationshintergrund
gegeben hat und noch immer gibt.
Warum hat die Stadt Wien diese zehn Jahre verschlafen
und unternimmt erst jetzt konzertierte Bemühungen gemeinsam mit der
Wirtschaftskammer, um die Potenziale dieser Unternehmer und Unternehmerinnen
sozusagen auch ausschöpfen und nützen zu können? Danke.
Vorsitzender GR Godwin Schuster : Frau Stadträtin, bitte.
VBgmin Mag Renate Brauner: Keine Sorge, Frau Kollegin, nur deswegen, weil Sie
gewisse Sachen nicht wissen, ist es nicht so, dass sie nicht stattgefunden
haben.
Es gibt seit vielen Jahren Initiativen, um generell Zuwanderer und Zuwanderinnen bei einer autonomen Lebensentscheidung zu unterstützen. Wenn ich vorher die Zahlen genannt habe, dass ein Drittel der Einzelunternehmer und -unternehmerinnen Migrationshintergrund haben, so zeigt das ja, dass dieser Weg bisher recht erfolgreich war, denn wir haben in dieser Stadt ungefähr ein Drittel Menschen mit Migrationshintergrund und das bildet sich hier bei der Unternehmensgründung eins zu eins ab. Das heißt, dass es hier auch bisher schon sehr wohl eine Vielfalt an Maßnahmen gegeben hat, von Unterstützung seitens des Wirtschaftsförderungsfonds bis hin zu generellen Beratungseinrichtungen und zu unseren Willkommensmappen für Menschen, die nach Österreich kommen, um diesen von Anfang an gleich alle Informationen und Unterlagen auch entsprechend für wirtschaftliche Aktivitäten zur Verfügung zu stellen. Dass wir uns hier mit diesem Thema erneut befassen, heißt nicht, dass bisher nichts passiert ist. Aber wie unser Bürgermeister heute schon so richtig gesagt hat: Das Bessere ist der Feind des Guten. Genauso wie wir in allen anderen Bereichen, auch wenn es um Frauenförderung geht, auch wenn es um Unternehmensunterstützung für Klein- und Mittelbetriebe geht, auch wenn es darum geht, Forschung und Entwicklung zu unterstützen, immer wieder evaluieren und schauen, sind wir am richtigen Weg und was können wir noch tun, genauso haben wir es auch bei den ethnischen Ökonomien gemacht.
Ich glaube, wir dürfen nicht den Fehler begehen, dass
wir manche Bereiche einfach aus dieser selbstkritischen Reflexion ausnehmen und
glauben, da haben wir eh schon alles perfekt. Das glauben wir grundsätzlich
nie, sondern wir wollen immer noch besser werden. Wir evaluieren alle unsere
Wirtschaftsförderungsmaßnahmen regelmäßig und ich glaube, dass wir auch immer
wieder neue Erkenntnisse gewinnen und bitte Sie, diese Studie und die
Maßnahmen, die jetzt gesetzt werden, genau als das zu sehen, nämlich als eine
Evaluierung, ein Feststellen eines Standpunktes, schauen, wie weit sind wir,
was ist noch notwendig und was können wir im Interesse aller Betroffenen noch
besser machen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 3. Zusatzfrage wird vom GR Dkfm Dr Aichinger
gestellt. Ich bitte darum.
GR Dkfm Dr Fritz Aichinger (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Es ist sicher sehr gut, dass
es so eine Studie gibt und es ist auch klar, dass das ein großer
wirtschaftlicher Faktor ist und natürlich auch ein Abbild der Bevölkerung in
Wien ist.
Diese Studie hat aber auch zutage gebracht, dass es
bei diesen Unternehmungen oder bei diesen Mitbürgern und UnternehmerInnen
Integrationsdefizite gibt, vor allem natürlich, wie es selbst Ihre Kollegin
Frauenberger in der Pressekonferenz gesagt hat, im sprachlichen Bereich. Und
das möchte ich in drei Beispielen bringen: Sie nehmen zum Beispiel weniger
Förderungen in Anspruch, sie nehmen zum Beispiel weniger AMS in Anspruch und -
bleiben wir dabei – es werden zum Beispiel auch in der Lehrlingsausbildung im
Schnitt nur ungefähr die Hälfte der Lehrlinge ausgebildet als vergleichsweise
bei österreichischen Unternehmungen ausgebildet werden.
Zum Beispiel in der Lehrlingsausbildung werden im
Schnitt nur ungefähr die Hälfte der Lehrlinge ausgebildet, die in den
österreichischen Unternehmungen ausgebildet werden. Ich frage Sie daher
konkret: Was werden Sie tun, um diese Situation zu verbessern?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Frau Stadtrat.
VBgmin Mag Renate Brauner: Nun, ich denke,
die Sprache ist der Schlüssel zur Integration in allen Bereichen der
Zuwanderung. Wenn ich vorhin sagte, dass sich die Interessen ausländischer
Unternehmer und Unternehmerinnen nicht unterscheiden von denen anderer
Unternehmer und Unternehmerinnen - mit Betonung auf „unternehmerischen"
Interessen -, so sage ich jetzt: Die Bedürfnisse, Sorgen und Probleme, die es
bei ausländischen - und jetzt liegt die Betonung auf „ausländischen" -
UnternehmerInnen gibt, unterscheiden sie von anderen ausländischen Mitbürgern
und Mitbürgerinnen auch nicht.
Was ich damit sagen will, ist,
dass generell beim Thema Migration - es ist egal, ob es sich um Ausländer und
Ausländerinnen handelt, die noch nicht die österreichische Staatsbürgerschaft
haben, oder generell um Menschen mit Migrationshintergrund, die die
Staatsbürgerschaft schon haben, sie sind ja logischerweise länger da, werden
also die Sprache schon besser beherrschen - die Sprache absolut der Schlüssel
zur Integration ist. Deswegen ist das ja seit Jahren - und wir reden
mittlerweile, wenn wir über die Integrationspolitik der Stadt Wien reden, von
einem Zeitraum von 20 Jahren - der absolute Schwerpunkt, dem auch mehr und
mehr
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular