Gemeinderat,
21. Sitzung vom 25.05.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 105
Bedeutung zugemessen wurde.
Deswegen bin ich ja auch so eine Freundin von langfristigen
Zuwanderungs- und Integrationskonzepten. Denn was war unser Problem zu Beginn
der Migration? - Unser Problem war - und der Begriff „Gastarbeiter" hat
das ja so schön zum Ausdruck gebracht -, dass von Anfang an, seit die ersten
Zuwanderer gekommen sind, alle miteinander, auch die Betroffenen, davon
ausgegangen sind, dass sie wieder nach Hause gehen, nur kurzfristig hier sind
und wieder nach Hause gehen. Deswegen wurde am Anfang dieser so genannten
Gastarbeiterzeit auf die Sprache nicht entsprechendes Augenmerk gelegt.
Im Nachhinein ist man klüger. Deswegen bedauere ich
es eben so, dass es nach wie vor Konzepte wie die von Saisoniers gibt, die
wieder diesen Fehler machen, dass man glaubt, die Leute kommen und gehen wieder
nach Hause.
Menschen sind Menschen, Menschen kommen hierher, sie lernen andere kennen, bilden Partnerschaften, bekommen Kinder. Das heißt, es muss ein längerfristiges Integrationskonzept geben, und - da bin ich völlig bei Ihnen - da ist die Sprache der absolute, ganz zentrale Faktor! Das ist auch in jedem Bereich unser Schwerpunkt, indem wir dementsprechend unsere Sprachmaßnahmen noch einmal verdoppelt haben. Das kommt natürlich ganz besonders diesen migrantischen Zuwanderern, diesen migrantischen Unternehmern und Unternehmerinnen zugute.
Nichtsdestoweniger - und dazu bekenne ich mich -
werden wir auch Maßnahmen setzen, um gewisse Serviceangebote - und
dankenswerterweise tut das ja auch die Wirtschaftskammer -, gewisse
Serviceangebote auch muttersprachlicher Art, anzubieten. Jeder, der schon
einmal im Griechenland-Urlaub versucht hat, den Mietvertrag des Mietautos auf
Englisch nachzulesen - ich als alte Konsumentenschützerin tue das immer -,
merkt, dass es auch dann, wenn man sich einbildet, eine Sprache ganz gut zu
können, gewisse Bereiche gibt, in denen man sich schwer tut.
Deswegen denke ich, wir brauchen beides: Wir brauchen
mehrsprachige Angebote - danke an die Wirtschaftskammer, dass sie das auch tut;
die Frau Präsidentin hat unlängst darüber berichtet, ich halte das für eine sehr,
sehr gute Maßnahme und bedanke mich ausdrücklich dafür -, aber unser
Hauptschwerpunkt liegt natürlich darin, den Spracherwerb zu unterstützen und
die Menschen beim Spracherwerb entsprechend zu begleiten. Das tun wir in ganz,
ganz hohem Ausmaß.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke.
- Die 4. Zusatzfrage wird gestellt von Herrn GR Dipl-Ing Al-Rawi. - Bitte.
GR Dipl-Ing Omar Al-Rawi (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Frau Vizebürgermeisterin!
Danke für die Feststellung
über die wirtschaftliche Entwicklung in Österreich, dass es sich nicht nur um
die so genannten Kebap-Standl, die wir leider noch immer selektiv wahrnehmen,
handelt. Es fällt wenig auf, dass die Migranten auch in die obersten Führungsebenen
der österreichischen Firmen und Konzerne gelangen. Ich denke jetzt an Boris
Nemsic aus dem ehemaligen Jugoslawien oder an die größten Baukonzerne
Österreichs, Porr und STRABAG - dort sitzen ein Nigerianer, ein Perser im
Vorstand -, oder auch an Frauen wie Zaha Hadid, eine der berühmtesten
Architektinnen. Zu nennen ist hier auch Attila Dogudan aus der Türkei.
Sie waren als überhaupt erste Integrationsstadträtin
Österreichs auch eine Trendsetterin in diesem Bereich. Institutionen wie der
Integrationsfonds sind ja unter Ihrer Zeit mit Beratungen groß geworden. Meine
Frage ist: Gibt es für diese spezielle Berufsgruppe Beratungs- und
Unterstützungsmaßnahmen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Frau Stadtrat.
VBgmin Mag Renate Brauner: Ja, die gibt
es. Das geht in eine ähnliche Richtung wie vorhin: Neben den allgemeinen
Angeboten werden wir aufgrund dieser Studie zwei Schwerpunkte noch ganz
besonders bearbeiten.
Das eine ist der Ausbau eine Business-Netzwerkes für
ethnische Ökonomien. Wir haben ja für Jungunternehmer und Jungunternehmerinnen
so genannte Start-up-Centers, denn das Hauptproblem für junge Leute, die sich
selbstständig machen wollen, ist die Infrastruktur, die Miete, einen Raum zu
finden. Dies stellen wir in diesen Start-up-Centers zur Verfügung. Innerhalb
der Start-up-Centers gibt es auch noch spezielle Beratungsmöglichkeiten, weil
eben alle die gleichen Sorgen haben: Wie komme ich zu einem Kredit? Wie mache
ich das alles richtig?
Da werden wir in Zukunft - im ersten Schritt einmal im
20. Bezirk, weil das auch ein Bezirk mit einem hohen MigrantInnenanteil
ist - interkulturelle Kompetenz, sprachliche Kompetenz mit Beratern und
Beraterinnen, die selbst einen Zuwanderer-Hintergrund haben, anbieten. Dies ist
ein erster Schritt, das Ziel ist aber, dass das generell in das Angebot
einfließen soll.
Der zweite Punkt ist - auch das ist schon
angesprochen worden -, dass Zuwanderer und Zuwanderinnen in Unternehmungen
weniger Lehrlinge als andere ausbilden. Deswegen wird das unser Schwerpunkt sein.
Wir haben ja gemeinsam mit der Wirtschaftskammer unsere
Lehrstellen-Akquisiteure und unsere Lehrlingsfinder, deren Ziel es ist,
Unternehmer und Unternehmerinnen zu beraten und zu unterstützen, sodass sie
verstärkt Lehrlinge nehmen. Wir werden hier gemeinsam drei zusätzliche
Lehrstellen-Akquisiteure, die einen Migrationshintergrund haben, damit
beauftragen, ganz besonders bei ethnischen Betrieben dafür zu sorgen, dass
zusätzlich Lehrlinge aufgenommen werden.
Wir haben ein ehrgeiziges Ziel. Wir wollen auf diese
Art und Weise innerhalb von drei Jahren 150 neue Lehrstellen schaffen und damit
wieder in die Praxis umsetzen, was unser Prinzip ist: Erfolgreiche Integration
nützt allen, der Aufnahmegesellschaft und den Zuwanderern und Zuwanderinnen
selber.
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Danke, Frau
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