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Gemeinderat, 21. Sitzung vom 25.05.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 15 von 105

 

Wienerinnen und Wiener, was insbesondere vom Heurigenbuffet her - man sieht ja, dass ich dem tatsächlich nicht abgeneigt bin - eine ganze Menge an netten Nachmittagserlebnissen ermöglicht.

 

Es ist Ihnen übrigens ein zweiter Irrtum - ich formuliere es jetzt bewusst einmal so - in der Fragestellung passiert. Sie haben nämlich gesagt, es gibt auf der Welt eine ganze Menge Weinorte, die schon Weltkulturerbe sind. Da irren Sie! Denn es gibt überhaupt keinen anderen Weinort, der Weltkulturerbe wurde. Ein Weltkulturerbe ist zum Beispiel die Kulturlandschaft Wachau, aber nicht Spitz oder Dürnstein. Es ist dies die Kulturlandschaft Neusiedlersee, aber nicht Illmitz oder Apetlon. Es ist dies das obere Mittelrheintal, die Tokajer Weinregion oder die Weinregion Alto Douro.

 

Es ist dies auch die Weinbaukultur der Insel Pico. Wahrscheinlich wird kaum jemand wissen, was das ist: Das ist die zweitgrößte Insel der Azoren. Es ist ein Weinbaugebiet, das ungefähr so groß wie Wien ist. Es hat dieses Gebiet auch eine ganze Menge von Orten, aber da ist keine Rede davon, dass sie Weltkulturerbe geworden sind, sondern das gilt für Weinregionen.

 

Da muss ich Ihnen auch wieder dazusagen: Zum Beispiel die Weinregion Rioja oder die Weinregion Duero sind als Weltkulturerbe abgelehnt worden, auch mit gutem Grund. Das ist ja auch kein „Schmarren“, nicht? - Das ist auch nicht nichts! Die sind also abgelehnt worden.

 

Ich möchte Sie nur ein bisschen dafür sensibilisieren, dass es sich bei Informationen, die Ihnen von bestimmter Seite in Grinzing zugetragen wurden, lohnt, sie zu hinterfragen, sie auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und nicht einfach nur zu übernehmen.

 

Mit mir kann man über alles reden, was vernünftigerweise dort attraktiviert. Denn es ist gar keine Frage, selbstverständlich macht das Sinn, so wie bei öffentlichen Empfängen, gerade bei internationalen Gästen des Bürgermeisters, wo Wiener Wein ausgeschenkt wird, dass es eine Vinothek im Rathauskeller gibt, die sich vorzugsweise mit dem Verkauf von Wiener Weinen und auch der Bewerbung von Wiener Wein beschäftigt, dass wir gemeinsam - gemeinsam heißt im gegenständlichen Fall: mit der Landwirtschaftskammer - darüber nachdenken, wie wir in der Wiener Innenstadt, wo noch allemal mehr Touristen als in Grinzing sind, eine entsprechende Vinothek mit öffentlichem Zugang darstellen werden.

 

Ja, selbstverständlich kann ich mir vorstellen, dass man Ähnliches wie zum Beispiel beim Ursin Haus in Langenlois auch in Grinzing durchführen kann. Über das alles kann man, wenn man mit mir vernünftig redet, tatsächlich auch reden. Nur wird man reden müssen, statt zu glauben, man kann ununterbrochen mit Halbwahrheiten oder auch Unwahrheiten über die Medien Druck auf mich ausüben. Auf mich kann man keinen Druck ausüben! Mit mir kann man reden, aber nicht Druck ausüben, das kann so nicht stattfinden.

 

Im Übrigen kann ich dem Komitee nur empfehlen, für jene Häuser, von denen es meint, dass sie geschützt werden sollten, einen Antrag auf Denkmalschutz einzubringen. Denn das ist bis heute nicht geschehen. Ich werde aber sehr gerne meine Leute damit beauftragen, von uns aus, sozusagen hoheitsverwaltlich, zu prüfen, inwiefern nicht auch wir einen entsprechenden Antrag einbringen können. Ob sich der jeweilige Besitzer dieses Gebäudes dann freuen wird, wenn wir von Amts wegen sein Gebäude unter Denkmalschutz stellen lassen, werden wir auch noch dahingestellt sein lassen. Das wird auch noch eine interessante Diskussion sein.

 

Ich bitte jetzt, wirklich ernsthaft auch unser Bemühen zu sehen, dass wir natürlich daran interessiert sind, dass Grinzing als Weinbauort, als eine Marke, als ein Symbol auch für diese Stadt entsprechend erhalten bleibt. Aber das wird nur „viribus unitis“ und nicht mit wechselseitigen Schuldzuweisungen gehen.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. - Die 2. Zusatzfrage wird von GRin Dipl-Ing Gretner gestellt.

 

GRin Dipl-Ing Sabine Gretner (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Bürgermeister!

 

Wir haben mit Erstaunen festgestellt, dass Sie diese Anfrage zu Grinzing mit größerem Engagement und Leidenschaft beantwortet haben als jene zur Energiewende, die doch eine größere Auswirkung auf die ganze Stadt hätte, wiewohl Grinzing auch ein wichtiges Thema ist. Ich glaube nicht, dass das Weltkulturerbe da viel helfen könnte, ich denke eher, man müsste konkrete Maßnahmen setzen. Meines Wissens war die letzte Aktion der öffentlichen Hand die Finanzierung oder Mitfinanzierung der Busgarage, die nachweislich nicht viel dazu beigetragen hat, dass die Situation besser geworden ist.

 

Deshalb meine Frage - Sie haben auch das Ursin Haus in Langenlois angesprochen -: Welche konkreten Maßnahmen, beispielsweise die Förderung eines solchen Baus oder die dringend notwendige Sanierung des Grinzinger Platzes mit Neugestaltung, haben Sie vor?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Bürgermeister.

 

Bgm Dr Michael Häupl: Zunächst einmal, Frau Diplom-Ingenieur, bitte ich Sie, doch nicht ganz so humorlos zu sein. Denn dass ich eine Anfrage zum „Climate Change“ ernster als eine Frage zum Weltkulturerbe Grinzing beantworte, liegt ja wohl auf der Hand. Aber wenn Sie wollen, bin ich gerne bereit, das nächste Mal auch bei dem Thema Ihnen das eine oder andere „Bonmotscherl" zu liefern, wenn Sie dann mit meinen Beantwortungen zufriedener sind. Denn mein oberstes Gebot ist es natürlich, mit den Beantwortungen Zufriedenheit bei den jeweiligen Fragestellern herzustellen. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Das ist ja gar keine Frage; wozu bin ich denn, im Grunde genommen, sonst da? (Heiterkeit bei der SPÖ und den GRÜNEN.)

 

Ich wiederhole mich da gerne, ich habe es ja vorhin schon gesagt: Natürlich ist so etwas wie das Ursin Haus - und es gibt auch viele andere Beispiele, in Retz oder sonst wo - etwas, mit dem man durchaus eine Attraktivierung herbeiführen kann. Ich möchte Sie nur darauf aufmerksam machen, dass es in Langenlois durch das Ursin Haus etwa auch eine ganze Menge

 

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