Gemeinderat,
21. Sitzung vom 25.05.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 105
Nun ist, wie gesagt, ein Umdenken notwendig. Wir
brauchen mehr Wohnbauleistung, eine Wohnbauleistung, die auch im letzten Jahr
österreichweit wieder gesunken ist und die zur Zeit in Wien in einem Bereich
zwischen 5 000 bis 5 500 Einheiten schwankt.
Wir fordern daher als Freiheitliche eine klare und
deutliche Wohnbauoffensive zur Deckung des künftigen Wohnbaubedarfs. Wir denken
dabei an 5 000 zusätzliche Wohnungen, die durch Förderung über die
Förderschienen in Wien errichtet werden sollen, und haben das in einer
Pressekonferenz in der Vorwoche auch bekannt gegeben.
Bgm Häupl hat in dieser Woche ebenfalls seine
Vorstellungen in Bezug auf die Wohnbaupolitik dargelegt und ist zu ähnlichen
Schlüssen gekommen. Auch er befürwortet den Bau von 5 000 Wohnungen
und sieht hier ebenfalls einen massiven Bedarf für die Zukunft geben.
Selbstverständlich wird das
auch ein Problem des Finanzausgleichs sein, der die Verhandlung mit der
Bundesregierung und den anderen Ländern voraussetzt, es wird aber auch
notwendig sein, eine Neutarierung zwischen Wohnbauleistung auf der einen Seite
und Infrastrukturmaßnahmen, die notwendig sind, auf der anderen Seite
herbeizuführen. Ich glaube, es wird schon in diesem Bereich ganz, ganz wichtig
sein, die vordringlichste Priorität auf den Wohnbau zu richten.
Eine solche Umstellung, eine solche Weichenstellung
dauert seine Zeit, keine Frage. Ein Zeitraum ab 2009, 2010, wo das wirksam
werden und erfolgen kann, ist realistisch. Beim Wohnbaubedarf gibt es ja auch
einen stetigen Anstieg, der findet ja auch nicht in einem halben oder
dreiviertel Jahr im vollen Ausmaß statt.
Ein wesentlicher Unterschied unserer Vorstellungen zu
den sozialdemokratischen ist allerdings, in welcher Form diese Wohnbauleistung
erfolgen soll. Wir Freiheitlichen treten dafür ein, dass der Wohnungsneubau
auch wieder ein Wohnungsneubau im Gemeindebaubereich sein soll, weil wir
glauben, dass Wien und die sozial schwächeren Schichten leistbaren Wohnraum
brauchen. Der Verweis auf Wohnbeihilfen geht insofern ins Leere, als damit ja
kein Unterschied mehr zu sämtlichen anderen Wohnformen gegeben ist. Der
entscheidende Punkt, warum wir für den Gemeindebau eintreten, ist der, dass wir
glauben, dass sich die Mietenentwicklung, die Wohnungskostenentwicklung in
dieser Stadt massiv verändert hat. Sowohl, was die Miet- als auch die
Betriebskosten betrifft, hat sich ja im Laufe der letzten Jahre eine ganz, ganz
deutliche Steigerung ergeben, und die an und für sich nicht sehr hohe Teuerung
in Österreich ist ja im Großen und Ganzen nicht zuletzt – neben ein, zwei
anderen Dingen – vor allem auf die Wohnungskosten zurückzuführen.
Die Mietenentwicklung im Gemeindebau war bisher so,
dass das Versprechen der SPÖ gegolten hat, dass sie am Kategoriezins festhält.
Dieses Versprechen der Sozialdemokraten hat bis vor Kurzem gegolten. Es wurde
vor jeder Wahl von den zuständigen Stadträten wiederholt, zuletzt auch von
Faymann. Seit 2006 gibt es aber auf einmal eine massive Veränderung, weil
nunmehr im Zusammenhang mit den gegebenen Sanierungen der Wohnungen auf
A-Kategorie nicht mehr der versprochene Kategoriezins zur Einhebung gelangt,
sondern 90 Prozent des Richtwertes. Das heißt, der Hauptmietzins erfährt
eine unglaubliche und bedeutende Erhöhung.
Das ist – und man muss es hier klar aussprechen – ein
klarer Bruch aller Wahlversprechen, die die SPÖ vor allen Wahlen der letzten
Zeit abgegeben hat.
Eine Zinserhöhung von 2,35 um 90 Prozent auf
nunmehr 4,57, das sind also mehr als 4 EUR, ist ein gewaltiger
Preissprung, der sich massiv auswirken wird auf das Gefüge der Einkünfte und
der Verwendung der Mittel durch die Wiener Bevölkerung. Dabei steigen die
Preise im Eigentumswohnungsbereich ohnehin massiv, und die Wohnungskosten
selbst, vor allem die Betriebskosten, sind, wie gesagt, dank der
sozialdemokratischen Politik in Wien sowieso massiv hinaufgeschnellt.
Ich habe es ja schon einmal gesagt: Für mich ist
dieser Wechsel weg vom Gemeindebau hin zur reinen Förderung anderer
Wohnbauformen bei gleichzeitiger Steigerung der Mieten auf Richtwertniveau ein
Bruch der Sozialdemokraten mit dem Gedanken des sozialen Wohnbaus an sich, wenn
auch dieser Bruch und dieser Wechsel ein Wechsel auf leisen Pfoten ist. Die
Versprechen der Sozialdemokraten vor den letzten Wahlen, am Kategoriezins
festzuhalten, sind sowohl von der SPÖ wie auch vom Vorgänger des jetzigen
Stadtrates, von Herrn StR Faymann, in kürzester Zeit gebrochen worden.
Dazu muss man sagen, 90 Prozent Richtwert, also
über 4 EUR pro Quadratmeter Hauptmietzins, gilt ja für sämtliche
Wohnlagen. Das heißt, egal, ob das in Simmering, ob das in Ottakring oder in Döbling
ist, hat der gleiche Preis zur Anwendung zu kommen. Ein Zustand, von dem ich
ausgehe und darauf wette, dass er nicht lange halten wird. Denn trotz aller
Versprechen, auch des jetzigen Wohnbaustadtrates, dass Zu- und Abschläge nicht
kommen werden, sie werden sich auf Grund der Struktur des Richtwertzinses über
kurz oder lang von selbst ergeben. Selbstverständlich werden dann die Zu- und
Abschläge in Wien geltend werden, und selbstverständlich wird auch das wieder
zu Lasten der Gemeindebaumieter gehen.
Allerdings eine Voraussetzung für
eine Neubelebung des Gemeindebauwohnbaus ist schon gegeben. Es ist relativ
sinnlos, Gemeindebauten zu den gleichen Bedingungen zu errichten, wie es ein
Privater auch macht oder wie es die Genossenschaften machen. Das heißt also,
sinnvoll wird eine Gemeindebauwohnungsinitiative oder -offensive nur dann sein,
wenn die SPÖ mietmäßig auf andere Mietpreise zurückgeht und sich nicht auf den
Richtwertzins hin orientiert. Wozu ich sagen muss, dass Mietzinse von
4 EUR pro Quadratmeter in manchen Gegenden Wiens, bezogen auf das Umfeld
der jeweiligen Wohngegend da irgendwo in Außenbezirken Wiens, etwas ist, was
keine Selbstverständlichkeit im Erzielen des Mietpreises auch auf privater
Ebene, zum Beispiel beim Nachbargrundstück oder beim Nachbarhaus,
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