Gemeinderat,
21. Sitzung vom 25.05.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 105
verglichen zu München und Zürich an, die in der Größe
mit Wien vergleichbare Städte sind, auch von der Qualität des Wohnumfelds her,
so sind München und Zürich um 50 Prozent teurer als beispielsweise Wien (StR Johann Herzog: Wesentlich teurer!),
obwohl die Lebensqualität in Wien nach diesen internationalen Studien
mindestens vergleichbar, wenn nicht sogar höher ist. Oder schauen wir uns
beispielsweise Paris an. In Paris werden im heurigen Jahr 4 500 Wohnungen
neu errichtet, obwohl Paris um vieles größer ist als Wien. Aber nur 1 000
von diesen 4 500 sind gefördert. Bei uns sind es 5 500. Ich denke,
dass dieser Mix aus Objektförderung und Individualförderung der Grund ist,
warum wir trotz aller Schwierigkeiten, die es natürlich gibt, zum Beispiel am
Immobiliensektor, dass dort die Grundstückspreise steigen, trotzdem leistbaren
Wohnraum ermöglichen können.
Aber Sie haben recht, das passiert nicht von selbst.
Wir müssen weitere Maßnahmen setzen, auch dadurch, dass wir versuchen, in
unserer Wohnbauleistung der Bevölkerungsentwicklung gerecht zu werden. Wenn wir
jetzt diesen Studien entnehmen, dass die Bevölkerung in Wien wächst, dann
werden wir ganz vorsichtig und sensibel auch unsere Wohnbauleistungen an diese
neuen Gegebenheiten anpassen. Wir haben uns vorgenommen, im heurigen Jahr
5 500 geförderte Wohnungen neu zu errichten. Ich habe mir, wenn man so
will, als Zusatzaufgabe gestellt, und da sehe ich mich auch eins mit den
Vorstellungen unseres Bürgermeisters, dass wir versuchen, in den nächsten drei
Jahren die Wohnbauleistung insgesamt auf 20 000 zu erhöhen. Wir werden
aber nicht rapide mit der Wohnbauleistung hinaufgehen, um nicht die Preise
anzukurbeln, sondern wir werden schrittweise, Jahr für Jahr, den Bedürfnissen
entsprechend an dem Rädchen drehen und versuchen, mit der Wohnbauleistung
mitzuhalten und dem Bevölkerungswachstum gerecht zu werden.
Denn worauf man sehr achten muss, und das gilt auch
für die Maßnahmen, die wir im Bereich des ökologischen Baus einsetzen, ist,
dass wir bei der Grundstücksentwicklung auf die Preise achten müssen, aber
natürlich auch bei den Kosten der Baufirmen. Da geht es nicht nur darum, dass
die Preise teurer werden, weil die Nachfrage steigt, sondern dass bestimmte Materialien
auch eine mittlerweile lange Lieferzeit haben, also bei der Dämmwolle
beispielsweise, die wir gerade im ökologischen Bauen benötigen, auch im
Passivhaus verstärkt benötigen, gibt es Lieferfristen von bis zu neun Monaten,
weil natürlich durch Ankündigungen, dass mehr gebaut werden soll und muss,
nicht nur in Wien, sondern in Gesamtösterreich die Wohnbaufirmen bereits
Engpässe haben, wie ich auf Grund eines Gesprächs, das ich gestern geführt
habe, weiß. Da wird die Dämmwolle bereits aus Portugal und zum Teil sogar aus
Australien angeliefert. Also nur damit uns bewusst ist, es ist sinnvoll und
notwendig, darüber nachzudenken, wie wir die Wohnbauleistung adaptieren. Ich
bin dafür, dass wir das vorsichtig, moderat machen, mit jährlicher Überprüfung
und Evaluierung, und versuchen, keine Überangebote im Wohnungsmarkt
herzustellen, um nicht die Preise hinaufzudrücken.
Abschließend vielleicht noch zur Frage Passivhäuser,
weil Kollege Chorherr und auch Kollege Ellensohn das angesprochen haben: Das
ist uns wichtig. Wir sind sehr stolz darauf, dass wir schon seit zehn Jahren
den Niedrighausstandard in Wien, im Unterschied zu den anderen Bundesländern,
durchgesetzt haben und dass wir seit fast drei Jahren im Passivhaus viele
innovative Projekte gesetzt haben. Mit Eurogate in Aspang werden wir mit
1 000 Passivhäusern überhaupt das größte Passivhausangebot in ganz
Europa haben. Da sind natürlich Bedingungen wie in Vorarlberg, wo überhaupt nur
15 Prozent im mehrgeschoßigen Wohnbau errichtet werden, für uns in einer
Großstadt keine vergleichbare Größe. Ich will jetzt nicht die Leistungen
unserer Kollegen in Vorarlberg schmälern, aber das sind andere Dimensionen, und
zwar in absoluten Zahlen als auch in prozentuellen Zahlen.
Ungeachtet davon glaube ich, es ist wichtig, sich
damit auseinanderzusetzen, auch zu evaluieren, welche Erfahrungen wir in der
Großstadt damit gemacht haben. Ich bin da sehr gesprächsbereit, dass wir auch
neue Projekte entwickeln, und zwar nicht nur im Neubau, sondern beispielsweise
auch in der Sanierung, dass wir versuchen, sanierte Altmietbauten, alte
Genossenschaftsbauten so zu sanieren, dass wir sie beispielsweise auf
Passivhausstandard bringen. Das ist, glaube ich, eine interessante
Herausforderung, die wir auch mit den Mitteln der Wohnbauförderung unterstützen
können und wo wir wieder einmal, wie ich meine, auch europaweit beispielhaft
sein können.
Deshalb, abschließend, würde ich bitten und einladen,
dass wir gemeinsam darüber nachdenken, wie wir diese strategische Ausrichtung
vornehmen. Ich bin da immer gesprächsbereit, auch punktuelle Veränderungen, vor
allem in den Bezirken, anzusehen.
Es ist richtig, es gibt noch Problembereiche, es gibt
auch Problemhäuser. Es gibt ebenso, auch wenn sie weniger werden, private
Spekulanten. Sie haben schon recht, es gibt auch einzelne Wohnungen, wo
Familien mit Schimmel wohnen müssen. Wir setzen aber alles daran, um diesen
Mieterinnen und Mietern im Kampf gegen diese Spekulanten beizustehen,
beispielsweise mit Rechtsberatung und Rechtsunterstützung, damit sie das auch
gegen diese Spekulanten durchkämpfen können. Es gibt auch einzelne Objekte, wo
wir die Straße quasi absperren müssen, weil Spekulanten sich nicht um die
Häuser kümmern. Aber es wird auch an uns liegen, dem privaten Spekulantentum
entsprechend entgegenzutreten.
Ich kann nur ankündigen, dass wir,
weil Sie, Herr StR Herzog, die Novelle der Bauordnung angesprochen haben, jetzt
einmal die Techniknovelle zu einem Abschluss bringen, die mit der
Harmonisierung der Bauordnung auf Landesebene, glaube ich, einen guten Schritt
in die Richtung geht, auch im Bereich des Bürobaus stärkere ökologische
Schranken einzusetzen, dass wir aber dann anschließend, vielleicht Ende Sommer,
Anfang Herbst, gemeinsam darüber nachdenken, wie wir mit einer weiteren Novelle
der Bauordnung jene Punkte
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