Gemeinderat,
22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 140
anschaut,
von Amsterdam bis Turin, von Bratislava bis Manchester, Stockholm, Rom, Prag,
überall sind es die Metropolen, in denen die Arbeitslosigkeit niedriger ist als
im übrigen Land. Nur in Wien ist das anders. Und wenn wir heute auch Ihrer Rede
zugehört haben, es hat 25 Minuten gedauert, bis das erste Mal von
Wirtschaftsförderung die Rede war. Da kommt das, was wir brauchen, nämlich
wirtschaftliche Dynamik, viel zu kurz, und wir wissen, das ist genau das, was
notwendig wäre, damit die Rahmenbedingungen geschaffen werden, dass in dieser
Stadt die Wirtschaft jene Möglichkeiten hat, damit sie Arbeitsplätze
bereitstellen kann.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren, hier hat dieser Rechnungsabschluss nur zu einem
Fortschreiten dessen geführt, was wir in den letzten Jahren immer wieder
gewohnt waren.
Interessanterweise
haben Sie bei einem einzigen Punkt auf den Bund hingewiesen, und das ist so
skurril, dass ich doch darauf eingehen muss, nämlich bei der Verschuldung.
Also, dass eine SPÖ, die Verantwortung dafür trägt, dass 30 Jahre auf
Bundesebene durch Verstaatlichtenpleite und durch viele andere Fehler ein
Budgetdefizit der Regierung Schüssel hinterlassen wurde, dass diese SPÖ hier
sich traut, davon zu sprechen, dass der Bund in einer schlechteren
Verschuldenssituation wäre als Wien, das ist wirklich eine Chuzpe, und das ist
etwas, was festzuhalten ist. (Beifall bei der ÖVP. – GR Christian Oxonitsch:
Wer war denn dann der Schuldenmacher?) Wir wissen ganz genau, dass wir in
der Zeit der Regierung Schüssel die Verstaatlichtendefizite … (GR
Christian Oxonitsch: Wie war denn der Schuldenabbau des Bundes?) Wie war
der Schuldenstand zum Zeitpunkt 1970, als die ÖVP-Alleinregierung das
Regierungsamt an die SPÖ übergeben hat? (GR
Christian Oxonitsch: Wie war denn der Schuldenabbau in den letzten Jahren?) Es
gab ein ausgeglichenes Budget, und dann waren es 100 Milliarden ATS.
Das war die Situation, mit der sich die Regierung Schüssel auseinandersetzen
musste. (Beifall bei der ÖVP. – GR Christian Oxonitsch: Wie war der
Schuldenabbau in den letzten Jahren?)
Ich finde
es bemerkenswert, dass da die Freiheitlichen Zwischenrufe machen. Das passt
eigentlich ganz gut auch zu den Aussagen, die man am Samstag in der Wiener
Zeitung gelesen hat, wo man fast einen Koalitionswunsch des Wiener
Bürgermeisters mit den Freiheitlichen herausgelesen hat, und heute hat es ja
fast Wünsche der SPÖ hier gegeben, dass es doch viel besser mit der FPÖ ginge
auf Bundesebene als mit der ÖVP. Es geht mich nichts an, aber bitte, es sei nur
hier vermerkt.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren, was wir auf jeden Fall in diesem Rechnungsabschluss
vermissen, ist wirtschaftliche Dynamik, ist vor allem eine gezielte
Wirtschaftspolitik, damit die Arbeitsmarktdaten Wiens besser werden.
Wie sind
denn die Rahmenbedingungen: Die Investitionsquote sinkt, die Investitionen
gehen 2006 zurück, es gibt keine Steuerreform zur Ankurbelung der Wiener
Wirtschaft, es gibt keine tiefgreifende Verwaltungsreform, und es gibt einen
Stillstand.
Und wenn
Frau Vizebürgermeisterin davon gesprochen hat, dass die Region Wien eine der
stärksten in Europa ist, dann muss sie sich eigentlich beim Landeshauptmann von
Niederösterreich und beim Bund bedanken, denn es ist die gesamte Region, die
boomt, und aus dieser Situation der Gesamtregion könnte Wien weitaus mehr
herausholen, als es dies tut. (Beifall bei der ÖVP.)
Und es war die Rede davon, dass für Wien auch die
Daseinsvorsorge eine ganz besondere Rolle spielt. Das ist schon richtig, aber
ob der richtige Ansatz für Daseinsvorsorge eine Teuerungswelle in allen
Bereichen ist, das ist etwas, was ich entschieden zurückweise. (Beifall bei
der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, das Zahlenwerk
für 2006 spricht eine deutliche Sprache, und wir stellen fest, dass
wirtschaftspolitische Dynamik fehlt. Der WIFO-Experte Peter Mayerhofer hat dazu
vor wenigen Jahren festgestellt, dass Wien nicht über jene
Spezialisierungsmuster hochentwickelter Stadtregionen verfügt, die notwenig
wären. Es ist weder eine dynamische Industriestadt noch ein hochrangiges
Dienstleistungszentrum.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, dazu hätten wir
gerne Antworten gehört, hätten wir gerne Zahlen gesehen, hätten wir gerne heute
Ansagen gehört. Denn, meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn in den letzten
30 Jahren 60 Prozent der Industriebeschäftigten verloren gegangen
sind, dann frage ich mich, was ist dagegen geschehen? Warum ist es München
gelungen, die Zahl der Industriebeschäftigten in den letzten 30 Jahren
nicht zu reduzieren, sondern mehr Industriebeschäftigte zu haben? Und es ist
kein Wunder, wenn die Arbeitslosenzahl von München mit 6,4 Prozent 2006
deutlich unter jener von Wien liegt. Und Sie brauchen sich ja nur bei ihrem
Kollegen Ude in München erkundigen, wie das ist.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist der
Stillstand, der die Situation Wiens ausmacht. Was ist das Einzigartige, das
wirtschaftspolitisch Einzigartige, das so genannte USP von Wien, wohin geht die
strategische Planung, warum orientiert man sich nicht etwa an einem Konzept wie
das Oberösterreich mit seiner Initiative Innovatives Oberösterreich 2010
gemacht hat? Und die Arbeitsmarktdaten von Oberösterreich sagen deutlich, wie
erfolgreich das dort gewesen ist. Oberösterreich hat einen Bruchteil der
Arbeitslosenzahl von Wien.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, Bgm Häupl
ist 1994 als Bürgermeister mit einem sehr anspruchsvollen Ziel angetreten,
nämlich Arbeitslosigkeit zum Verschwinden zu bringen. Tatsächlich haben wir
heute um mehr als 30 000 Arbeitslose mehr und 30 000 Arbeitsplätze
weniger als damals.
Ist das die Sozialpolitik der SPÖ, ist das der soziale
Anspruch einer Partei, die das Wort sozial im Namen trägt? Nein, meine sehr
geehrten Damen und Herren. Wien hat im Bundesländervergleich die höchste
Arbeitslosenrate mit 9,3 Prozent, der Bundesländerschnitt beträgt
6,8 Prozent. Die Zahl der unselbstständig
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