Gemeinderat,
22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 140
Gremien befasst werden müssen, weil es sich um eine Maßnahme der Wiener Linien handelt, so ein Sprecher. Wenn man bedenkt, wie oft wir da um ein paar Tausend Euro reden bei den verschiedenen Sitzungen oder auch im Gemeinderat selber, und jetzt ist ein Volumen von mehreren Millionen Euro, bis hin zum zweistelligen Bereich, in Diskussion, dann sieht man, wo man bei der Opposition und bei den Rechten ansetzen muss. Diese Ausgliederungen führen einfach dazu, dass Oppositionsrechte massiv beschnitten sind. Das Problem sieht man hier ganz offensichtlich.
Heute sind auch, wenn wir schon bei den
SozialhilfeempfängerInnen sind, die Armutszahlen angesprochen worden. Die
Armutszahlen in Österreich explodieren. Eine Million Menschen lebt an oder
unter der Armutsgrenze, je nachdem, wie man es genau definiert, davon
270 000 Kinder, mindestens ein Viertel der Betroffenen in Wien
alleine. Dramatischer Anstieg der Zahl der SozialhilfeempfängerInnen – auch
nichts Neues –, Verdoppelung seit dem Jahr 2000. Und dann gibt es ein paar
Rezepte dafür: Armutsbekämpfung durch Bildung, Armutsbekämpfung durch – die Grünen würden sagen – eine
Grundsicherung. Der Vorschlag lautet jetzt „Mindestsicherung", ich nenne
sie lieber eine Minisicherung, weil es eine sehr, sehr magere Art von
Grundsicherung darstellt.
Das würde nach den Vorschlägen der Grünen viel Geld kosten, so wie auch
die Sanierung der Pflege sehr viel Geld kosten würde. Maria Vassilakou hat das
angesprochen. Nach Meinung der Grünen
wäre es zumindest eine Diskussion wert, darüber nachzudenken, warum ich, wenn
ich mir den Fuß beim Sport oder bei einem Autounfall breche, selbstverständlich
im Spital gepflegt werde und keine zusätzlichen Kosten habe, wenn ich aber alt
und pflegebedürftig werde, das aus dem eigenen Sack zahlen muss. Das sollte
einmal diskutiert werden, denn die Pflege im Alter ist nichts anderes als eine
Gesundheitsdienstleistung, und die sollte nach meiner Meinung aus den
Gesundheitskosten bezahlt werden und nicht durch das Privatbudget der einzelnen
Menschen.
Bei diesen Wünschen sprechen
wir hier, vor allem, wenn man die Pflege dazurechnet, nicht von ein paar
Millionen, sondern von ein paar Milliarden, daher hat auch die Finanzstadträtin
richtig gemeint, wir werden darüber nachdenken müssen, ob wir nicht neue
Finanzierungsquellen brauchen, und hat einmal kurz das Wort Vermögenssteuern fallen
lassen und einmal kurz die Ausweitung der Bemessungsgrundlage im Bereich
Gesundheit angedacht, also für die Besserverdienenden eine leicht höhere
Steuer.
Die Bilanz der SPÖ dazu ist eine andere:
Erbschaftssteuer abgeschafft, Schenkungssteuer wird abgeschafft,
Stiftungsprivilegien wurden unter der SPÖ federführend eingeführt, die
Vermögenssteuer in Österreich ist so niedrig wie nahezu nirgends, einmalig
niedrig. Wir sind ein Steuerparadies für Reiche, für Superreiche und für sehr,
sehr Wohlhabende, ein Steuerparadies, das wir uns nach unserer Meinung nicht
mehr leisten können. Wir liegen mit unseren Vermögenssteuern am Ende aller
OECD-Länder und nehmen damit mit Müh und Not im Moment noch
1 Milliarde EUR ein in Österreich, Tendenz sinkend durch die angesprochene
Abschaffung der Vermögens-, der Schenkungs- und der Erbschaftssteuer.
Jetzt wäre darüber nachzudenken, und zwar nicht nur
in ein paar Wortmeldungen. Sogar der Herr Gusenbauer hat das gestern wieder
gemacht, nachdem er gerade eine Tour durch die Bundesrepublik gemacht hat, bei
der er diese niedrigen Steuersätze so gelobt hat. Jetzt denkt er wieder nach.
Jetzt weiß ich nicht, ist er das erste Mal umgefallen, ist er jetzt umgefallen
oder ist er zweimal umgefallen, was nicht geht, wenn man nicht zwischendurch
aufsteht, aber egal. Auch der Herr Gusenbauer hat zwischendurch formuliert:
Denken wir einmal über die Vermögenssteuer nach. Es war das gestern, ich weiß
nicht, ob das heute noch seine Position ist, aber es war heute auch die
Position der Frau Brauner, die das zwischendurch angedacht hat.
Und dafür gilt es, Mehrheiten in diesem Land zu
sammeln, damit wir einen Teil unserer Steuereinnahmen und in Zukunft einen
größeren, einen wachsenden Teil durch Vermögenssteuern oder durch
vermögensbezogene Steuern einnehmen. Sie haben mit den GRÜNEN einen
verlässlichen Partner in dieser Frage.
Es ist auch weit über die GRÜNEN oder einzelne Kreise
in der Sozialdemokratie hinaus klar, dass wir die großen Aufgaben der Zukunft
nicht alleine mit Lohnsteuern und Mehrwertsteuern leisten können. Das wissen
alle, das wissen wir alle. Wir werden entweder die Bildung ausbauen, die Pflege
garantieren können und Kindergartenplätze neu schaffen und, und, und – oder
nicht. Und das wird davon abhängen, ob wir genügend Steuereinnahmen haben. Das
ist ganz eine einfache Rechnung. Man braucht das nur zusammenrechnen zu können.
Wien könnte darüber hinaus
darüber nachdenken, ob nicht sogar die Möglichkeit bestünde, Vermögenssteuern
auf kommunaler Ebene einzuheben. Wir haben in Wien – heute ist schon ein paar
Mal das Stichwort Gemeindebau gefallen – in den 20er Jahren mit den
Breitner-Steuern den Gemeindebau finanziert. Man könnte heute darüber
nachdenken, ob man nicht dann – da gibt es noch keinen fixen Fachbegriff, in
Deutschland heißt das irgendwie schon Planwertabgabe, Flächenwidmungssteuer
wäre etwas falsch ausgedrückt, weil nicht jede Flächenwidmung automatisch eine
Aufwidmung ist –, wenn jemand gewinnt bei einer Flächenwidmung, eine
Planwertabgabe einheben könnte.
Ganz einfaches Beispiel:
Rothneusiedl ist ein Acker und nichts wert, ehe nicht öffentliche
Dienstleistungen wie U-Bahn und anderes hingebaut werden. Auch wenn wir gegen
dieses Projekt sind, aber es eignet sich zum Herzeigen, wie ein Grundstück
etwas wert wird. Das wird nicht etwas wert, weil es in der Familie von einer
Hand in die nächste gegeben wird über Generationen, sondern ein Acker bleibt
ein Acker und ist eben nicht viel wert, bis rundherum Schulen und Infrastruktur
gebaut werden. Dann ist er viel wert, und von diesem Mehrwert einen
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