Gemeinderat,
22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 67 von 140
mehr als seltsames. Wollen wir uns doch einmal
genauer anschauen, wie es wirklich ist. Da bedarf es natürlich schon ein
bisschen ökonomischen Sachverstandes, aber nicht viel. (StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Den haben Sie nicht! Ihnen
fehlt er leider!) Man muss nur die Statistik hernehmen und sich das
örtliche Aufkommen an den gemeinschaftlichen Bundesabgaben anschauen. Also die
Gelder, die im Zuge des Finanzausgleichs verhandelt werden, nennen wir
gemeinschaftliche Bundesabgaben. Diese gemeinschaftlichen Bundesabgaben werden
dann auf die Bundesländer, den Bund, die Kommunen verteilt.
Schauen wir doch mal an, woher die wirklich kommen
und wer die aufbringt. Ich habe mir die Prozentsätze ausgerechnet. Ich hatte ja
lange Zeit, während ich hier saß, und habe mir nicht nur die absoluten Zahlen –
mit denen will ich Sie jetzt nicht langweilen, weil es schon so spät ist –,
sondern auch die Prozentsätze ausgerechnet.
Es kommen von diesen Geldern, von denen hier
gesprochen wurde, dass sie nach Wien fließen, 3,6 Prozent aus Vorarlberg,
5,4 Prozent aus Tirol, 3,8 Prozent aus Kärnten, 7,1 Prozent aus
der Steiermark, 7,6 Prozent aus Salzburg, 12,4 Prozent aus
Oberösterreich, 0,8 Prozent aus dem Burgenland. Von dem so hoch gelobten
Niederösterreich, mit dem wir im Übrigen eine sehr gute Beziehung haben, denn
ich glaube, dass wir in der Ostregion nicht gegeneinander, sondern miteinander
arbeiten müssen, von diesem so hoch gelobten, wirtschaftlich so potenten
Niederösterreich kommen 11,6 Prozent und von Wien, sehr geehrte Damen und
Herren, 47,5 Prozent! Ich glaube, mehr braucht man dazu nicht mehr zu
sagen. (Beifall bei der SPÖ.)
Und bitte machen Sie die Arbeit des
Wirtschaftsförderungsfonds nicht so schlecht, Sie machen damit auch die Arbeit
Ihrer eigenen Kollegen schlecht. Denn das, was wir dort machen – und auch das
habe ich mich bemüht, zu Beginn bei meinen Einleitungsstatements zu sagen –,
machen wir miteinander, und ich bin dankbar dafür und werde alles dazu
beitragen, dass es dieses Miteinander weiterhin gibt – auch über Parteigrenzen
hinweg. Es sind alle Beschlüsse in diesem Gremium einstimmig. Wir bemühen uns
sehr, auch entsprechende Informationen zu geben, damit alle mitgehen können.
Also bitte, machen Sie die Arbeit des Wirtschaftsförderungsfonds nicht so
schlecht, noch dazu, wo die Tatsachen für die Wirtschaftsförderung in Wien
sprechen.
Einige Beispiele sind schon
genannt worden: Die 300 Headquarters, die wir in Wien haben, im Jahr 2006
waren es 74 neue Unternehmungen, die sich in Wien angesiedelt haben, und auch
im Jahr 2007 – das ist jetzt nicht unser Thema, aber nur, weil gemeint wurde,
wir sollten auch in die Zukunft schauen – gibt es entsprechende
Betriebsansiedlungen. Die letzte, an der ich persönlich die Freude hatte
teilzunehmen, erfolgte von Terra Maschinen, einer österreichischen Gesellschaft
mit sehr großer internationaler Vernetzung, die im Übrigen von Niederösterreich
nach Wien übersiedelt ist.
Auch die Unternehmensneugründungen sind in Wien auf
absolut hohem Niveau. Ich erspare es mir jetzt, Ihnen die Statistiken
vorzulesen, ich stelle sie Ihnen aber sehr, sehr gerne zur Verfügung.
Und natürlich, sehr geehrte Damen und Herren – da
stimme ich all jenen zu, die auch die Klein- und Mittelbetriebe angesprochen
haben –, ja, die KMUs sind das Rückgrat der Wiener Wirtschaft. Dessen sind wir
uns sehr bewusst und darum bemühen wir uns auch. Es ist ein absoluter Auftrag
an den Wirtschaftsförderungsfonds, diese KMUs prioritär zu unterstützen. Wir
haben vor Kurzem einen eigenen Call für KMUs im Produktionsbereich präsentiert,
weil wir diesen Schwerpunkt auf die KMUs legen – ja, sogar auf die
Kleinstunternehmungen, für die es eigene Schwerpunkte gibt – und gleichzeitig
eben auch auf den Produktionsbereich, weil wir diese traditionelle Seite nicht
vernachlässigen wollen.
Es gibt auch eine neue Beteiligungsinitiative. Das
geht in Richtung der Frage, wie man dem seitens der Banken aufgezeigten Problem
gegensteuern kann. Hier gibt es Initiativen, hier gibt es auch Bemühungen,
entsprechend Aktivitäten zu setzen. Und dass die auch erfolgreich sind, zeigt
sich dadurch, dass auch die Betriebsinsolvenzen um über 6 Prozent
zurückgegangen sind. Aber hier gilt dasselbe wie beim Thema Arbeitslosigkeit:
Nicht nur jeder Arbeitslose ist einer zu viel, sondern jeder Konkurs ist einer
zu viel. Und natürlich gibt es hier einen inhaltlichen Zusammenhang. Wir werden
daher bei diesen Bemühungen sicher nicht nachlassen.
Auch ein wenig Zusatzinformationen zu der Diskussion
um den Schuldenstand. Natürlich kann man leicht eine Zahl herausnehmen und
sagen – weil ich vorhin den Vergleich mit den Bund gebracht habe –, im Bund hat
es sozusagen in den vergangenen Jahren überhaupt keine Schuldenpolitik gegeben,
es ist der Zinsendienst zurückgegangen. Na ja, dass man weniger zurückzahlt,
heißt an sich noch nicht viel, das passiert öfter. Die Frage ist: Wie hat sich
denn der Schuldenstand entwickelt in den vergangenen Jahren? Und ganz konkret,
weil wir hier darüber diskutiert haben: Wie hat denn die Regierung Schüssel
hier agiert? Und da gibt es Zahlen und Fakten, sehr geehrte Damen und Herren,
und wenn man sich ein bisschen mit der Materie auseinandersetzt, muss man die
nur einfach lesen, und die sind eindeutig.
Im Jahr 2000 – und das ist meines Wissens nach der
Antritt der Regierung Schüssel gewesen – gab es Finanzschulden von
120,705 Milliarden und beim Abtritt, bei der Abwahl im Jahr 2006 gab es –
als Wiener Finanzstadträtin kommt einem das Wort gar nicht über die Lippen, da
kriegt man das Gruseln – 145,265 Milliarden. Also das sind um
25 Milliarden mehr, die es in dieser Regierung Schüssel gegeben hat.
Das sind ganz offizielle Zahlen, sehr geehrte Damen
und Herren, und wenn man sich das anschaut und wenn man hier argumentiert,
sollte man es bitte seriös tun.
Ich kann Ihnen noch ergänzend
mitteilen, was es pro Kopf bedeutet: Im Jahr 2003 16 640 EUR
Verschuldung pro Kopf, jetzt, 2006, 17 560 EUR. Nicht, dass ich mich
darüber freue, ganz und gar nicht, im Gegenteil. Wien trägt einen großen Teil
dazu bei, die Budgetsituation des Bundes überhaupt zu stabilisieren, indem wir
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