Gemeinderat,
22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 107 von 140
kürzlich veröffentlichten Studie für 2006 ex aequo mit Vancouver den dritten Platz von 215 möglichen ein. Mit 107,7 Punkten – New York hat hier den Basiswert von 100 Punkten – liegen wir nur um 0,4 Prozent beziehungsweise 0,3 Prozent hinter den führenden Städten Zürich und Genf, wobei festzustellen ist, dass Zürich knapp ein Viertel der Bevölkerung Wiens und damit auch der umweltrelevanten Pflichten hat. Genf ist noch wesentlich kleiner, und das kanadische Vancouver weiß seine einmalige Lage als Hafenstadt mit wintersporttauglichen Bergen im unmittelbaren Hinterland trefflich zu kombinieren.
Meine Damen und Herren! Faktum ist, dass Wien die
Hauptstadt mit der weltweit höchsten Lebensqualität ist. Wien ist und bleibt
die lebenswerteste Millionenstadt der Welt. Dies sei ohne Überheblichkeit, aber
auch mit angemessenem Stolz in dieser Rechnungsabschlussdebatte ganz genau beim
Kapitel Umwelt festgehalten. (Beifall bei
der SPÖ.)
William M Mercer beweist es, wissenschaftlich
unterlegt, einmal mehr: Unser Wien verdient diesen Arbeits- und Ehrentitel
„Umweltmusterstadt“ völlig zu Recht. Daran können so manche taktisch
verständlichen, aber sachlich eher kleinkrämerischen Einreden und Besserwissereien
aus den Oppositionsbänken, wie auch hier und heute soeben erlebt, wahrlich
nichts ändern!
Welche Neuerungen gab es nun im vergangenen Jahr in
der Umwelt- und Klimapolitik unserer Stadt? – Vorweg: Es war ein gutes
Jahr für großflächigen Schutz von Ökosystemen und den generellen Schutz der
Artenvielfalt von Fauna und Flora und deren Lebensräumen in Wien, denn die
herausragende ökologische Flächenbilanz Wiens wurde organisatorisch und
legistisch weiter entwickelt. Bekanntlich ist die Hälfte des Wiener Stadtgebietes
erlebbarer Grünfreiraum. Ein Drittel davon genießt besonderen Flächenschutz,
vom kleinen Naturdenkmal über geschützte Landschaftsteile, von den großen
Landschaftsschutzgebieten wie dem Wiener Prater oder auch dem Lainzer
Tiergarten bis hin zum besonders herausragenden Nationalpark Donauauen.
Wurden zuvor schon die Landschaftsschutzgebiete
Penzing und Ottakring etabliert, konnten 2006 der Grüne Prater widmungsgemäß um
20 ha erweitert und die Verordnung für das Schutzgebiet Währing
aufbereitet und mittlerweile rechtswirksam gemacht werden.
Anlässlich des Wienerwald-Millenniums 2002 erfolgte
die Übereinkunft zwischen Wien und Niederösterreich, einen Biosphärenpark zu
errichten, der allein auf Wiener Stadtgebiet 10 000 ha umfasst. Und
2006 wurden mit dem Wiener Biosphärenparkgesetz, mit der Vereinbarung mit den
beiden beteiligten Bundesländern nach Art 15a des
Bundes-Verfassungsgesetzes und schlussendlich mit der Zertifizierung durch die
UNESCO berechtigte Schlusssteine unter dieses Vorzeigeprojekt in Sachen
Nachhaltigkeit gesetzt. Damit ist Wien die einzige Hauptstadt und erst recht
die einzige Millionenstadt der Welt, die Anteile sowohl an einem Nationalpark
wie auch an einem international anerkannten Biosphärenpark besitzt. Das sind
zwei Juwele, um die uns viele Regionen in der Zukunft noch massiv beneiden
werden!
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass der
Nationalpark ein in ökologischer Bauweise errichtetes und behindertengerecht
ausgestattetes Tor, nämlich das Besucherinformations- und Schulungszentrum
Nationalparkhaus Wien, im heurigen Mai als neue Visitenkarte erhalten hat.
Gleichzeitig wird der Waldschule Lobau damit ein neues multifunktionelles
Domizil mit ganzjährigem Betrieb durch Hackschnitzelheizung und Erdwärmepumpe
ermöglicht.
Die Qualität der Wiener Grünräume ist natürlich auch
untrennbar mit den Leistungen der Wiener Stadtgärtnerinnen und Stadtgärtner
verbunden, die über 1 000 Parkanlagen und Grünflächen hervorragend
betreuen. Im Vorjahr wurden nicht nur 16 Parks neu angelegt oder völlig
neu gestaltet, sondern auch ein Planungsleitbild für gender-gerechte Gestaltung
der Parkanlagen, mehr Sicherheit und bestmögliche Vermeidung von
Nutzerkonflikten entwickelt sowie ein Gutteil der 600 Blumenbeete mit
durchgehenden Farbachsen optisch verbessert. Alles Gründe, den Leiter der
MA 42 symbolisch vor den Vorhang des Wiener Gemeinderats zu bitten und
ausnahmsweise Ing Weisgram und seinem Team Blumen zu streuen. (Beifall bei der SPÖ.)
Erfreuliches gibt es auch, im Gegensatz zu der
Meinung meines Vorredners Parzer, von der Verkehrspolitik zu berichten. Die
Wiener Linien konnten die Zahl ihrer Fahrgäste von 746 Millionen in einem
einzigen Jahr um weitere 3,4 Prozent auf 772 Millionen Fahrgäste steigern und
damit ein All-Time-High im öffentlichen Personennahverkehr Wiens erzielen. Die
Verlängerung der U1 mit fünf neuen Stationen an den nördlichen Stadtrand, die
Fortsetzung der Ertüchtigung der Straßenbahnen mit Niederflurgarnituren, ULF,
auf mittlerweile 17 Linien und die jetzt abgeschlossene, vollendete Umstellung
der Busflotte mit den notwendigen Haltestellen-Tabs haben neben allgemeinen
Verbesserungen im Fahrbetrieb wie Intervallverdichtungen und
Betriebszeitenverlängerung sowie der Ausweitung der von den Fahrgästen sehr
geschätzten Fahrgastinformation zu diesem historischen Spitzenwert maßgeblich
beigetragen. Im Übrigen hat das Wiener U-Bahn-Netz als Kernelement des
öffentlichen Verkehrs bereits eine Länge von 66 km, was der Distanz nach
St Pölten oder über Neunkirchen hinaus entspricht.
Gab es einen De-facto-Stillstand in der
Verkehrsinfrastruktur unter Schwarz-Blau-Orange, hat Wien jetzt ungleich
bessere Chancen auf die Fortsetzung der vierten Ausbaustufe des Wiener
U-Bahn-Netzes weit über die bereits bestehende Verlängerung der U2 hinaus.
Der zügige Abschluss der Projektierung des neuen
Wiener Zentralbahnhofes Europa Mitte als durchgehender Knoten für Süd-, Ost-
und Westbahn und Minister Faymanns Festlegung des künftigen Infrastruktur- und
Investitionsschwerpunktes beim öffentlichen Verkehr sind jedenfalls ermutigende
Indizien dafür.
Geradezu sensationell ist die
Entwicklung beim Radverkehr. Aus der unverdächtigen Quelle des Verkehrsclubs
Österreichs titelt die „Kronen Zeitung“ beispielsweise am 13. Juni dieses
Jahres: „Der Radverkehr in
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